LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 27.05.2020 - 16:26 Uhrin UnternehmenLesedauer: 5 Minuten

Pimco-Portfoliomanager über drohende Rezession Wird Deutschland wieder zum „kranken Mann Europas“?

Seite 2 / 3

Dabei wird es immer wahrscheinlicher, dass die Rezession von längerer Dauer sein wird, was dem drastischen Produktionseinbruch rund um die Welt und dem daraus resultierenden, massiven Rückgang der deutschen Industriedaten zuzuschreiben ist. In den kommenden Jahren dürfte die einheimische Wirtschaft an mehreren Fronten vor Herausforderungen stehen:

Weltweite Handelskonflikte: Da die Exporte für etwa die Hälfte der Wirtschaftsaktivität verantwortlich sind, haben die globalen Handelsspannungen einen überproportionalen Effekt auf Deutschland. Zwar sollte eine gewisse Entspannung im US-chinesischen Handelsstreit die Aussichten verbessern, doch wir von Pimco rechnen nicht damit, dass bald eine endgültige Lösung für den Konflikt gefunden wird. Das bedeutet, dass jegliche Verbesserung nur gradueller Natur sein dürfte.

Ansteckungseffekte im Dienstleistungssektor: Während sich der deutsche Dienstleistungssektor besser gehalten hat als das verarbeitende Gewerbe, gibt es Anzeichen, dass sich die industrielle Schwäche zunehmend auf die übrigen Wirtschaftssegmente überträgt, wie allein der jüngste Rückgang des deutschen Einkaufsmanagerindex der Dienstleister um 3,4 Punkte auf 51,4 Punkte signalisiert. In diesem Zusammenhang könnte der Bankensektor abermals in Schwierigkeiten geraten, da die Rentabilität bereits gering ist und sich mehrere Institute gezwungen sehen, ihre Geschäftsmodelle umzugestalten.

Strukturelle Probleme: Der traditionelle Pkw-Absatz könnte sich in Zukunft schwieriger gestalten, wenn klimabewusstere Generationen auf den Besitz eines Autos verzichten oder ein elektrisches Fahrzeug wählen – hier wird das Feld in Sachen Technologie derzeit von anderen Ländern angeführt. Da die westlichen Volkswirtschaften künftig auch weniger kapitalintensiv sind und stärker auf Technologien angewiesen sein werden, könnte die Nachfrage nach Industriemaschinen entsprechend geringer ausfallen. In den zurückliegenden Jahren gab es in Europa verhältnismäßig wenige Börsengänge.

Kaum Unterstützung durch europäische Nachbarn: Die umgebenden Nationen sind wohl kaum in der Lage, das deutsche Wachstum maßgeblich anzukurbeln, da unter anderem Italien mit erheblichen strukturellen Wachstumshürden kämpft, Frankreich Verluste in seiner Wettbewerbsfähigkeit ausgleichen muss, die seit der Gründung der Eurozone zugenommen haben, und Spanien seine Stellung zwar verbessert, aber trotzdem nicht groß genug ist, um die gesamte Region zu beflügeln. In diesem Kontext gab der Gesamteinkaufsmanagerindex der Eurozone im September um 1,8 Punkte auf 50,1 Punkte nach – ein Niveau, das einem stagnierenden BIP entspricht.

Tipps der Redaktion