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Aktualisiert am 27.05.2020 - 16:26 Uhrin RegulierungLesedauer: 4 Minuten

Pimco-Spezialist Ryan Blute „Diese drei Kernbereiche wollen wir bei Pimco ausbauen“

Pimco-Experte Ryan Blute
Pimco-Experte Ryan Blute: "Für viele Schuldner sind wir der mit Abstand größte Gläubiger." | Foto: Pimco

DAS INVESTMENT: Welche Themen brennen Fondsgesellschaften derzeit unter den Nägeln?

Ryan Blute: In Europa und auch speziell in Deutschland ist das vor allem die verstärkte Regulierung – die europäischen Richtlinien Mifid II und Prips sowie nationale Gesetze. Man muss schon ein großes Fondshaus sein, um alle Anforderungen gut bewältigen zu können. Deswegen sieht man unter Asset Managern aktuell auch so viele Fusionen. Um heute dauerhaft zu überleben, sollte man entweder sehr groß sein oder umgekehrt als kleine Boutique auftreten, die sich um ein Spezialgebiet kümmert.

Was steht bei Pimco gerade ganz oben auf der To-do-Liste?

Blute: Wir wollen vor allem drei Kernbereiche ausbauen. Einer davon ist ESG, also Anlagen nach ökologischen, sozialen und Unternehmensführungs-Gesichtspunkten. Zweites Kernthema ist der Bereich Private- oder Alternative Credit (nicht börsengehandelte Kredite, Anm. d Red.). Diese Art Investments werden nicht in Ucits-Fonds angeboten. Für Pimco war das in den vergangenen Jahren allerdings ein maßgeblicher Wachstumsbereich. Drittes Kernthema ist quantitatives Investieren. Wir setzen viel Zeit und Geld ein, um noch bessere Portfoliomanager zu werden und neue Anlageprodukte zu entwickeln.

Sie sprachen ESG an. Das Thema steht aktuell bei vielen Fondsgesellschaften im Mittelpunkt. Allerdings gibt es recht unterschiedliche Definitionen von Nachhaltigkeit. Wie bewertet man bei Pimco, ob ein Investment nachhaltig ist?

Blute: Wir haben unseren eigenen Maßstab entwickelt. Wir vergeben von einem bis zu fünf Punkten auf Basis der drei Kriterien E, S und G. Das machen wir sowohl für Unternehmen als auch für Staaten, die Anleihen emittieren. Die Punktzahl des gesamten Portfolios vergleichen wir mit der des Index. Unser Ziel ist, nicht nur eine bessere Performance zu erwirtschaften, sondern auch einen höheren ESG-Score zu haben als der Vergleichsindex.

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Heißt ESG bei Ihnen, dass Sie vor allem Investments ausschließen?

Blute: Nicht nur. Maßgeblich sind dabei drei E’s: Erstens „Exclude“: Wir schließen einen kleinen Teil des Investment-Universums aus, aus Industrien, die wir vermeiden wollen, zum Beispiel Tabak oder Waffen. Zweites E steht für „Evaluate“: Unsere Analysten untersuchen die Umweltmaßstäbe - wie die Firmen etwa mit den Themen saubere Luft oder grüne Energien umgehen. Außerdem berücksichtigen sie die Arbeitsbedingungen. Daraus erstellen wir auch unsere Bewertung von 1 bis 5. Das dritte E ist „Engage“: Als großer Anleihemanager können wir positiv auf die Unternehmen einwirken.

Aktive Investoren kennt man vor allem aus dem Aktienbereich. Als Anleihemanager haben Sie ja nicht einmal ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung.

Blute: Es waren tatsächlich zuerst die großen Aktieninvestoren, die ESG für sich reklamiert haben. Sie können ihr Stimmrecht wahrnehmen und unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten abstimmen. Allerdings kommt auch Pimco immer wieder mit den Unternehmen in Kontakt und kann mit der Zeit Einfluss ausüben. Wir argumentieren ähnlich wie Aktieninvestoren: dass wir in eine Anleihe investieren und sicherstellen wollen, dass das Unternehmen auch in ESG-Belangen Fortschritte macht. Das ist das eine. Andererseits verwaltet Pimco auch 2 Billionen Dollar für Kunden. Wir haben starke Muskeln. Für viele Schuldner sind wir der mit Abstand größte Gläubiger.

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