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Aktualisiert am 27.05.2020 - 16:26 Uhrin RegulierungLesedauer: 4 Minuten

Pimco-Spezialist Ryan Blute „Diese drei Kernbereiche wollen wir bei Pimco ausbauen“

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Ein Beispiel für aktives Einschreiten von Pimco?

Blute: Es ging einmal um die Anleihe eines Energie-Unternehmens in einem Schwellenland. Bei der Analyse bemerkten wir, dass die Arbeitsschutzvorkehrungen dort mangelhaft waren. Wir forderten, die Bedingungen zu verbessern und Sicherheitsstandards einzuhalten, sonst würden wir kein Geld mehr leihen. Wenn Pimco damit droht, hat man schnell den Finanzchef eines Unternehmens am Telefon und es geschieht etwas.

Denkt man bei Pimco darüber nach, zukünftig auch einmal Passiv-Investments anzubieten?

Blute: Wir sind vornehmlich Anleihe-Investoren. Wir glauben stark daran, dass sich Anleihen hier von Aktien unterscheiden.

Es gibt aber auch Bond-Indizes und auf sie lautende ETFs.

Blute: Das stimmt. Allerdings ist passiv nicht die schlauste Art, in Anleihen zu investieren. Was den Anleihenmarkt besonders macht: Die Hälfte davon beherrschen Anleger, die nicht unbedingt nur auf eine optimale Rendite achten. Zum Beispiel Zentralbanken mit ihren Kaufprogrammen oder Versicherungsunternehmen, die bestimmte Regeln der Solvency-Richtlinie einhalten müssen. Sie investieren aus ganz anderen Gründen als wir. Es gibt noch eine Verzerrung am Anleihemarkt, die aus der Zusammensetzung von Anleihe-Indizes herrührt: Die Unternehmen, die sich das meiste Geld leihen, machen in den großen Indizes auch die größten Positionen aus. Dadurch sind etwa Italien, Japan oder die USA in globalen Anleihe-Indizes am stärksten vertreten. Je mehr Schulden, desto größter das Gewicht im Index. Von solchen Verzerrungen profitieren wir als aktiver Manager allerdings auch.

Inwiefern?

Blute: Wenn wir wissen, was auf der Kaufliste bestimmter Investoren steht, können wir teurere Anleihen an diese weiterverkaufen und selbst günstigere einkaufen. Bereits der durchschnittliche aktive Anleihemanager schlägt langfristig seine Benchmark. Das bestätigt auch Morningstar. Die Zinsraten sind sehr niedrig, und wir rechnen mit steigender Volatilität. Das ist unserer Meinung nach eine besonders ungünstigste Zeit für passive Anleihe-Investments. Pimco will rein aktiver Manager bleiben.


Über den Interviewten:
Ryan Blute leitet seit 2015 das globale Wealth Management EMEA bei Pimco. Er kam 2000 zu dem Unternehmen und war zuvor Geschäftsführer von Pimco Deutschland.

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