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Pimco zu Inflation Fiskalpolitik könnte zum Inflationstreiber werden

Fast menschenleerer Strand auf Mallorca: Europas Wirtschaft läuft noch lange nicht auf vollen Touren, und das drückt auf die Preise.
Fast menschenleerer Strand auf Mallorca: Europas Wirtschaft läuft noch lange nicht auf vollen Touren, und das drückt auf die Preise. | Foto: imago images / Eibner

In der Vergangenheit haben die Zentralbanken über Instrumente wie Zinssätze, Geldmenge und Zentralbankreserven die Inflation massiv beeinflusst. Das könnte sich in einer Post-Covid-19-Welt mit Zinsen nahe ihrer Untergrenze ändern, und die Fiskalpolitik könnte sich zu einem wesentlich bedeutenderen Treiber für die Inflation entwickeln.

Sofern die stimulierende Fiskalpolitik nach der Erholung vom Covid-19-Schock nicht fortgesetzt wird, dürfte die Inflation in Europa in den kommenden Jahren niedrig bleiben. Und das trotz des jüngsten Geldmengenwachstums, das früher ein verlässlicher Hinweis auf eine anstehende Inflation war. Sehen wir uns den Umfang etwas näher an.

Die Kennzahl Geldmenge M3 Eurozone umfasst Bankeinlagen, aber keine Zentralbankreserven, und ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Im Juli erhöhte sie sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 Prozent und erreichte damit fast die Rekordniveaus vor der Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2008. Auch in Großbritannien wächst die Geldmenge.

Verantwortlich für dieses Wachstum sind vor allem:

  • Die quantitative Lockerung der Zentralbanken (quantitative easing – QE): Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE) kaufen Anleihen, in erster Linie Staatsanleihen, und ersetzen diese über das Banksystem mit Einlagen. Das geschieht deshalb, weil sich der Staatsanleihenpool erheblich vergrößert hat, da die Regierungen mehr Anleihen verkauft haben, um die neuen fiskalischen Stimulierungspläne zu finanzieren, mit denen die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie eingedämmt werden sollen.
  • Mehr Kredite: Die Banken vergeben mehr Kredite, vor allem an Unternehmen. Das ist allerdings kein normaler positiver zyklischer Indikator. Denn statt Kredite zur Finanzierung neuer Investitionsprojekte aufzunehmen, leihen Unternehmen sich Geld, um ihr Umlaufvermögen und ihre Bestände zu finanzieren und ihre Passiva zu steuern. Entsprechende Anreize dafür werden durch die neuen Kreditvergabeprogramme von Regierungen und Zentralbanken geschaffen. Die gute Nachricht ist, dass diese Programme funktionieren.

Anders als früher

Die Treiber des Geldmengenwachstums unterscheiden sich von jenen für das Wachstum der Geldmenge vor der Finanzkrise von 2008 bis 2009, als M3 nahezu ausschließlich aufgrund der großzügigen Kreditvergabe an Privathaushalte und Unternehmen stieg, wie die Abbildung zeigt:

Der Zyklus vor der Finanzkrise wurde durch eine höhere Nachfrage im Privatsektor angefacht. Das aktuelle Geldmengenwachstum wird dagegen durch eine Kombination aus fiskalischer und geldpolitischer Lockerung als Reaktion auf eine sinkende Nachfrage aus dem Privatsektor geschürt.

Diese geringere Nachfrage des Privatsektors ist die Kehrseite höherer Ersparnisse. Im zweiten Quartal dieses Jahres sind die Sparquoten von Privathaushalten in Deutschland und Frankreich zum Beispiel auf neue Rekordstände gestiegen. Wir gehen davon aus, dass sie in naher Zukunft hoch bleiben werden, da Privatpersonen aus Gründen der Vorsicht sparen und Unternehmen ihre Bilanzschulden abbauen.

In den nächsten Quartalen wird sich die Geldmenge voraussichtlich weiter stark ausdehnen, da die EZB und die BoE ihre Anleihenkaufprogramme fortsetzen. Zum Teil wird dieses Wachstum allerdings gebremst, weil Unternehmen ihre Schulden abbauen und einige staatlich garantierte Kreditprogramme auslaufen.