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Pimco zu Inflation Fiskalpolitik könnte zum Inflationstreiber werden

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Die Fiskalpolitik ist für die Inflationsaussichten wichtiger als die Geldpolitik

Wir prognostizieren angesichts der geringeren Nachfrage aus dem Privatsektor und der höheren Ersparnisse für das nächste Jahr einen anhaltend niedrigen Inflationsdruck. Europas Wirtschaft läuft noch lange nicht auf vollen Touren, und das drückt auf die Preise. Mittelfristig, also ab dem Jahr 2022, werden die EZB und die BoE (die beide an den niedrigen Zinsen festhalten) die Inflation mit Anleihenkaufprogrammen kaum in die Höhe treiben, da sich dadurch lediglich die Zusammensetzung der Vermögenswerte in privater Hand von Anleihen zu Einlagen verändert.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen für die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken halten wir die Fiskalpolitik für einen erheblich wichtigeren Inflationstreiber. Anders als die Geldpolitik, die hauptsächlich über Zinsen erfolgt, beeinflusst die Fiskalpolitik durch Staatsausgaben und Steuerpolitik unmittelbar die Gesamtnachfrage. Ferner steigt durch die Haushaltsdefizite die Menge des Vermögens in privater Hand: zum einen, indem Geld durch Anleihen ersetzt wird, und zum anderen, indem das Geld über niedrigere Steuern oder höhere Ausgaben an den Privatsektor zurückgeführt wird. Das kann ein effektiveres Mittel zur Erhöhung der Inflation sein. Allerdings müssten dazu die Konjunkturprogramme fortgesetzt werden, auch nachdem die Wirtschaft wieder auf vollen Touren läuft.

Das ist aber im Moment nicht unser Basisszenario. Die Eurozone wird sich zwar kaum erneut auf einen harten Sparkurs wie 2011 bis 2014 begeben, dennoch halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Fiskalpolitik nach der Krise besonders stimulierend bleiben wird. In einigen Ländern wie beispielsweise Italien ist die Fiskalkapazität begrenzt und wird zumindest teilweise durch die von der Europäischen Kommission vorgeschriebenen Haushaltsgrenzen gedeckelt. Andere Länder wie Deutschland haben großen fiskalischen Spielraum, den sie aber wahrscheinlich nicht ausschöpfen werden. Großbritannien wird zwar höchstwahrscheinlich nicht zu einem strengen Sparkurs zurückkehren, dennoch ist es fraglich, ob die großzügige Fiskalpolitik auch bei Vollbeschäftigung fortgesetzt wird.

Anlageimplikationen

Die Inflation wird über den zyklischen Horizont niedrig und die Duration damit voraussichtlich verankert bleiben. Wenn die expansive Fiskalpolitik auch nach der Erholung von der Corona-Krise fortgeführt wird, würde das Risiko einer höheren Inflation steigen. Vorerst halten wir das Risiko in den USA für höher, da die Regierung stärker zu einer großzügigen Fiskalpolitik bereit ist und die Zentralbank auf eine entgegenkommende Politik setzt. Ihr neues Ziel einer durchschnittlichen Inflation dürfte Raum für etwaige fiskalische Lockerungen in der Zukunft bieten. Daher geben wir inflationsgeschützten US-Anleihen, sogenannten TIPS, den Vorzug vor den Pendants aus der Eurozone und Großbritannien.

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