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PKV: Beitragssteigerungen weiterhin auf geringem Niveau

Das Beratungsunternehmen Morgen & Morgen hat erneut die Beitragsanpassungen in der Privaten Krankenvollversicherung (PKV) untersucht. Dabei setzte sich der Trend der vergangenen Jahre einer Angebotszunahme fort. Im aktuellen Rating wurden zum ersten Mal über 1.000 Tarife bewertet.
Wichtigstes Ergebnis: Die Beiträge im Neugeschäft legten mit einem Plus von 2,04 Prozent weiter nur geringfügig zu. Bei den Beitragsanpassungen (BAP) im Vorjahr waren es 2,07 Prozent. Bis auf einen Ausreißer im Jahr 2021 setzt das aktuelle Ergebnis sowie das Ergebnis im Vorjahr die Reihe mit einem Trend des leichten Anstiegs fort, so Morgen & Morgen. „Die steigende Tendenz der Beiträge im Neugeschäft pendelt sich aktuell auf einem niedrigen Niveau ein“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst des Unternehmens. Vor allem im Vergleich zu den 2012 eingeführten Bisex-Tarifen 2012, die noch Anpassungen von knapp 5 Prozent verzeichneten, seien die Anpassungen gering.
Über die Hälfte der Tarife schneiden überdurchschnittlich ab
Für ihre Untersuchung beziehungsweise das Rating betrachteten die Analysten die Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife in der Krankenvollversicherung, die schon mindestens seit fünf Jahren auf dem Markt sind. Sie wurden zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Nähere Angaben zur Methodik veröffentliche Morgen & Morgen allerdings nicht. Nur soviel: Man habe die 2018 angesetzten Benchmarks auch im Ratingverfahren 2023 beibehalten, Bohrmann: „Das erste Unisex-Ratingergebnis war 2018 eher überdurchschnittlich gut und wir nähern uns erst langsam dem normalen BAP-Niveau.“ Eine Anpassung im Benchmarking werde erst erforderlich, wenn das Ergebnis einen verzerrten Marktblick zeigen würde.

Im aktuellen Jahrgang legten die Tarife mit einer Bewertung von fünf Sternen („ausgezeichnet“) noch einmal erkennbar auf 288 zu. Die Vier-Sterne-Riege, deren Anpassungen nur sehr gering sind, nimmt im Gegenzug leicht ab. Insgesamt sind damit aber immer noch mehr als die Hälfte der Tarife mit vier und fünf Sternen bewertet. Gleichzeitig nehmen auch die schlechten Bewertungen von ein und zwei Sternen leicht zu. Das bedeutet, es gibt mehr Tarife mit höheren Beitragsanpassungen, so die Ratingagentur.
Steigende Leistungsausgaben eine Rückkehr zur Normalität
Als ein Grund für Beitragserhöhungen nennt Morgen & Morgen wieder gestiegene Leistungsausgaben im Vorjahr, nachdem es in den Jahren 2020 und 2021 während der Corona-Pandemie ein reduziertes Einreichverhalten von Behandlungskosten seitens der Versicherten gegeben habe. Dieser Anstieg der Behandlungskosten befinde sich jedoch auf unauffälligem Niveau und sei unter „Rückkehr zur Normalität“ zu verbuchen. „Bisher sind keine signifikant negativen Auswirkungen der corona-bedingten Krankheitskosten auf die Leistungsausgaben der Privaten Krankenversicherer zu verzeichnen. Stand heute ist das auch nicht für das kommende Jahr zu erwarten“, so Bohrmann.
Auch sieht Morgen & Morgen weiterhin Nachwirkungen der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre. Laut Bohrmann resultiere ein Teil der Beitragsanpassungen Anfang 2023 „sicher für einige Tarife aus einer Absenkung des Rechnungszinses.“ Dahinter verbirgt sich die Rechnungsgrundlage, mit der Alterungsrückstellungen der PKV kalkuliert werden. In einer aktuellen Untersuchung der Zielke Research Consult zur Solvenz und Finanzlage von 37 Krankenversicherern klang das anders. Hier sprachen die Analysten davon, dass der Druck für Beitragssteigerungen in der Krankenvollversicherung durch die positive Zinsentwicklung etwas abnehme.
Ausblick eher skeptisch
Perspektivisch könnten neben den langsam alternden Tarifbeständen weitere Faktoren in der nahen Zukunft zu Anpassungen der Beiträge führen, schreibt Morgen & Morgen abschließend. Hinsichtlich der Corona-Pandemie bliebe eine Restunsicherheit bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Leistungsausgaben, beispielsweise durch erhöhte Kosten aufgrund aufgeschobener Behandlungen unerkannter Krankheiten oder durch Post-Covid-Behandlungen. Vor allem sei durch die Inflation sowie die Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges mit Auswirkungen auf die Preisentwicklung im Gesundheitswesen zu rechnen.