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PKV-Verband macht sich für Pflegezusatzversicherungen stark

Die Unterbringung in einem Pflegeheim ist teuer. Der Eigenanteil bei stationärer Pflege liegt im Bundesdurchschnitt derzeit bei 3.230 Euro pro Monat. Davon entfallen 1.764 Euro auf den einrichtungseinheitlichen Eigenanteil, 987 Euro auf Unterkunft und Verpflegung sowie 480 Euro auf Investitionskosten. Das geht zumindest aus einer Studie der Rating-Agentur Assekurata im Auftrag des PKV-Verbands hervor.
Unterschiedliche Zahlen, aber unbestrittene Versorgungslücke
Zahlen, die zunächst mit Vorsicht zu genießen sind. Assekurata bezieht sich auf Daten der PKV-Pflegedatenbank. Dagegen kommt eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek), die im Februar veröffentlicht wurde, zu dem Ergebnis, dass der Eigenanteil im Jahr 2025 bei „nur“ etwa 2.984 Euro pro Monat im ersten Jahr des Heimaufenthalts liegt. Die regionalen Unterschiede betragen dabei mehrere Hundert Euro – am höchsten liegt der Wert in Bremen mit 3.456 Euro, am niedrigsten in Sachsen-Anhalt mit 2.443 Euro.
Doch unstrittig dürfte sein, dass es im Pflegefall eine hohe Versorgungslücke gibt und dass das Demografie-Problem der sozialen Sicherungssysteme ohne Reformen zu immer weiter steigenden Beiträgen in der gesetzlichen Pflegeversicherung führen wird. Über sechs Millionen pflegebedürftige Menschen wird es voraussichtlich bis Ende 2035 in Deutschland geben. Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl bis 2055 wohl sogar bei 7,6 Millionen liegen.
Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbands sagt: „Noch reicht die Zeit, um vorzusorgen, bevor unserer alternden Gesellschaft die Pflegekosten über den Kopf wachsen. Aber die Politik muss endlich anfangen, die zusätzliche kapitalgedeckte Eigenvorsorge zu stärken. Nur so können wir die Steuer- und Beitragszahler vor Überlastung schützen.“ Im Koalitionsvertrag von Union und SPD wird eine Reform der Pflegeversicherung angekündigt. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll unter anderem prüfen, wie Anreize zur privaten Vorsorge geschaffen werden können.
Schätzen versicherte Kosten zu hoch ein?
Der PKV-Verband glaubt indes mit Verweis auf die Studie, dass es bereits heute gute und bezahlbare Lösungen für die private kapitalgedeckte Vorsorge gibt, um die Pflegelücke zu schließen. Insgesamt stellt die Untersuchung wenig überraschend fest, dass je früher eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen wird, desto geringer die Kosten über die gesamte Laufzeit ausfallen.
In diesem Zusammenhang erweise sich für die recht geringe Verbreitung von Pflegezusatzpolicen (4,5 Millionen Versicherte) die angeblich weitverbreitete Fehleinschätzung der Beitragshöhen. In Umfragen schätzen viele Verbraucher die Kosten für eine Pflegezusatzversicherung mit durchschnittlich 236 Euro monatlich ein. Die Studie bezieht sich hierbei auf eine Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2023.
Pflegetagegeldversicherung - Absicherung ab 32 Euro monatlich
Die Assekurata-Studie favorisiert tendenziell die am Markt bisher deutlich am stärksten verbreitete Pflegetagegeldversicherung. Sie sei dank der Möglichkeit der Dynamisierung am flexibelsten, da sie auch Jahrzehnte später, wenn eventuell der Pflegefall eintritt, eine annähernde Bedarfsdeckung ermögliche. Damit biete das Produkt als einziges einen Schutz vor inflationsbedingt steigenden Pflegekosten. Die Studienautoren halten die Tarife dieser Variante vor allem für Menschen geeignet, die im Pflegefall zu Hause versorgt werden wollen, weil sie unabhängig vom eingestuften Pflegegrad Leistungen abrufen können.
Konkret ist laut Studie eine Absicherung der aus der PKV-Datenbank ermittelten stationären Pflegekosten vom 1.764 Euro durch ein monatliches Pflegetagegeld in Höhe von 1.800 Euro bei einem sehr frühen Versicherungsbeginn im Alter von 25 Jahren ab 32 Euro möglich, für 35-Jährige ab 47 Euro und für 45-Jährige ab 71 Euro. Bei einem Beginn im Alter von 55 Jahren sind es demnach 111 Euro im Monat. Bei dieser Betrachtung sind die Unterkunfts- und Verpflegungskosten (987 Euro) sowie die Investitionskosten (480 Euro) allerdings weiterhin selbst zu tragen.
Für eine quasi vollständige Deckung des Eigenanteils über die rein pflegebedingten Kosten hinaus, gibt es laut den Assekurata-Berechnungen auch passende Pflegetagegeld-Tarife am Markt. Hierfür erhält ein 25-Jähriger bereits zu einem Monatsbeitrag ab 56 Euro ein Angebot. Im Alter von 55 Jahren kostet dieses Absicherungsniveau dann 198 Euro pro Monat

Die Pflegekostenversicherung
Bei der Pflegekostenversicherung, die am Markt nur von fünf Produktgebern angeboten wird, werden die tatsächlichen Pflegekosten – nach Abzug der gesetzlichen Leistungen – je nach Tarif zu meist 50 oder 100 Prozent erstattet. In vielen Fällen müssen Belege als Kostennachweis eingereicht werden, einige Tarife zahlen aber auch monatliche Pauschalbeträge.
Im Vergleich zu den geförderten und ungeförderten Pflegetagegeldversicherungen sind Pflegekostentarife preislich etwas günstiger. Grund hierfür sind laut Assekurata insbesondere die geringeren Leistungen für häusliche Pflege durch Angehörige als bei professioneller Pflege. Pflegekostentarife eigneten sich daher besonders für Personen, die bereits bei Vertragsabschluss wissen, dass sie mit ziemlicher Sicherheit später einmal professionell zu Hause gepflegt werden wollen.
Der „Pflege-Bahr“
Beim 2013 eingeführten „Pflege-Bahr“ beträgt der monatliche Beitrag mindestens 15 Euro, von denen der Staat fünf Euro übernimmt. Dabei gibt es keine Gesundheitsprüfung, auch Menschen mit Vorerkrankungen können sich versichern. Allerdings gibt es in der Regel eine Wartezeit von fünf Jahren, bevor Leistungen in Anspruch genommen werden können. Die Leistungen richten sich ausschließlich nach der Pflegestufe – bei niedrigen Pflegestufen reichen sie aber oft nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken, so die Studienautoren.
Die Pflegerentenversicherung, die am Markt praktisch keine Rolle spielt und zudem als ausgesprochen teuer gilt, wird gar nicht erst erwähnt.
Kritiker ordnet Zahlen ein
Für Kritiker wie Heinz Rohtgang, Pflegeforscher an der Uni Bremen, sind die vom PKV-Verband als niedrig eingestuften Beiträge immer noch zu hoch. In einem Beitrag des „Handelsblatt“ sagt er. „Die Beträge sind für viele nicht unerheblich.“ Angenommen ein 25-Jähriger würde 2000 Euro monatlich verdienen, dann würde er für die private Vorsorge zusätzlich fast so viel zahlen wie für die gesetzliche Pflegeversicherung, für die er einen Arbeitnehmerbeitrag von 36 Euro monatlich zahlt.
Er hingegen empfiehlt eine Pflegevollversicherung, wie sie das „Bündnis für gute Pflege“, ein Zusammenschluss von 23 Verbänden mit rund 13,6 Millionen Mitgliedern, konzipiert hat. Ziel ist unter anderem eine Begrenzung der Eigenanteile. Gefordert wird eine solidarische und paritätische Finanzierung der Pflegeversicherung durch eine Kombination aus Steuermitteln (für versicherungsfremde Leistungen), Länderbeteiligung (Übernahme der Investitionskosten) und paritätischen Beiträgen (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile).