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Planetare Belastungsgrenze erreicht Was der Verlust der Biodiversität bedeutet

Aktualisiert am in NewsLesedauer: 4 Minuten
Taucherin mit Delfinen vor der Küste von Hawaii
Taucherin mit Delfinen vor der Küste von Hawaii: Der Verlust von Biodiversität bedeutet ein systemisches Risiko, dessen sich Anleger bewusst werden sollten, erklärt Masja Zandbergen, Head of Sustainability Integration bei Robeco | Foto: imago images / Danita Delimont

Biodiversität verkörpert das von Arten im Zuge der Evolution über Jahrmillionen erworbene Wissen. In ihr spiegelt sich die Fähigkeit von Pflanzen und Tieren wider, unter den höchst unterschiedlichsten Umweltbedingungen, die es auf der Erde gegeben hat, zu überleben. Sie umfasst Leben in all seinen Formen – von einzelnen Genen bis zu vollständigen Ökosystemen.

Diese Biodiversität nimmt heute schneller ab als je zuvor: Das Artensterben vollzieht sich gegenwärtig mit einem zehn bis mehrere hundert Mal so hohen Tempo wie im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre. Deshalb warnen Wissenschaftler, dass wir uns mitten im „sechsten massenhaften Artensterben“ befinden.

Das Stockholm Resilience Centre (SRC) erforscht Bedrohungen für von diesem Institut so bezeichnete „planetare Belastungsgrenzen“. Die schwedische Forschungseinrichtung definiert diese Grenzen ausgehend von neun Prozessen, durch die Menschen „die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Systems Erde regulieren“ können. Innerhalb dieser Grenzen kann der Planet weiter gedeihen und den Bedürfnissen der Menschheit gerecht werden.

Belastungsgrenze bereits überschritten

Abbildung 1 zeigt, in welchem Zustand sich die Erde nach den Forschungsergebnissen des SRC befindet. Sie zeigt auch, dass die anhand der Aussterberate (ausgestorbene Arten pro einer Million Arten und pro Jahr) gemessene Unversehrtheit von Biosphären hochgradig gefährdet ist und die Belastungsgrenze bereits überschritten wurde. Da auch bei den biogeochemischen Kreisläufen (Stickstoff und Phosphor) die Grenzen überschritten wurden, wissen wir nicht, wie die Ökosysteme reagieren werden.

                    Abbildung 1: Bedrohung von Belastungsgrenzen für die Unversehrtheit von Biosphären (Grafik vergrößern)

Diesen Forschungsarbeiten zufolge sorgen diese beiden Probleme für noch größere Unsicherheit als der Klimawandel. Die Bekämpfung des Klimawandels ist jedoch nach wie vor sehr wichtig, weil dieser auf der Rangliste der unmittelbar zu einem Verlust von Biodiversität führenden Faktoren weit oben steht.

Wie sich Investmentportfolios auf die Biodiversität auswirken

Darüber hinaus bedeutet der Verlust von Biodiversität ein systemisches Risiko, dessen sich Anleger bewusst werden sollten. Wenn wir an der Schwelle zum sechsten massenhaften Artensterben stehen, besetzen Unternehmen und Aufsichtsbehörden eine sehr wichtige Rolle im Hinblick auf einen Paradigmenwechsel, wer für die durch „business as usual“ verursachten Effekte bezahlen wird.

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Viele Anleger konzentrieren sich derzeit auf den Klimawandel und die Entwicklung von Kennzahlen für die Messung, Steuerung und Überwachung von mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen in ihren Portfolios. Die Messbarkeit wird immer genauer, denn die Daten, welche Auswirkungen der Verlust von Biodiversität bedeutet, nehmen zu. Daher sollten Anleger größere Anstrengungen unternehmen, um ihre Portfolios dementsprechend anzupassen.

In den Niederlanden arbeiten bereits mehrere Investoren unter der Führung der ASN Bank im Rahmen der Partnership for Biodiversity Accounting Financials (PBAF) zusammen, um entsprechende Kennzahlen zu bestimmen. Das Ziel: Ein Rahmenkonzept für Finanzinstitute zu entwickeln, mit dem die Auswirkungen des Portfolios auf die Biodiversität für verschiedene Assetklassen messbar werden.

Die Folgen von Rodungen

Wir haben in diesem Jahr den Erhalt von Biodiversität als Engagement-Thema aufgegriffen. So gehören Landnutzungsänderungen zu den Faktoren, die maßgeblich zum Verlust von Biodiversität beitragen, und oft im Zusammenhang mit der Produktion von Agrarrohstoffen stehen. Wir werden uns deshalb auf die Folgen der Abholzung für die Biodiversität konzentrieren, die mit den fünf Agrarrohstoffen Kakao, Naturkautschuk, Soja, Rindfleisch und Tropenhölzer zusammenhängen.

Fünf Punkte sind dabei wichtig zu beachten: Wir erfassen Zusagen, auf  Abholzung zu verzichten, der Beurteilung von Auswirkungen auf die Biodiversität, dem Erhalt und der Wiederherstellung von Flora und Fauna und Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft in den Fertigungsanlagen von Unternehmen einen großen Wert bei. Beim vierten Ziel geht es um Publizität, Zertifizierung und Nachverfolgbarkeit. Bei der fünften Zielsetzung stehen soziale Aspekte der Produktion dieser Agrarrohstoffe im Fokus, so zum Beispiel die Rechte von Gemeinschaften, Landrechte und Arbeitsrecht.

Wir arbeiten auf eine 100-prozentige Nachverfolgbarkeit für Erzeuger und Nutzer der betreffenden Produktionsketten hin. Nur so werden die Auswirkungen auf die Biodiversität entlang der Lieferketten verfolgbar.

Aufruf zu handeln – Biodiversitätsversprechen

Am 25. September wurde auf der 75. UN-Vollversammlung das „Finance for Biodiversity“-Versprechen im Rahmen des Nature for Life Hub initiiert. Organisationen, die dieses Versprechen unterzeichnen, verpflichten sich zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Biodiversität durch ihre Finanzgeschäfte und Kapitalanlagen.

Als einer der Unterzeichner ruft Robeco andere Investoren dazu auf, sich anzuschließen: Mit Unterzeichnung des Versprechens verpflichten sich Finanzinstitute, zusammenzuarbeiten, Wissen weiterzugeben, auf Unternehmen Einfluss zu nehmen, Auswirkungen zu beurteilen, Ziele festzulegen und öffentlich über Fortschritte zu berichten. Dazu gehört ein Plan, der sich auf mehrere Jahre erstreckt und Verpflichtungen und Ressourcen von möglichst vielen Investoren erfordert.

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