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Politische Versäumnisse und Niedrigzinsen Mohamed El-Erian: „Eine Krise könnte notwendig sein“

Von in USALesedauer: 2 Minuten

Zwischen der politischen Stimmung und der Stimmung an den Finanzmärkten klaffe eine bedenkliche Lücke, sagt Mohamed El-Erian. Der Ökonom und Ex-Chef der Allianz-Vermögensverwaltertochter Pimco beklagte am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Interviews mit dem Spiegel und dem Handelsblatt, dass Investoren derzeit zu sorglos handelten: „Ich glaube, die Märkte wetten weniger auf die Entwicklung der Wirtschaft, sondern vielmehr darauf, dass die Zentralbanken weiter billiges Geld bereitstellen und Unternehmen weitere Mittel in den Markt pumpen, indem sie Aktien zurückkaufen und höhere Dividenden ausschütten“, sagte El-Erian gegenüber dem Spiegel.

Politische Ereignisse hätten kaum Einfluss auf Investmententscheidungen. Anleger verließen sich darauf, dass die Zentralbanken stets in die Bresche springen und die Märkte von der Politik entkoppeln würden. Mit Folgen für das Finanzsystem: „Die Aktienkurse haben sich von den wirtschaftlichen Grundlagen entkoppelt“, diagnostiziert El-Erian, der in der Vergangenheit auch 15 Jahre lang für den IWF gearbeitet hat. Das billige Geld schädige nicht nur das Finanzsystem, sondern unterhöhle auch Versicherungs- und Pensionssysteme.

Lösungsvorschläge

Das eigentliche Problem verortet der Ökonom jedoch nicht bei den Zentralbanken, sondern in der Politik: Fast kein großes Industrieland habe in den vergangenen 20 Jahren umfangreiche Strukturreformen durchgeführt. Eine Ausnahme sei Deutschland, das 2003 die Reform Agenda 2010 angestoßen habe.

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Die Politik solle den Zentralbanken die Verantwortung abnehmen, fordert El-Erian. Vor allem Deutschland und die USA sollten Nachfrage statt durch Geldpolitik lieber durch Steueranreize fördern. Den Akteuren der Europäischen Union rät der Ökonom, keinen unrealistischen Vorstellungen anzuhängen: Dem Sorgenstaat Griechenland sollten die Schulden zumindest teilweise erlassen werden. Und auch die internationale Zusammenarbeit müsse wieder verstärkt werden. Vom Brexit erhofft sich El-Erian dagegen möglicherweise eine Stärkung der Europäischen Union.

Dass Politiker aller Staaten ohne Not einschneidende Veränderungen vornehmen werden, sei allerdings zweifelhaft: „Ich fürchte, dass eine Krise notwendig sein könnte, damit sich die Politik auf die wichtigen Dinge fokussiert. Wegen der anziehenden Wachstumsraten könnte die politische Klasse zur Selbstzufriedenheit neigen“, diagnostiziert der Ökonom im Gespräch mit dem Handelsblatt.

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