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Populismus und Geldpolitik Die 10 wichtigsten Gründe für höhere Zinsen

Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, wird auch in dieser Woche wieder erklären, mit wie viel Risiken Konjunktur und Inflation noch behaftet sind. Die Zinsen müssten daher vorerst noch niedrig bleiben. Das leuchtet jedem Makroökonomen ein (jedenfalls vielen). Dies insbesondere in der aktuellen Situation, in der sich die Konjunktur abschwächt.

Aber Makroökonomie ist nicht alles. Was oft verdrängt wird: Viele der heutigen Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft sind auf die zu niedrigen Zinsen zurückzuführen. Wenn sie noch lange auf diesem Niveau bleiben, entstehen Schäden, die in dieser Generation vielleicht nicht mehr gut zu machen sind. Ich will hier einmal zehn Gründe aufzählen, weshalb wir höhere Zinsen brauchen.

„Zinsen müssten vorerst noch niedrig bleiben“

Dabei verstehe ich unter höheren Zinsen ein Niveau, das ausreicht, um die bestehenden Ungleichgewichte in der Volkswirtschaft zu beseitigen. Das wären unter den gegenwärtigen Bedingungen rund 3 Prozent für 10-jährige Bundesanleihen (1,5 Prozent reales Wachstum plus 1,5 Prozent Preissteigerung). Zuletzt hatten wir solche Zinsen vor acht Jahren (Grafik unten). Davor waren die Zinsen in Deutschland immer höher.

Zinsen zu niedrig

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Rendite 10-jähriger Bundesanleihen Quelle: Bundesbank; Grafik: Assenagon AM

Höhere Zinsen sind notwendig,
erstens weil die Altersvorsorge sonst gefährdet ist. Wie will ein Privatmann bei Renditen von fast 0 Prozent ausreichend für sein Alter vorsorgen? Die gesetzliche Rentenversicherung wird bei der absehbaren demografischen Entwicklung jedenfalls nicht in der Lage sein, auskömmliche Renten zu bezahlen und Altersarmut zu verhindern.

Martin Hüfner, Assenagon AM

Zweitens brauchen wir höhere Sätze, um die Ungleichheit in der Gesellschaft nicht noch weiter zu verstärken. Die Reicheren profitieren von der höheren Rendite bei Aktien und Renten. Die Ärmeren sind auf Spareinlagen angewiesen, die nichts oder fast nichts abwerfen. Je länger die Zinsen so niedrig sind, umso größer wird die Ungleichheit.

Drittens sind höhere Zinsen nötig, um zu verhindern, dass die öffentliche Hand sich noch mehr verschuldet. Das ist in Deutschland im Augenblick vielleicht nicht das größte Problem (anders als in anderen Ländern). Aber auch hier wären höhere Zinsen hilfreich, den Finanzminister zu mehr Disziplin zu zwingen. Man hat schon manchmal den Eindruck, dass er aus dem Vollen wirtschaftet.

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