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Populismus und Geldpolitik Die 10 wichtigsten Gründe für höhere Zinsen

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Viertens sind höhere Zinsen erforderlich, damit die Verschuldung von Unternehmen und Konsumenten nicht noch weiter steigt. Je länger sie so niedrig sind, umso größer der Anreiz, Kredite auch dann aufzunehmen, wenn Bedienung und Rückzahlung bei höheren Sätzen nicht unbedingt gewährleistet sind. Wenn die Zinsen dann doch steigen, drohen Zahlungsschwierigkeiten. Das ist genau das, was derzeit in Italien zu beobachten ist.

Fünftens brauchen wir höhere Zinsen zur Sicherung eines stabilen Finanzsystems. Banken gehen bei den derzeitigen Sätzen mehr Risiken ein, um überhaupt noch Geld zu verdienen. Versicherungen haben Schwierigkeiten, aus ihren Kapitalanlagen die versprochenen Auszahlungen zu leisten. Kapitalsammelstellen können weniger ausschütten. Ein gesundes Finanzsystem ist aber Voraussetzung für eine funktionierende Volkswirtschaft.

Sechstens helfen höhere Zinsen, Fehlinvestitionen in der Wirtschaft zu vermeiden. Der Zins trennt bei Investitionen die Spreu vom Weizen. Wenn er zu niedrig ist, werden auch Maschinen und Ausrüstungen angeschafft und Bauten erstellt, die unter normalen Bedingungen nicht rentabel wären. Das kann sich später rächen.

»Viele der heutigen Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft sind auf die zu niedrigen Zinsen zurückzuführen.«

Siebtens sind höhere Zinsen ein Rezept gegen spekulative Blasen an den Immobilienmärkten. Die überhöhten Preise für Grundstücke und Häuser in vielen Regionen Deutschlands und anderswo sind nicht zuletzt auf die niedrigen Finanzierungskosten zurückzuführen. Sie führen zu Wohnungsnot und hohen Mieten wenn an den falschen Stellen gebaut wird.

Achtens: Höhere Zinsen helfen auch gegen überzogene Bewertungen an den Aktien- und Rentenmärkten. Sie würden die Verhältnisse an den Kapitalmärkten wieder auf eine vernünftige Basis stellen. Schließlich zwei generelle Punkte.

Neuntens: Der Zins ist der Preis der Zukunft verglichen mit der Gegenwart. Je niedriger die Zinsen, umso weniger kümmern sich die Menschen um die Zukunft und umso mehr schauen sie auf die Gegenwart. Damit gerät das Wertesystem einer Gesellschaft in Unordnung. Es wird weniger gespart und investiert. Die Menschen leben von der Hand in den Mund. Das ist nicht gut.

„Verbreitete Unzufriedenheit in Gelddingen“

Zehntens: Niedrige Zinsen begünstigen Schuldner und belasten Gläubiger. In der Gesellschaft überwiegen aber rein zahlenmäßig die Gläubiger. Es ist also nicht verwunderlich, dass es bei der Mehrheit eine verbreitete Unzufriedenheit in Gelddingen gibt. Nimmt man dazu noch die Spaltung der Gesellschaft in die von den Zinsen profitierenden „Eliten“ und die weniger glückliche breite Masse der Bevölkerung, so hat man zwei wichtige Wurzeln des heutigen Populismus. Er ist einerseits ein Produkt der niedrigen Zinsen. Andererseits treten Populisten wieder für niedrige Zinsen ein. Ein fataler Zirkel.

Für den Anleger ist eine Erhöhung der Zinsen normalerweise ein schlechtes Signal. Die Konjunktur schwächt sich ab, die Inflation nimmt zu und als Folge davon entwickeln sich auch Aktien und Rentenkurse negativ. Das gilt jedoch nur kurzfristig. Sowie der Markt versteht, dass die Überwindung der niedrigen Zinsen die Wirtschaft wieder auf eine gesündere Grundlage stellt, dreht sich die Stimmung und die Märkte reagieren positiv.

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