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Populistische Regierung in Italien „Italexit wäre ein herber Schlag für die Kreditgeber“

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Was, wenn Italien aus der EU austreten sollte?

Aber nehmen wir einmal an, dass das nicht der Fall ist und Italien den „Italexit“ aus der EU und ihrer Gemeinschaftswährung anstrebt. Meiner Ansicht nach wäre ein Ausscheiden aus dem Euro existenzgefährdender für Italien als für die EU.

Zum einen hat die Staatsverschuldung in Italien 132 Prozent des BIP erreicht — der einzige EU-Staat, den eine noch höhere Schuldenlast drückt, ist Griechenland (Quelle: Internationaler Währungsfonds; Stand: Oktober 2017).

Infografik: Wem gehören die italienischen Staatsschulden? | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

 

Ein erheblicher Anteil der italienischen Schulden befindet sich in italienischer Hand. Für diese Kreditgeber dürfte ein Italexit ein herber Schlag sein, da die Koalition beabsichtigt, alle staatlichen Schulden auf eine neue Währung umzustellen, die dann abgewertet würde.

Italexit dürfte zu Turbulenzen führen

Das Beispiel Großbritannien sollte Italien ebenfalls zu denken geben — zumal das Land deutlich besser aufgestellt ist als Italien, um in der wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu bestehen. Ich bin außerdem überzeugt, dass die Europäische Union auch ohne Italien fortbestehen kann und Schlagzeilen über ihren bevorstehenden Zerfall völlig übertrieben sind.

An den Märkten dürfte ein Italexit zu Turbulenzen führen, zum Beispiel weiteren Kursausschlägen nach unten an den globalen Aktienmärkten, einer Ausweitung der Credit-Spreads (vor allem in den Peripheriestaaten), einer Flucht in Qualitätsanlagen (vor allem US-amerikanische Staatsanleihen), einer Schwächung des Euro und eine Erstarkung des US-Dollars.

Sehr lange anhalten würden diese Turbulenzen meiner Ansicht nach aber nicht. Aus einem einfachen Grund: Sollte es zur Trennung kommen, behielte die EU die Europäische Zentralbank (EZB). Ich erinnere mich noch gut daran, wie EZB-Präsident Mario Draghi zur Beruhigung der systemischen Krise in der Eurozone während der griechischen Staatsschuldenkrise beitrug, indem er einfach nur klarstellte, dass die Zentralbank die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen würde, um die Märkte zu stützen. Das gleiche könnte sich meiner Ansicht nach heute wiederholen, falls sich die Lage weiter verschärfen sollte.

Anleger sollten nicht verängstigt sein

Mir liegt es fern, die Risiken eines möglichen Italexit kleinzureden. Ich bin aber überzeugt, dass ein positives Szenario immer noch eine Möglichkeit ist und wir uns in jedem Fall darauf verlassen könnten, dass die EZB helfen wird, die Märkte zu beruhigen.

Langfristig anlegende Investoren sollten nicht vergessen, dass geopolitische Risiken an den Kapitalmärkten zu einer kurzfristig erhöhten Volatilität führen, aber nur selten länger anhaltende Auswirkungen haben. In diesem Umfeld sollten Anleger sowohl wachsam als auch opportunistisch sein — aber nicht verängstigt.

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