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Portfoliomanager über Ölmarkt Die Lage entspannt sich

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Solange Covid-19 die Wirtschaft bremst, wird das Ölangebot den Bedarf übersteigen. Die Lagermöglichkeiten sind ausgereizt. Sogar Öltanker, die normalerweise für den Transport des Rohöls gebraucht werden, werden als schwimmende Lager gechartert. Kaum Lagerkapazität, wenig Nachfrage – das hat den Ölmarkt kollabieren lassen. Die Lunte brannte also schon, ein Fälligkeitstermin auf dem für Rohstoffe enorm wichtigen Terminmarkt ließ dann am 20. April den Preis implodieren.

Rohöl wird zum einen physisch gehandelt. Am Kassamarkt wird Geld gegen Ware gehandelt. Dies ist aber nur möglich, wenn man über Lager- und/oder Raffinerien etc. verfügt. Zum anderen wird Rohöl an Terminmärkten gehandelt, hauptsächlich von reinen Finanzinvestoren.

Panik am Terminmarkt

Alle Terminkontrakte besitzen eine Fälligkeit. Wer nicht an einer physischen Lieferung interessiert ist, wechselt vom auslaufenden Kontrakt in die nächste Fälligkeit. Dabei spricht man vom sogenannten „Rollen“. Dazu wird der gehaltene Kontrakt geschlossen (verkauft) und ein neuer Kontrakt geöffnet (gekauft). Zwei Ölkontrakte besitzen eine globale Bedeutung: Brent und WTI.

WTI steht dabei für West Texas Intermediate. Die Hauptunterschiede liegen darin, dass Brent (sogenanntes Nordseeöl) „cash gesettelt“ wird, also auslaufende Kontrakte in Geld abgerechnet werden. WTI hingegen wird „physisch gesettelt“, fällige Kontrakte werden mit Ware bedient. Wer nach dem Verfall einen „Long“ WTI-Öl-Kontrakt besitzt, bekommt den Rohstoff geliefert.

Besonderheit hierbei: Die Lieferung erfolgt in Cushing (Oklahoma/größter Öllagerplatz der USA), ziemlich weit weg von Ozeanen und internationalen Märkten. Der WTI-Mai-Kontrakt lief am 21. April aus. Durch die Gesamtsituation kam am letzten Handelstag Panik auf. Wer jetzt noch investiert war, würde den Rohstoff Ende Mai ausgeliefert erhalten. Das wollten die Händler um „jeden Preis“ verhindern.

Diese Situation wurde durch Spekulanten noch verschärft. Für viele Marktteilnehmer war es günstiger, für den Verkauf noch etwas zu bezahlen. Bis zu 40 US-Dollar wurden pro Fass noch draufgelegt, um den Kontrakt zu schließen. Der Kontrakt für den Folgemonat Juni blieb hingegen relativ stabil bei 20 US-Dollar. Eine Stabilisierung der globalen wirtschaftlichen Verfassung nach Corona sollte die Nachfrage und damit die Situation am Ölmarkt wieder entspannen. 

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