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Aktualisiert am 07.10.2009 - 17:09 UhrLesedauer: 6 Minuten

Portfoliotheorie: Die Evolution der Revolution

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Um einzelne Aktien mit dem Gleichgewichtsportfolio zu vergleichen, ersann Sharpe den Beta-Faktor. Ein Wert über 1 bedeutete ein höheres Risiko, ein Wert unter 1 ein niedrigeres Risiko als der Markt. Anhand dieses Wertes konnten Anleger nun einordnen, ob eine erwartete Rendite ein vertretbares Risiko mit sich brachte. Der Mangel: Es gibt dieses Gleichgewichtsportfolio nicht. Zum einen kann man unmöglich alle Geldanlagen in einem Index zusammenfassen. Es kann also nur Näherungslösungen geben. Zum anderen befindet sich der Markt fast nie im Gleichgewicht, sondern wird durch Emotionen stark beeinflusst. Wer einmal eine Euphorie und einen anschließenden Crash innerhalb weniger Monate erlebt hat, wird das bestätigen können. Trotzdem bauten Anfang der 90er Jahre Fischer Sheffey Black (Nobelpreis 1997) und Robert Litterman (kein Nobelpreis) die Brücke zwischen dem Marktportfolio und der Markowitz-Theorie. Sie nahmen das theoretische Marktportfolio und rechneten über die Markowitz-Formel rückwärts aus, welche Rendite der Markt für die einzelnen Anlagen jeweils erwartet. Dabei verwendeten sie die Risiko- und Korrelationswerte aus der Vergangenheit und setzten das Marktportfolio als Maßstab. Wer nun für eine oder mehrere Anlageklassen eine andere Rendite erwartet, braucht sie nur gegen die vorgegebene Rendite auszutauschen. Anschließend berechnet er über die Markowitz-Formel ein neues Portfolio mit dem gewünschten Risikograd. Heraus kommt ein Mix, in der die Anlageklassen mit den neuen Renditeerwartungen gegenüber der Benchmark über- oder untergewichtet sind. Vermögensverwalter müssen somit nicht mehr für jede Anlageklasse eine künftige Rendite schätzen. Heute dominieren Computer die Asset Allocation. Mit ihnen zog die Wahrscheinlichkeitsrechnung in die Materie ein. ,,Anstatt wie Markowitz ein statisches Portfolio mit optimalem Rendite-Volatilitäts-Verhältnis zu berechnen, simulieren Monte-Carlo-Programme fortlaufend die jährlichen Gewinnchancen und Verlustrisiken einer Geldanlage", erklärt Michael Korn, Geschäftsführer der institutionellen Vermögensverwaltung bei Allianz Global Investors (AGI). Danach komme es darauf an, Strategien auszuwählen, die zum Risikoverhalten des Kunden passen. In der Praxis definiere man dafür ein jährliches Risikobudget. Der Name Monte Carlo spielt auf das dortige Spielkasino an und steht für die Zufälligkeit der getesteten Szenarien. Das Prinzip geht auf Martin Leibowitz, Lawrence Bader und Stanley Kogelmann zurück, die Anfang der 90er Jahre das Abwärtsrisiko (Shortfall Risk) gegenüber der von Markowitz verwendeten Standardabweichung vorzogen.