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Themen-Experte Die Spezialisten für globale Geldanlage

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Aktualisiert am 09.06.2020 - 16:31 Uhrin Die Spezialisten für globale GeldanlageLesedauer: 4 Minuten
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Positionierung am Aktienmarkt Barmittel sind derzeit brauchbare Anlagelösung

Stephen Dover, Head of Equities bei Franklin Templeton

Die Märkte hassen Unsicherheit. Derzeit haben wir eine ganze Menge davon. Ein turbulenter Brexit-Prozess im Vereinigten Königreich, die Handelsspannungen zwischen den USA und China und das sich verlangsamende weltweite Wirtschaftswachstum sorgen dafür, dass mancher Anleger in diesen Tagen etwas die Nerven verliert.

Obwohl viele Variablen zur aktuellen Volatilität am Aktienmarkt beitragen, beunruhigt die Anleger das Auslaufen der ein Jahrzehnt währenden Stimulierungseffekte der weltweiten Zentralbanken wahrscheinlich am meisten.

Weil viele Zentralbanken nun langsam ihre lockere Geldpolitik zurücknehmen, erwarten wir eine fortgesetzte Neubepreisung von Geld und Finanzanlagen, wenn auch in einigen Regionen schneller als in anderen und in anderem Umfang.

Verzerrte Bewertungen

Niedrige Zinssätze tragen zu einer Stimulierung des Wirtschaftswachstums bei, doch sie sorgen auch für verzerrte Bewertungen. So sind beispielsweise Wachstums- und Stabilitätstitel aufgrund der höheren Barwerte künftiger abgezinster Gewinne (Cashflows) teilweise höher bepreist. Mit dem Anstieg der Zinssätze dürften sich die Verwerfungen umkehren.

Künftige Gewinne sind heute weniger wert, wenn die Zinssätze steigen. Nach unserer Auffassung könnten wachstumsorientierte Aktien mit Bewertungen, die auf weit in der Zukunft liegenden Gewinnen basieren, schlecht abschneiden. Gleiches gilt für die Anleihen-Stellvertreter. Diese Titel gelten in der Regel als defensiv und bieten Dividenden und stabiles Wachstum.

Zum Jahreswechsel positionieren wir unsere Portfolios für steigende Zinsen. Generell meiden unsere Portfoliomanager hoch verschuldete Unternehmen und suchen stattdessen nach Unternehmen, die mit hohen Cashflows aufwarten können. Historisch betrachtet behaupten sich Aktien in einem Umfeld mit steigenden Zinssätzen gut, wenn der Anstieg erwartet wird und so erfolgt, dass die Unternehmen sich darauf einstellen können.

Wir halten die Wahrscheinlichkeit einer Rezession 2019 für gering. Wir erwarten für 2019 die Fortsetzung des weltweiten Wirtschaftswachstums – wenn auch langsamer als 2018 – und überdies aufgrund der knapperen Kapazität eine anhaltende allmähliche Reflation.

Wir versuchen nicht eine Rezession oder deren Beginn vorherzusagen, doch aus unserer Sicht befinden wir uns in der Spätphase des Konjunkturzyklus, der in den USA nun in sein zehntes Jahr eintritt. Ein beliebtes Sprichwort sagt: „Hausse-Märkte sterben nicht an Altersschwäche“. Und wir stimmen zu, dass das eigentliche Alter der wirtschaftlichen Expansion – beziehungsweise der Hausse des US-Aktienmarktes – an und für sich kein Grund zur Sorge ist. Eine Rezession ist ein Rückgang der Wirtschaftsaktivität. Hierzu kann es kommen, wenn die Kapitalkosten steigen oder wenn die Inflation deutlich ansteigt, was zu einem Anstieg der Kapitalkosten führt, da die Zentralbanken die Zinssätze anheben.

Umgang mit Schulden

Eine künftige Herausforderung bezieht sich aus unserer Sicht auf die Haushaltsdefizite vieler Länder, deren angespannte Lage künftige Anreize begrenzen wird. Tatsächlich steckt die Welt heute in tieferen Schulden als beim vorherigen Markthoch des Jahres 2009. Die weltweiten Schulden erreichten 2016 einen Rekordstand von 164 Billionen US-Dollar. Dies entspricht mehr als 200 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und aktuelle Berichte zeigen, etwa des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass sie weiter steigen.

Seit 2012 liegt die Verschuldungsquote in den Industrieländern IWF-Berechnungen zufolge bei mehr als 100 Prozent und hiermit so hoch wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Unterdessen erreichte die Verschuldungsquote in den Schwellenländern mit fast 50 Prozent ein Niveau, das nur während der Schuldenkrise in den 1980er Jahren zu beobachten war, wie ebenfalls der IWF berichtet.

Die Berücksichtigung von Verpflichtungen bei Renten und im Gesundheitswesen verdoppelt diese Zahlen im Wesentlichen.

In den kommenden Jahren müssen hohe Schuldenbeträge refinanziert werden; steigende Zinssätze bedeuten auch steigende Fremdkapitalkosten für Unternehmen und Verbraucher.