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Postera-Experte Martin Schmidt „Die Blockchain wird die Fondsbranche stark verändern“

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Neues Ökosystem zu schaffen

Calastone beispielsweise, das globale Netzwerk für Fondstransaktionen aus London, hat bekannt gegeben, den gesamten Fondshandel inklusive seines globalen Netzwerkes von mehr als 1.700 Finanzorganisationen in 40 globalen Märkten im Mai 2019 über eine eigene sogenannte Distributed Market Infrastructure (DMI) auf einer Blockchain darzustellen. Die DMI würde somit einen globalen Fondsmarktplatz schaffen, auf dem sich Käufer und Verkäufer ohne Zwischenhändler treffen und untereinander handeln können.

Es soll ein Ökosystem geschaffen werden, in dem Handel, Abwicklung und Steuerung von Fonds vollautomatisiert ablaufen. Dadurch sollen operative Risiken reduziert und Kosten für Fondsmanager und Investoren gesenkt werden. Calastone, Anbieter von Back- und Middle-Office-Lösungen für Kunden wie JP Morgan und Schroders, ist der Ansicht, dass die globalen Gesamtkosten für den Fondsvertrieb so um bis zu 3,4 Milliarden Pfund jährlich gesenkt werden könnten – nur durch die technologische Vereinheitlichung der Handels- und Abwicklungsprozesse mit der Blockchain-Technologie.

Blockchain-basierte Plattform

Auch die Banco Best sieht den Fondsvertrieb auf der Blockchain als eine zeitgemäße Lösung für die Fondsindustrie an. Gemeinsam mit der Credit Suisse hat sie es bereits geschafft, den kompletten Prozess einer Fondsabwicklung erfolgreich auf der Blockchain durchzuführen. Credit Suisse nutzte hierfür eine eigens entwickelte Blockchain-basierte Plattform, um eine unbestimmte Anzahl von Trades zu verarbeiten.

Beteiligt am Test waren auch eine weitere Online-Bank und eine Order-Routing-Plattform. Credit Suisse und die Banco Best sehen hierdurch vollkommen neue Möglichkeiten der Skalierbarkeit des Fondsvertriebs bei gleichzeitiger Einhaltung regulatorischer Anforderungen.

Bruchteil der Kosten

Weitere Start-ups beziehungsweise Blockchain-Projekte arbeiten ebenfalls an neuen, disruptiven Lösungsansätzen. Melonport aus der Schweiz beispielsweise entwickelt eine komplett neue Blockchain-basierte Infrastruktur, auf der Fondsmanager in Zukunft zu einem Bruchteil der Kosten neue Fonds auflegen können. Ihre Vision: Sämtliche Transaktionen finden „On-Chain“, das heißt Blockchain-basiert statt, wodurch viele der heute noch notwendigen und teuren Back-Office-Prozesse entfallen.

Dies ist zwar aktuell nur für Krypto-Assets möglich, die bereits als verschlüsselte Werteinheit („Token“) verfügbar sind. Die „Tokenisierung“ von Assets schreitet jedoch voran: Konsequent weitergedacht, können zukünftig nicht nur Bitcoin, Ethereum und Co., sondern auch Aktien, Immobilien und andere Assetklassen auf der Blockchain gehandelt werden.

Neue Geschäftsmodelle

Es zeigt sich: Die Digitalisierung der Fonds-Branche ist unausweichlich – und die Blockchain-Technologie schickt sich an, die Schlüsseltechnologie zu werden, die die traditionelle Banken- und Finanzwelt mit der digitalisierten Welt zusammenwachsen lässt. Mit Hilfe der Technologie können nicht nur Kosten deutlich gesenkt werden, es entstehen auch neue Möglichkeiten für neue Produkte und Geschäftsmodelle: Das ist primär eine gute Nachricht, sowohl für Anleger als auch für Fonds, die somit auch zukünftig als Anlageform attraktiv bleiben können.

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