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Postera-Experte Martin Schmidt „Die Blockchain wird die Fondsbranche stark verändern“

Bedienungstasten am Multifunktionsgerät: Per Blockchain sollen im Fondsvertrieb künftig Daten ausgetauscht werden, für die bislang noch Faxgeräte genutzt werden. Derzeit befinde sich die neue Technologie aber noch in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung, sagt Martin Schmidt von Postera Capital: „Es wird vermutlich noch weitere Pilotprojekte benötigen, bevor sich herauskristallisiert, welches die ‚Blockchain-Killer-Apps‘ sind.“
Bedienungstasten am Multifunktionsgerät: Per Blockchain sollen im Fondsvertrieb künftig Daten ausgetauscht werden, für die bislang noch Faxgeräte genutzt werden. Derzeit befinde sich die neue Technologie aber noch in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung, sagt Martin Schmidt von Postera Capital: „Es wird vermutlich noch weitere Pilotprojekte benötigen, bevor sich herauskristallisiert, welches die ‚Blockchain-Killer-Apps‘ sind.“ | Foto: brit berlin / pixelio.de

Administration und Vertrieb von Fonds scheinen in fast schon erschreckender Weise prädestiniert, um mit Hilfe der Blockchain-Technologie disruptiert zu werden. Denn die Branche hinkt beim Thema Digitalisierung weit hinterher. Die Back-Offices von Fondsgesellschaften und deren Dienstleistern haben sich über Jahrzehnte organisch aus der Papier- und Faxwelt entwickelt und sich immer weiter verkompliziert.

Aktuelle Entwicklungen sind zumeist durch Regulierung, teilweise aber auch durch Wachstum und Internationalisierung der Branche getrieben. Ständig wurden bestehende Prozesse erweitert, selten aber abgeschafft oder verschlankt. Und so geschieht es, dass im Zeitalter der Globalisierung und des High-Frequency-Tradings auch heute noch Faxe verschickt und Datensätze händisch und somit fehleranfällig abgeglichen werden müssen. Die Folgen sind langsame und teure Prozesse.

Richtigkeit und Integrität

Martin Schmidt, Postera Capital

Die Blockchain-Technologie schickt sich nun an, diese Entwicklung zu durchbrechen. Denn Blockchain-Anwendungen ermöglichen es, dass viele Parteien gleichzeitig auf denselben Daten arbeiten, ohne dass eine zentrale Koordinationsstelle benötigt wird, die die Richtigkeit und Integrität der Daten garantiert. Mehr noch: Über so genannte „Smart Contracts“ kann die Einhaltung und Überwachung von Regeln nahezu vollkommen automatisiert werden. Man denke nur an die Überwachung von Anlagegrenzen oder Vertriebsverboten.

Wo heute ein Sachbearbeiter einer Verwaltungsgesellschaft prüft, ob ein Trade mit Prospektrichtlinien in Einklang steht, könnte diese Prüfung in der Zukunft automatisiert erfolgen. Ist der Trade nicht zulässig, kann er gar nicht erst ausgeführt werden. Die Prüfung einzelner Trades wird ersetzt durch die Prüfung des Smart Contracts, der für alle Teilnehmer nachvollziehbar in Programmier-Code gefasst ist.

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Emission auf Blockchain-Basis

Die Nutzung der Blockchain-Technologie in der Fondsbranche wird vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) ausdrücklich unterstützt. Der Fondsverband fordert beispielsweise, die Emission von Anteilsscheinen und Investmentaktien auf Blockchain-Basis zuzulassen. Hier wäre allerdings die Rechtssicherheit zwingend notwendig; sogenannte Security Token Offerings (STO) müssten mit Zivil- und Aufsichtsrecht vollständig vereinbar sein. 

Dementsprechend sollten STOs analog zu Wertpapieren als „Wertrechte“ reguliert werden, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des BVI. Der Grund für die deutlichen Worte der Fonds-Lobbyisten: Sie fürchten, dass Deutschland im Anteilsscheingeschäft gegenüber dem EU-Ausland ins Hintertreffen gerät. Denn in mehreren europäischen Ländern liegen bereits (nahezu) marktreife Blockchain-Applikationen für den Fondshandel vor.

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