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Aktualisiert am 23.02.2017 - 14:12 UhrLesedauer: 4 Minuten
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Potentielle Bewertungsreformen schnell erkennen „An den Märkten herrscht Unsicherheit. Darin sehen wir unsere Chancen.“

Will James, Fondsmanager des Continental European Equity Income Fonds bei Standard Life Investments
Will James, Fondsmanager des Continental European Equity Income Fonds bei Standard Life Investments

Kern Ihrer Anlagephilosophie ist ein frühes Antizipieren von Veränderungen. Wie ist Ihnen das vor den US-Wahlen gelungen?

Will James: Das eigentlich interessante ist, dass die Wahl von Donald Trump eine Entwicklung beschleunigt hat, die sich ganz unauffällig bereits seit dem Sommer abzeichnet: Die Erwartungen über Wachstum, Zins und Inflation ändern sich. So wird der noch recht breite Konsens, dass die Zinsen in Europa für längere Zeit niedrig bleiben, derzeit neu bewertet – und prompt starten Finanzwerte eine Rally. Die Erwartung steigender Zinsen betrifft auch Werte, die in einem Umfeld niedrigster Zinsen wegen ihrer Dividenden attraktiv sind, zum Beispiel in den Branchen Telekom und Versorger. Wir hatten dieses Risiko bereits seit einiger Zeit im Auge, deshalb hat die Performance des Fonds nicht darunter gelitten.

Wie geht es in den kommenden Monaten weiter mit der politischen Unsicherheit?

James: Auch nach dem Brexit-Referendum, der US-Wahl und dem Italien-Referendum bleibt viel Unsicherheit im Markt – allein wegen der Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Auch wie sich die US-Politik entwickelt ist noch weitgehend unklar. Aber Veränderung, Unsicherheit und breite Markttrends erzeugen immer auch Chancen auf der Ebene der Aktienauswahl.

Und wie sieht es mit den zukünftigen ökonomischen Veränderungen aus?

James: Die Europäische Zentralbank bleibt dabei das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Die Wirkung weiterer Zinssenkungen würde allerdings nachlassen. Deshalb werden Impulse von der fiskalischen Seite wahrscheinlicher. Die Gewinnerwartungen haben sich nach diversen Korrekturen in den vergangenen Jahren stabilisiert, es gibt moderate Anpassungen nach oben. Volatilität und Branchenrotation bestimmen weiterhin die europäischen Aktienmärkte. Zudem liegt der Fokus auf den Zinssätzen weltweit: Heute kann noch kein verlässlicher Schluss gezogen werden, wohin die Reise geht, doch die Richtung könnte sich sehr von den vergangenen fünf Jahren unterscheiden. Das gilt es genau zu beobachten. Die europäische Wirtschaft hat einen großen Schwerpunk t auf dem Export – und das macht sie sehr abhängig von Entwicklungen überall in der Welt. In dieser volatilen Zeit sind wir in der Lage Unternehmen zu finden, die eine lange Historie darin haben, solche sich verändernden
Handelsbedingungen erfolgreich zu managen.

Sie suchen also nach Markt-Ineffizienzen. Warum glauben Sie, besser als der Markt sein zu können?

James: Die besten Chancen liegen dort, wo wir die größte Überzeugung haben, dass der Markt seine Erwartungen verändern wird. Unser Ansatz erlaubt es uns, die wesentlichen Faktoren zu finden, die den Kurs einer Aktie beeinflussen, aber die vom breiten Markt bislang noch nicht wahrgenommen werden. Wir sehen die Faktoren, die den Markt dazu bringen werden, eine Aktie neu zu bewerten.

Vielleicht etwas konkreter: Was für Veränderungen sind das, von denen Sie sprechen?

James: Das kann vieles sein: eine erfolgreiche Restrukturierung, beschleunigtes Umsatzwachstum, ein sich veränderndes Wettbewerbsumfeld, neue Gesetze oder neue Technologien. Wir beschränken uns dabei nicht auf einen bestimmten Stil wie Substanz- versus Wachstumswerte oder Momentum-Strategien. Das ermöglicht es uns, auch unabhängig von bestimmten Zyklen eine Mehrrendite zu erzielen.