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Prächtige Perspektiven Anlageausblick der Bank J. Safra Sarasin für 2022

Karsten Junius
Karsten Junius: Chefvolkswirt der Bank J. Safra Sarasin | Foto: Bank J. Safra Sarasin

Was für ein Luxusproblem, hätte man in so gut wie jedem bisherigen Konjunkturzyklus gesagt, wenn Unternehmen sich vor Aufträgen kaum mehr retten können. Dank der expansiven Geld- und Fiskalpolitik, die die Wirtschaft schnell, umfassend und global synchron stimuliert, ist mangelnde Nachfrage in einer Krise zum ersten Mal kein Problem.

Hier darf man die Wirtschaftspolitik durchaus loben. Sie hat den Ernst der Lage schnell erkannt. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Wirtschaft nicht stärker eingebrochen ist und sich die Arbeitslosenquote in Deutschland von 6,4 Prozent in der Spitze im Sommer 2020 auf saisonbereinigt 5,3 Prozent im November 2021 reduziert hat. Auch die deutschen Unternehmen sind gut durch die Krise gekommen. Die Unternehmensinsolvenzen lagen diesen August fast 37 Prozent niedriger als im August vor der Pandemie, obwohl im Frühjahr einige Sonderregeln ausgelaufen sind, etwa zur Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen.


Und dennoch sind Anlageentscheidungen aktuell alles andere als einfach. Denn selbst wenn die Nachfrage sehr hoch ist, sind Produktion und Umsätze begrenzt. Der Mangel an Vorprodukten erstreckt sich inzwischen nicht mehr nur auf Halbleiter, die schon früh die Automobilproduktion gebremst haben. Viele Branchen berichten, dass ihnen Vorprodukte fehlen und dass ihre Lager leer sind. Das Bundeswirtschaftsministerium hat daher Ende Oktober die Konjunkturprognose für dieses Jahr auf nur noch 2,6 Prozent gesenkt. Auch der fallende Ifo-Index und die zuletzt ansteigenden Covid-Infektionen lassen für das vierte Quartal wenig Gutes erwarten.

Wie Anleger sich jetzt positionieren sollten

Ein erneuter Lockdown wäre für den Dienstleistungssektor fatal. Eine fallende Wirtschaftsdynamik ist ein klares Warnzeichen für die Aktienmärkte, selbst wenn das Wachstum überdurchschnittlich bleibt. Relevant für Aktien ist eben nicht ausschließlich das Wachstum an sich, sondern auch, wie es sich zu den Erwartungen verhält. Diese haben sich deutlich erholt. Die Gewinnerwartungen für Unternehmen weltweit haben mit den guten Wachstumsaussichten Schritt gehalten und sind seit Jahresanfang um 25 Prozent gestiegen. In den vergangenen 20 Jahren ist das ein absoluter Rekord. Selbst nach der Finanzkrise im Jahr 2010 kam es nicht zu einer solch dramatischen Verbesserung der Gewinnaussichten.

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Damit liegt die Latte hoch. Der September hat gezeigt, was eine Umkehr der Dynamik mit sich bringt. Das erste Mal in diesem Jahr wurden Gewinnerwartungen für europäische und US-amerikanische Unternehmen leicht nach unten revidiert, was prompt zu einem deutlichen Anstieg der Unsicherheit führte. Eine Stabilisierung des Marktes folgte erst auf die guten Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal.

Aus diesem fragilen Marktumfeld ergibt sich auch eine vorsichtige Allokation über die unterschiedlichen Sektoren hinweg. Wir bevorzugen momentan eher defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter, Versorger oder Immobilienfirmen, bis sich wieder eine solide Erholung einstellt.


Nun dürfte uns zwar das Winterhalbjahr ein etwas enttäuschendes Wachstum bescheren, ein Ende des Konjunkturaufschwungs ergibt sich daraus dennoch nicht. Zu hoch sind die Auftragsbestände und der Investitionsstau. Die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft wird eine zusätzliche Dynamik entfalten. Hinzu kommt, dass die Unternehmen ihre Lager wieder auf ein Normalniveau auffüllen werden. Sie werden wohl kaum nochmal riskieren wollen, dass ihnen das Weihnachtsgeschäft mangels lieferbarer Produkte wegbricht. Einmal eine Gutscheinflut unter dem Weihnachtsbaum dürfte reichen.

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