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Lebensmittelnachfrage steigt massiv Wie eine gesunde, nachhaltige Ernährung der Welt gelingt

Autonom fahrender Fütterungsroboter
Autonom fahrender Fütterungsroboter: Der Einsatz von modernen Landwirtschaftstechnologien kann gleichzeitig den Ressourceneinsatz reduzieren und die Erträge steigern. | Foto: Imago Images / Arnulf Hettrich

Die Aufgabe, acht Milliarden Menschen weltweit ausreichend und gesund zu ernähren und gleichzeitig die Ökologie unseres Planeten, insbesondere die biologische Vielfalt zu erhalten, stellt die Menschheit vor enorme Herausforderungen. Für deren Lösung stehen unsere Ernährungssysteme im Mittelpunkt, da sie den größten Hebel hinsichtlich ökologischer, sozialer und gesundheitlicher Aspekte aufweisen. 

Grafik 1: Unsere Ernährungssysteme sind der größte Hebel zur Lösung ökologischer und gesundheitlicher Herausforderungen.

Quelle: Eat Lancet Kommission, 2022.
Simon Frank

Unsere Ernährungssysteme sind heute sehr komplex, global organisiert und leider oftmals wenig effizient: Die Produktion von Lebensmitteln beansprucht schon heute rund 40 Prozent der nutzbaren Landfläche und 70 Prozent des weltweiten Frischwasserverbrauchs, stellt einen wesentlichen Faktor für den Druck auf die biologische Vielfalt dar und verursacht mehr als ein Drittel der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Gleichzeitig verursachen ineffiziente Produktions- und Verarbeitungsverfahren sowie lange weltweite Lieferketten einen enormen Grad von Lebensmittelverschwendung: Etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel werden nicht konsumiert, sondern gehen entlang der Wertschöpfungskette verloren. Dies alles erscheint umso dramatischer, als aktuell davon ausgegangen wird, dass die Nachfrage nach Nahrungsmitteln bis 2050 aufgrund von demografischen Entwicklungen, dem Wachstum der Weltbevölkerung und Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten um bis zu 60 Prozent steigen wird.

Aus sozialer und gesundheitlicher Sicht führen unsere aktuellen Ernährungssysteme ebenfalls zu gravierenden Herausforderungen, für die dringend Lösungen gefunden werden müssen: Während rund 2 Milliarden Menschen unter Übergewicht oder sogar Fettleibigkeit leiden, haben weitere 2 Milliarden keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln und leiden Hunger. Weltweit sind heute rund 20 Prozent aller Todesfälle auf schlechte, ungesunde oder unzureichende Ernährung zurückzuführen.

 

Des Weiteren stellen lebensmittelbedingte Krankheiten und Zoonosen ein wesentliches Problem für die menschliche Gesundheit dar: So erkranken 10 Prozent aller Menschen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Die Corona-Pandemie hat schmerzlich gezeigt, wie gefährlich neuartige Viren mit Ursprüngen in unserer Nahrungskette sein können. Und letztlich erachtet die WHO auch die antimikrobielle Resistenz als eine der zehn größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit, da 80 Prozent der heutigen medizinisch wichtigen Antibiotika auch in der Nutztierhaltung eingesetzt werden. Der Einfluss der Ernährung auf die menschliche Gesundheit ist also enorm und negative Folgen falscher Ernährung verursachen nicht nur vermeidbare Krankheiten wie beispielsweise Diabetes, sondern belasten wesentlich unsere Gesundheits- und Sozialsysteme. 

Eine Ernährungswende wird dringend benötigt

Demnach benötigt die Menschheit heute mehr denn je einen echten Wandel in Bezug auf die Ernährungssysteme, der zu einem verbesserten Zugang, aber auch zur besseren Qualität und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln beiträgt. Ziel sollte es sein, den ökologischen Fußabdruck und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und die Qualität und Nachhaltigkeit von gesunden Nahrungsmitteln für alle Menschen zu erhöhen. Dementsprechend gehören auch zahlreiche Teilbereiche der heutigen Ernährungswertschöpfungskette auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht in unsere Definition der Zukunft der Ernährung: Darunter Agrar-Chemie und synthetische Düngemittel, Nutztier-Antibiotika, Fast-Food Restaurants, Rindfleisch, alkoholische und kohlesäurehaltige Getränke und Süßwaren.

Glücklicherweise liegen zahlreiche alternative Konzepte für die Ernährung der Zukunft bereits auf dem Tisch und müssen „nur“ in der Breite und entlang der gesamten Lebensmittel-Wertschöpfungskette implementiert werden, um viele der drängenden Herausforderungen schnell und effizient angehen und lösen zu können. Insbesondere die Teilbereiche Präzisionslandwirtschaft, Tier- und Pflanzengesundheit, Nachhaltige Landwirtschaft und Aquakultur, Lebensmittelverteilung, Lebensmittelsicherheit, Lösungen für Lebensmittelabfälle, Lebensmittelinhaltsstoffe, sowie Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel stehen hier im Fokus. Allerdings werden dafür, wie auch im Bereich der nachhaltigen Energiewende, enorme Investitionen über Jahre und Jahrzehnte von öffentlicher und privater Seite notwendig sein – die allerdings auch interessante Anlagemöglichkeiten aus finanzieller und nachhaltiger Sicht darstellen können.

Grafik 2: Innovationen steigern die Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit entlang der gesamten Ernährungs-Wertschöpfungskette.

Quelle: Pictet Asset Management, 2022

Erfreulicherweise scheinen wir nun jedoch an entscheidenden Wendepunkten angekommen zu sein, da sich zum ersten Mal verschiedene wichtige Akteure gemeinsam für den Wandel unserer Ernährungssysteme einsetzen: Zum einem hat die Politik und die Regulatorik, insbesondere in Europa und Nordamerika, inzwischen die Bedeutung und die Notwendigkeit des Wandels erkannt und sich ehrgeizige Ziele für weitreichende Verbesserungen bei ökologischen und sozialen Aspekten gesetzt. Zum anderen verändert sich auch das Verbraucherverhalten, insbesondere in der wohlhabenden westlichen Welt: Bio-Produkte verzeichneten in den vergangenen Jahren enorme Wachstumsraten. Ein Trend hin zu weniger tierischen und mehr pflanzlichen Produkten ist ebenfalls klar ersichtlich.