Praxisfall: Wie ein Ehepaar seine Immobilienerlöse kurzfristig verfügbar anlegen kann
Der PraxisfallWieeinEhepaarseineImmobilienerlösekurzfristigverfügbaranlegenkann
DAS INVESTMENT lässt fiktive Fälle aus der Finanzberatung von Vermögensprofis untersuchen. Diesmal beschäftigt sich Florian Nowacki vom Hamburger Vermögensberater Nvest mit einem Ehepaar, das Immobilien geerbt hat und den Gewinn aus dem Verkauf nun so anlegen möchte, dass es kurz- bis mittelfristig immer darauf zugreifen kann.
Ein Ehepaar möchte den Erlös von Immobilienverkäufen so investierenn, dass sie regelmäßig über Teile des Vermögens verfügen können, um zum Beispiel auf Reisen zu gehen.| Foto: Adobe Firefly
Der Fall
Das Ehepaar Benthin ist schon seit einigen Jahrzehnten in aktiven sowie passiven Fonds investiert. Beratung erfolgte durch eine Filialbank vor Ort sowie einen Anlageberater, der vor kurzer Zeit in den Ruhestand gegangen ist.
Nun mussten die Eheleute Ende 2023 einen Großteil des Depots aufgrund einer Erbschaftssteuerzahlung liquidieren. Die Erbmasse bestand zu größten Teilen aus Immobilie...
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Das Ehepaar Benthin ist schon seit einigen Jahrzehnten in aktiven sowie passiven Fonds investiert. Beratung erfolgte durch eine Filialbank vor Ort sowie einen Anlageberater, der vor kurzer Zeit in den Ruhestand gegangen ist.
Nun mussten die Eheleute Ende 2023 einen Großteil des Depots aufgrund einer Erbschaftssteuerzahlung liquidieren. Die Erbmasse bestand zu größten Teilen aus Immobilienbesitz, der veräußert wurde. In erster Linie, um wieder Liquidität zu haben, aber auch, da keine Muße besteht, sich um die Vermarktung sowie Pflege der Immobilien zu kümmern.
Dieser Erlös in Höhe von 1,5 Millionen Euro soll nun so investiert werden, dass das Ehepaar regelmäßig über Teile des Vermögens verfügen kann, um zum Beispiel auf Reisen zu gehen. In den vergangenen Jahren hatte es mit seiner Anlagestrategie gefühlt keinen großen Erfolg und musste eigener Meinung zufolge zu viel Steuern zahlen. Diese Punkte werden nun besonders berücksichtigt.
Der Vorschlag
Die vergangenen drei bis fünf Jahre waren für defensive Anleger, die eher in Zinspapiere sowie Immobilienfonds investiert haben, in der Tat keine lukrativen Jahre. Auf eine Zeit von ohnehin schon niedrigen Zinsen folgten starke Kursverluste aufgrund der in diesem Maße noch nie dagewesenen Zinserhöhungen.
Wer dort nach Lehrbuch beraten hat, hat im Nachhinein sehr wahrscheinlich eine wenig ertragreiche Empfehlung ausgesprochen. Durch die Zinserhöhungen hat sich auch der Immobilienmarkt eher seitwärts bis negativ entwickelt. Zum Gesamteindruck der Eheleute kann man aus unserer Sicht nur sagen, dass es neben den nicht erfüllten Erwartungen der defensiven Anlagen bei den offensiven Anlagen schon etwas Aktivität gebraucht hätte, um unnötige Steuerzahlungen zu vermeiden. Wir empfehlen, jährlich die verfügbaren Pauschbeträge durch unterjährige Gewinnmitnahmen maximal auszuschöpfen. Denn die Steuer ist früher oder später fällig.
In dem Fall der Eheleute Benthin wurden im Sommer 2009 knappe 12.000 Euro in Aktienfonds investiert. Diese haben die Eheleute in der Zeit nicht angefasst. Es lief „mal besser, mal schlechter“. Im Herbst 2023 hatte das Depot einen Wert von etwa 28.000 Euro, es wurden demnach mit circa 6 Prozent pro Jahr etwa 16.000 Euro aufgelaufene Gewinne realisiert, 4.000 Euro davon gingen an das Finanzamt. Solche unangenehmen Überraschungen sollen zukünftig durch ein konsequentes Rebalancing in den Depots vermieden werden.
Die Eheleute Benthin möchten nun die liquidierten Erlöse aus dem Immobilienverkauf defensiv investieren, damit sie regelmäßig über Teile des Vermögens für Reisen verfügen können. Daher kommt der Leitspruch, Zeit schlägt Zeitpunkt, bei der Investition des Ehepaars nicht in Betracht.
Wir erstellen dem Paar ein individuelles Modellportfolio aus Renten- sowie Aktienfonds. 60 Prozent des Portfolios werden in defensive Fonds, 40 Prozent in offensive Fonds investiert. Bei der aktuellen Zinslage sehen wir vor allem Unternehmensanleihen verschiedenster Varianten als sehr attraktiv an, sodass wir uns auf keine reinen Staatsanleihen verlassen wollen.
Mit den Aussichten auf eine höhere Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen als Zinserhöhungen winkt eventuell ein Kursgewinn. Aktienfonds decken jetzt schon ertragreiche Bereiche sowie Themen der Zukunft ab (siehe Tabelle). Diese Aufteilung wird quartalsweise automatisch wieder hergestellt. Somit vermeiden wir eine Verschiebung des Risikos in eine Richtung, die wir nicht wollen, und nehmen konsequent etwaige Gewinne mit, um die Freibeträge maximal auszunutzen.
Die Erstinvestition erfolgt zu 40 Prozent, also 600.000 Euro, in das individuelle Modellportfolio. Die restlichen 900.000 Euro werden zuerst in den dem Modellportfolio hinterlegten Basisfonds, den Franklin Euro Short Maturity, investiert. Von dort werden dann über die kommenden zwölf Monate jeweils 75.000 Euro in das Portfolio umgeschichtet. Durch diesen Kombiplan vermeiden wir ein nachhaltig ungünstiges Einstiegsszenario für die Eheleute.
Dies verschafft dem Ehepaar einen schrittweisen Wiedereinstieg in die Fondswelt ohne Überraschungen. Die Transaktionen verlaufen dank der Infrastruktur der FIL-Fondsbank ohne Transaktionskosten, die ansonsten stark auf die Rendite schlagen würden.
Über den Autor:
Florian Nowacki ist Geschäftsführer der Nvest Vermögensberatung. Davor war er Spezialist für Vermögensanlagen und Altersvorsorge bei Finanz-Partner.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Ja, ich möchte den/die oben ausgewählten Newsletter mit Informationen
über die Kapitalmärkte und die Finanzbranche, insbesondere die Fonds-,
Versicherungs-und Immobilienindustrie abonnieren. Hinweise zu der
von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz der
Versanddienstleister June Online Marketing und Mailingwork, der
Protokollierung der Anmeldung, der neben der E-Mail-Adresse weiter
erhobenen Daten, der Weitergabe der Daten innerhalb der Verlagsgruppe
und zu Ihren Widerrufsrechten finden Sie in der
Datenschutzerklärung.
Diese Einwilligung können Sie jederzeit für die Zukunft widerrufen.
Bitte wählen Sie mindestens einen Newsletter aus, den Sie abonnieren möchten
Bitte bestätigen Sie die Einwilligung, um fortzufahren
Bitte E-Mail ausfüllen
Bitte wählen Sie Ihre Anrede aus, um fortzufahren
Bitte geben Sie Ihren Vornamen ein, um fortzufahren
Bitte geben Sie Ihren Nachnamen ein, um fortzufahren
Bitte wählen Sie eine Position aus, um fortzufahren
Bitte geben Sie Ihren Passwort ein (mind. 8 Zeichen), um fortzufahren
+
Anmelden
Fast geschafft
Bitte überprüfen Sie Ihr E-Mail Postfach - wir haben eine Bestätigungs-E-Mail verschickt. Das Abonnement wird nach der Bestätigung aktiv.