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in HochzinsanleihenLesedauer: 4 Minuten

Preisanstieg von 27% EZB-Zinssenkungen können zur Wohnungspreisblase führen

Anna Pesch war lange Zeit davon ausgegangen, dass sie in den kommenden Jahren zur Miete wohnen wird, doch in diesem Mai kauft sie sich ein Häuschen in der Nähe von Köln. Das hat sie Mario Draghi zu verdanken. „Wir wollten unser Geld nicht weiter in die Miete stecken“, sagt die 32-jährige Logopädin. Vor zwei Jahren, als EZB-Chef Draghi den Leitzins unter null senkte, hatte sie angefangen, sich nach einer Immobilie umzusehen. „Wir wollen lieber investieren“, sagt Pesch, „vor allem, weil der Quadratmeterpreis in unserem Umkreis nur ansteigt.“

Da die Hypothekenzinsen auf Rekordtiefs sind und Sparguthaben fast nichts einbringen, freunden sich die Deutschen mit Immobilieninvestitionen an. Jahrzehntelang hatten sie eine starke Präferenz, in Mietwohnungen zu wohnen und ihr Geld auf Bankkonten zu legen, aber da die Europäische Zentralbank die Zinsen nahe null hält, lässt diese Neigung nach. In den letzten fünf Jahren sind die Wohnkosten in Berlin, Hamburg und München um mehr als 30 Prozent in die Höhe geschnellt, was auf offizieller Seite Sorgen ausgelöst hat.

Im März erklärte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret, er sehe „erste Wolken am Horizont aufziehen“, und die Zentralbank beobachte die Wohnungsbaukredite genau. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der der EZB-Politik des billigen Geldes kritisch gegenübersteht, sagte im Dezember, die Jagd nach Rendite könne zur Blasenbildung und zu überhöhten Vermögenswerten führen. Deutsche Regulierungsbehörden forderten neue Vorschriften, um kreditgetriebene Überhitzung am Immobilienmarkt zu verhindern.

Mit zunehmender Beschäftigung und steigenden Löhnen begannen die Häuserpreise in Deutschland 2005 zu steigen, nach einem Jahrzehnt der Stagnation. Die Vermögenszuwächse fielen zusammen mit einem demografischen Wandel und einem Präferenzwechsel vom Land hin zu wiederbelebten Städten wie Berlin oder Frankfurt, wodurch die Leerstandsquoten dort nahezu Allzeittiefs erreichten. Die neuen Hypothekenfinanzierungen nahmen laut Bundesbank 2015 um 22 Prozent zu, nachdem sie fünf Jahre lang nur drei Prozent oder weniger gestiegen waren.

Die Entwickler werden der Nachfrage kaum Herr. Die Baugenehmigungen stehen auf einem 15-Jahres-Hoch, aber sie bleiben immer noch hinter den 350.000 neuen Wohnungen zurück, die laut Bundesregierung jährlich gebraucht werden. In den letzten zwölf Monaten haben Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika für eine weitere Verknappung am Wohnungsmarkt gesorgt.

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