Private-Equity-Dachfonds: „Doppelte Leistung bei gleichem Preis“
DAS INVESTMENT.com: In der DAS-INVESTMENT-Ausgabe 11/09 haben wir eine Studie des Analysehauses TKL zitiert, wie sich die Kosten von Private-Equity-Dachfonds auf die Renditeerwartung auswirken. Wieso sehen Sie Korrekturbedarf? Norman Lemke: Die von der Studie angestoßene Diskussion über die Kostenbelastung bei Private-Equity-Dachfonds ist so alt wie die Produktkategorie selbst. Wir begegnen dem aktiv, indem wir Rückflüsse thesaurieren und reinvestieren, ohne dass erneut Emissionskosten anfallen. Unser erster Fonds erreichte so eine Investitionsquote von 190 Prozent – wir verdoppeln also bei gleichem Preis die Leistung. Wenn TKL dies ignoriert, ist das Ergebnis insoweit falsch. DAS INVESTMENT.com: Wie viel der Zielfondsrendite kommt dann nach Kosten bei Ihrem Anleger an? Lemke: Der Renditequotient der RWB-Fonds liegt bei einer Eingangsrendite von 19 Prozent bei rund 70 Prozent – und nicht bei 40 Prozent, wie von TKL errechnet. Es gibt bei uns übrigens auch keine weitere Zwischenebene mit „Extra-Kosten“ für Anleger. Die von uns nach verschiedenen steuerlichen Gesichtspunkten angebotenen „Feeder-Fonds“ Typ A und Typ B stellen ihre Mittel einem einheitlichen Investitionsportfolio zur Verfügung, für das die RWB AG das Portfoliomanagement übernimmt und dafür eine Gebühr erhält. Emissions- und Verwaltungskosten fallen bei den „Feedern“ an, Managementkosten werden aus dem „Portfoliotopf“ bestritten, aber nichts fällt doppelt an. Das halten wir für eine praktikable, nachvollziehbare und transparente Lösung. DAS INVESTMENT.com: Doch bringt die Thesaurierung natürlich auch einen Aufschub von Ausschüttungen mit sich – und die Möglichkeit, dass Sie bei der Reinvestition die Gesamtrendite verwässern können. Lemke: Das ist richtig, der Sicherheitsaspekt steht jedoch bei unseren Global Market Fonds im Vordergrund. Thesaurierung und Reinvestition bewirken eine gleichmäßige Investition über die gesamte Fondslaufzeit – vergleichbar mit dem Cost-Average-Effekt bei Aktienfonds. Das stabilisiert die Rendite nahe am langfristigen Durchschnitt. Wir sind damit aus der Gesamtsicht des Rendite-Risiko-Verhältnisses wettbewerbsfähig, und die Kostendegression hat ja auch sehr positive Auswirkungen auf die Anlegerrendite. Die Renditequotienten von Lebensversicherungen und Banksparprodukten liegen übrigens nur bei etwa 50 bis 55 Prozent. Gemanagte Aktien- oder Private-Equity-Dachfonds bieten in der Spitze 65 bis 70 Prozent. Günstiger wird es nur dann, wenn man wie bei Indexprodukten auf ein aktives Management verzichten will. Solche Indizes sind aber im Private-Equity-Bereich nicht besonders aussagefähig, weil sie sehr einseitig ausgerichtet sind. DAS INVESTMENT.com: Sie machen jetzt den Anlegern Ihres ersten Fonds, den Sie von 1999 bis 2002 platziert haben, ein Abkaufangebot für deren Anteile. Zu welchen Konditionen? Lemke: Je nach Eintrittszeitpunkt und Beteiligungsdauer liegt die Rendite, die Anleger zunächst erzielen, zwischen 6 und 9 Prozent jährlich. Dafür haben wir den Realisationswert der zirka 370 Unternehmen im Bestand des RWB I vorsichtig geschätzt. Eine positive Differenz zwischen der Abschlagszahlung und dem Realisationswert gleichen wir zugunsten des Anlegers bis spätestens 2018 über einen Besserungsschein aus. Die Finanzierung unseres Abkaufangebots erfolgt aus den Reserven des Emissionshauses. Wenn wir in dieser Marktsituation Zielfondsanteile verkaufen müssten, um damit Ausschüttungen zu leisten, würden wir nur Notverkaufspreise erzielen. DAS INVESTMENT.com: Die von Ihnen genannte Rendite liegt allerdings deutlich unter den 12 Prozent, mit denen Ihr Vertrieb gern operiert hat ... Lemke: Unser erster Fonds hat nicht nur den Crash ab dem Jahr 2000, sondern auch die jetzige Weltwirtschaftskrise voll mitgenommen. Unser Fondskonzept sah vor, für die Streuung des Kapitals nicht nur in den Buyout-, sondern auch in den Venture-Bereich zu investieren. Hätten wir ausschließlich im Buyout-Bereich angelegt, wäre das Ergebnis deutlich besser ausgefallen. Wir können uns von der Entwicklung der Märkte natürlich nicht abkoppeln, aber unsere Anleger freuen sich, eine Rendite in dieser Größenordnung zu bekommen. Bei anderen Assetklassen beziehungsweise bei vielen Investmentfonds oder Fondspolicen sieht es da sehr viel düsterer aus, wie Sie wissen. DAS INVESTMENT.com: Zur Investitionsstrategie – ein Standardargument der Emissionshäuser ist, dass ihre Dachfonds Zugang zu den Top-Quartile-Zielfonds haben, also zu dem besten Viertel, das die höchsten Renditen erzielt. Das ist doch schon rein statistisch unmöglich. Lemke: Über ein Netzwerk Zugang zu Top-Quartile-Fonds zu haben, ist selbstverständlich. Zu behaupten, ausschließlich in diese Fonds zu investieren, ist Unsinn. Wer wählt dann freiwillig die anderen 75 Prozent aus? Es gilt sicherzustellen, nicht bei den 10 bis 15 Prozent der Fonds dabei zu sein, die Kapital vernichten. Dazu gehören nicht selten ehemalige Top-Quartile-Fonds mit „sattem“ oder zwischenzeitlich ausgewechseltem Management, die ihren großen Namen noch im Fundraising nutzen. DAS INVESTMENT.com: Was ist denn ein realistisches Ziel bei der Auswahl der Zielfonds? Lemke: Sie müssen es schaffen, einen wesentlichen Teil des Portfolios im „Upper half“ der Zielfonds zu platzieren. Wenn Ihnen dies gelingt und Sie die Investition in die eben genannten schlechtesten 10 bis15 Prozent vermeiden, ist die vom Dachfonds erreichte Performance bereits deutlich überdurchschnittlich. Um noch einmal auf den RWB I zurückzukommen: Alle Buyout-Fonds der ersten Investitionsrunde unseres Dachfonds gehörten zu den Top 5 ihrer Kategorie ihres Jahrgangs. Die Venture-Fonds leider nicht, die Fonds dieser Sparte waren aber auch insgesamt in dieser Periode eher schwach. DAS INVESTMENT.com: Ist es aber nicht so, dass ein Dachfonds zwar die Risiken besser streut, direkt investierende Fonds aber in stärkerem Maß von der Rendite der Beteiligungen profitieren? Lemke: Wenn der Direktfonds ein sehr glückliches Händchen für genau die richtige Zielunternehmen hat, mag das stimmen. Sich darauf zu verlassen ist jedoch, sagen wir mal, mutig. Für sicherheitsorientierte breit streuende Dachfonds gilt eine andere Logik, denn langfristige Studien haben Folgendes herausgefunden: Die Durchschnittsrendite der Anlageklasse entsteht, indem sehr wenige Zielfonds ihr Kapital zum Beispiel verzehnfachen, viele Fonds aber durchschnittliche oder leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse abliefern. Unabhängig von der Qualität der Fondsauswahl steigt mit wachsender Streubreite so statistisch die Wahrscheinlichkeit, im Portfolio auch einen oder zwei der „Überflieger“ dabei zu haben, die letztendlich für den hohen Renditedurchschnitt im Private Equity sorgen. Ohne die nötige „handwerkliche Qualität“ bei der Fondsauswahl funktioniert das allerdings auch nicht. Wir bieten beides. DAS INVESTMENT.com: Bei Ihren ersten Fonds war die Vertriebsprovision im Marktvergleich aber vergleichsweise hoch. Inwiefern drückt das auf die Performance? Lemke: Gar nicht, weil sich diese Kosten durch unser Reinvestitionskonzept entsprechend reduziert haben. Wenn Sie als unabhängiges Emissionshaus im Markt für geschlossene Fonds starten, müssen Sie sich den Usancen anpassen und konkurrenzfähige Provisionen einplanen. Ansonsten platzieren Sie wenig bis gar nichts und der Fonds kann die Mindestanlagegrenzen nicht einhalten. Ein größerer Fonds ist nun mal im Private-Equity-Dachfonds-Markt besser aufgestellt, da er eine höhere Streubreite nutzen kann und einfach auch ein attraktiverer Partner der Zielfonds ist – und das ist ganz im Sinne der Anleger. Ich möchte aber an eins erinnern: Die Provisionshöhe, wie sie von einigen Schiffsfonds in der Spitze gezahlt wurde und wird, hatten wir niemals erreicht. DAS INVESTMENT.com: Wo liegt Ihre Vertriebsprovision heute? Lemke: Das hängt davon ab, welche Umsatzhöhe Sie erreichen und welchen Anteil an der Kundengewinnung und Beratung sie erledigt haben. In jedem Fall liegen wir absolut im Durchschnitt unserer Branche. Die Zeiten unseres Aufbaus liegen lange hinter uns, wir haben uns mit unserer Spezialisierung auf Private-Equity an die Spitze des Marktsegments gesetzt. Wir verwalten heute rund 100.000 Beteiligungsverträge und haben bereits – inklusive dem Ratenvolumen - knapp 1,5 Milliarden Euro platziert und 800 Millionen Euro investiert. Seit 2005 sind unsere fixen Kosten durch die laufenden Einnahmen für Gesellschafterverwaltung und Portfoliomanagement gedeckt, so dass unser Unternehmen auch in Zeiten geringerer Platzierung schwarze Zahlen schreibt.