Eine „Finanztip“-Befragung reiht sich ein in eine Vielzahl negativer Veröffentlichungen zur PKV. Vor allem die Rolle des Beratungsunternehmens Premiumcircle wirft Fragen auf.
8,7 Millionen Deutsche sind Privatpatienten. Möglich ist dies nur für diejenigen, die Beamte sind, selbstständig oder als Angestellte mehr als 73.800 Euro im Jahr verdienen.| Foto: Imago Images / photothek
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Umfrage: Vielen PKV-Versicherten wird Leistungserstattung verwehrt
Doch zunächst zur „Finanztip“-Befragung: Demnach wurden in den vergangenen fünf Jahren bei 34 Prozent der PKV-Versicherten Erstattungen teilweise gestrichen, bei 8 Prozent sogar vollständig. Dabei ist die Leistung mit Abstand der wichtigste Grund für die Befragten, sich für die PKV zu entscheiden (32 Prozent). Dahinter folgen der Preis (25 Prozent), eine bessere Behandlung als in der GKV (22 Prozent) und eine schnellere Terminfindung als in der GKV (3 Prozent). Weiteres Ergebnis: 27 Prozent würden sich nicht erneut für die PKV entscheiden.
Wie sich PKV-Versicherte aus Sicht von „Finanztip“ verhalten sollten
Wird eine Arztrechnung nicht erstattet, sollten Betroffene laut der Autoren sofort reagieren: „PKV-Versicherte sollten ihren Arzt unbedingt um eine Begründung für die strittige Behandlung bitten und diese dann wiederum dem Versicherer zukommen lassen. In schwierigen Fällen können sich Versicherte an den Ombudsmann für die Private Kranken- und Pflegeversicherung wenden, der dann vermittelt und eine außergerichtliche Klärung mit der Versicherungsgesellschaft anstrebt – die jedoch nicht immer gelingt“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von „Finanztip“.
Die Umfrage legt auch nahe, dass rechtliche Auseinandersetzungen von Versicherten mit ihrer Krankenversicherung keine Ausnahme sind. Über fünf Prozent der Befragten gaben an, bereits einen Prozess gegen ihren Versicherer geführt zu haben. Für Streitfälle mit dem Versicherer empfiehlt Tenhagen eine Rechtsschutzversicherung zur Deckung hoher Gutachter- und Gerichtskosten.
Methodik wirft Fragen auf
Laut „Finanztip“ beruhen die Umfragedaten auf einer Online-Befragung, an der im März dieses Jahres insgesamt 3.337 PKV-Versicherte, vor allem „Finanztip“-Nutzer, teilgenommen haben. Zur weiteren Methodik erfährt man nichts. Die Veröffentlichung beschränkt sich auf eine Pressemitteilung.
DAS INVESTMENT liegt der Fragenkatalog der Finanztip-Befragung vor. Bei diesem fällt auf, dass das Thema Erstattung lediglich mit zwei Ja-Nein-Fragen abgehandelt wird, die nicht weiter eingeordnet werden. Befragungsteilnehmer können somit nur pauschal eine Aussage zum schlichten Faktum einer abgelehnten Leistungserstattung treffen, die ihre tatsächliche Meinung oder Erfahrung mit ihrem PKV-Anbieter nicht wirklich widerspiegeln dürfte. Nicht erwähnt wird zudem, dass Versicherer Anträge natürlich auch zu Recht ablehnen können.
Dazu sagt ein Sprecher von „Finanztip“ auf Nachfrage von DAS INVESTMENT: „Unsere Umfrage hatte nicht das Ziel, die generelle Zufriedenheit von Privatversicherten mit ihrer Krankenversicherung zu erheben. Dazu haben wir auch nichts abgeleitet. Es ging vielmehr speziell um die Frage, ob Versicherungen die Arztrechnungen ihrer Kunden manchmal nicht zahlen.“
Kein gutes Haar an der Methodik lässt DAS INVESTMENT-Experte Walter Benda. Er schreibt: „Eine gezielte Auswahl von Befragten, die sich aktiv an einer Online-Befragung beteiligen, kann zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen. Zufriedene Versicherte nehmen erfahrungsgemäß seltener an solchen Umfragen teil als unzufriedene. Ein Vergleich zur GKV fehlt ebenfalls, sodass keine Aussage darüber getroffen werden kann, ob die genannten Probleme speziell in der PKV gehäuft auftreten oder im gesamten Krankenversicherungssystem existieren.“
Und weiter: „Darüber hinaus bleibt unklar, welche konkreten Leistungen abgelehnt wurden. Gab es medizinische oder vertragliche Gründe? Wurden Rechnungen fehlerhaft eingereicht oder lagen die Ablehnungen innerhalb des vereinbarten Selbstbehalts? Ohne eine Differenzierung ist es kaum möglich, belastbare Schlüsse zu ziehen.“
Ein weiteres kritisches Element der Studie sei der Kontext, in dem sie veröffentlicht wurde. „Finanztip“ agiere selbst als Versicherungsvermittler, ohne eine Registrierung dafür zu haben. Außerdem verkaufe man Versicherungsinteressenten als sogenannte Leads an Makler und bewertet wie kritisiert gleichzeitig bestimmte Tarife öffentlich und agiert damit wie eine Ratingagentur, so Benda. „Ein offenkundiger Interessenkonflikt.“
„Finanztip“ weist Kritik zurück
„Finanztip“ weist diese Kritik zurück. „Richtig ist, dass wir ausgewählte Versicherungsmaklerinnen und -makler nach einem mehrstufigen Auswahlprozess durch unsere Experten-Redaktion empfehlen. Ein Interessenkonflikt liegt nicht vor, da ein ganz anderes Team erst danach mit den empfohlenen Anbietern spricht und fragt, ob wir ihre PKV-Beratung verlinken sollen – und auch ohne Verlinkung bleibt die Empfehlung davon unberührt. Richtig ist außerdem, dass Finanztip keine bestimmten PKV-Tarife öffentlich kritisiert.“
Auch hinter der „Finanztip“-Befragung steckt Premiumcircle
Doch gibt es weitere Ungereimtheiten: Auf Screenshots, die die online gestellten Fragen zeigen, ist neben dem „Finanztip“-Logo auch das Logo des Beratungsunternehmens Premiumcircle zu sehen. Das Unternehmen hatte vergangene Woche eine Studie veröffentlicht, die PKV-Tarifen in einigen Bereichen große Lücken in der Absicherung im Vergleich zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) attestierte.
Zeitgleich mit der Studienveröffentlichung, erschienen auch Beiträge im „Spiegel“, und in der Sendung „Frontal“. Kernvorwurf hier: Die Versicherer verweigern Leistungen oder zögern diese systematisch heraus, um die Versicherungsnehmer mürbe zu machen. Neben der Dokumentation der Fälle von Betroffenen und Gesprächen mit Rechtsanwälten nehmen die Beiträge auch Bezug auf die Premiumcircle-Untersuchung beziehungsweise setzen Premiumcircle-Geschäftsführer Claus-Dieter Gorr als eine Art Kronzeuge für die oben genannte These in Szene.
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