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Private Krankenversicherung „PKV-Beiträge sollten auch Zinstief berücksichtigen“

Kostendruck im Gesundheitswesen: Nach Angaben der Deutschen Aktuarvereinigung stehen die privaten Sozialsysteme hierzulande auch durch die niedrigen Zinsen der EZB zunehmend unter Druck.
Kostendruck im Gesundheitswesen: Nach Angaben der Deutschen Aktuarvereinigung stehen die privaten Sozialsysteme hierzulande auch durch die niedrigen Zinsen der EZB zunehmend unter Druck. | Foto: Pixabay

Die private Kranken- und Pflegeversicherung hierzulande steht in der Zukunft vor großen Herausforderungen, erwartet Roland Weber von der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Nach verbandsinternen Analysen wird neben dem demografischen Wandel vor allem der medizinisch technische Fortschritt zum Kostentreiber im Gesundheitswesen. Und: „Die privaten Sozialsysteme geraten durch die anhaltende Tiefzinsphase zunehmend unter Druck“, warnt Weber. Entsprechend sei dort mit deutlichen Beitragssteigerungen zu rechnen.

Roland Weber, Deutsche Aktuarvereinigung

Nach DAV-Berechnungen könnte der Durchschnittsbeitrag in der privaten Krankenversicherung (PKV) bis zum Jahr 2060 inflationsbereinigt um den Faktor 2,7 steigen, falls die Zinsen in den kommenden Jahrzehnten auf ihrem aktuell niedrigen Niveau verharren. Zum Vergleich: Kommt es hingegen zu einer Zinserholung ab 2030, ergibt sich ein Faktor von lediglich 2,4. Und für die die Beiträge in der privaten Pflegepflichtversicherung ergibt sich nach DAV-Angaben „im Extremszenario“ sogar eine Erhöhung um den Faktor 4,5.

Daher appelliert Weber an die Politik, jede Möglichkeit zu ergreifen, die Effizienz des Gesundheitssystems weiter zu steigern. So ließen sich durch den Ausbau der Telemedizin oder der Einführung einer digitalen Gesundheitskarte erheblich Kosten einsparen. „Zudem muss jede weitere Leistungsausweitung speziell in der sozialen wie privaten Pflegepflichtversicherung kritisch auf ihre langfristige Finanzierbarkeit überprüft werden. Ohne Ausgabendisziplin ist das deutsche Kranken- und Pflegeversicherungssystems nicht zukunftsfähig.“

PKV-Beiträge konstanter gestalten

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Daneben verweist Weber auf ein zweites grundlegendes Problem der privaten Kranken- und Pflegeversicherung: Die Beiträge entwickeln sich selten kontinuierlich und weisen teilweise große Sprünge auf. „Für den Außenstehenden wirken diese Beitragssprünge willkürlich, doch in Wirklichkeit sind sie die Folge von nicht mehr zeitgemäßen, strikten gesetzlichen Vorgaben“, erklärt Weber. Er präsentiert daher jetzt ein Maßnahmenpaket der DAV, durch das sich die Beitragsverläufe privat Versicherter künftig gleichmäßiger entwickeln sollen.

Im Mittelpunkt des Reformvorschlags steht eine Neugestaltung der sogenannten Auslösenden Faktoren. Derzeit erlaubt das Versicherungsaufsichtsgesetz eine Überprüfung und Anpassung der Versicherungsbeiträge nur in zwei Fällen: Erstens das Abweichen der erwarteten von den einkalkulierten Versicherungsleistungen, zum Beispiel durch höhere Leistungsausgaben aufgrund des medizinischen Fortschritts, um mehr als 10 Prozent. Zweitens das Abweichen der realen von den kalkulierten Sterbewahrscheinlichkeiten um mehr als 5 Prozent.

Zinsen bei Beiträgen berücksichtigen

Doch auch weitere Rechnungsgrundlagen wie beispielsweise Zinsen und Storno haben einen großen Einfluss, erläutert Weber. Sie seien aber bislang kein Anhaltspunkt, um die Beiträge zu überprüfen. Außerdem kritisiert die Aktuarvereinigung seit langem die isolierte Betrachtung der beiden Auslösenden Faktoren. Auf diese Weise würden die jeweils einzelnen Schwellenwerte teilweise über Jahre nicht erreicht. Dies führe dazu, dass Beitragsanpassungen häufig erst relativ spät durchgeführt werden dürfen und dadurch höher ausfallen.

Um diese großen Beitragssprünge künftig zu vermeiden, solle laut DAV künftig auch den Faktor Zins berücksichtigt werden. Ziel sei es, dass des Zinsniveaus in der Eurozone zukünftig zeitnah in die Beiträge in der privaten Krankenversicherung einfließen. „Diese Anpassung an die seit Jahren zu beobachtenden Kapitalmarktgegebenheiten wäre im Interesse der Versicherten ein entscheidender Schritt zur langfristigen Stabilisierung des PKV-Systems“, sagt Weber, der dem DAV-Vorstand als sogenannter ehemaliger Vorstandsvorsitzender angehört.

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