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PKV-Vollversicherung: Viele Tarife, wenig Übersicht
Das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) hat sein diesjähriges Rating für die PKV-Vollversicherung mit einer neuen Systematik veröffentlicht. Sie führt zu einer Berücksichtigung von rund 4.000 Tarifkombinationen.
Bei Premiumtarifen wird noch weiter draufgepackt
Ein zentrales Ergebnis aus Sicht von M&M: Nachdem die Tarife sich bisher bereits größtenteils durch ein hohes Bedingungsniveau ausgezeichnet hatten, wurde nun eine Zunahme der sogenannten „Premiumtarife“ festgestellt „Die neuen PKV-Premiumtarife überbieten sich regelrecht und weitere Tarife werden erwartet. Der Wettbewerb in der PKV-Vollversicherung verlagert sich damit zunehmend in dieses Segment und löst den Fokus auf digitale Gesundheitsanwendungen ab, die inzwischen als Standard gelten“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Analyst bei Morgen & Morgen.
Gerade große Anbieter böten immer höherwertige Premiumtarife. Sie dienten oft der Ergänzung der aktuellen Tariflandschaft, ersetzten aber auch teilweise bisherige Hochleistungstarife. Auffällig ist laut M&M die Entwicklung vor allem im Bereich Zahnersatz: „Drei Anbieter legen hier mit rund 20 Tarifen, die einen 100 Prozent Zahnersatz bieten, vor.“
Preislich fielen sie dabei nicht besonders negativ auf. Beiträge für einen Dreißigjährigen starten bei circa 650 Euro pro Monat und landen je nach Selbstbehalt auch mal bei über 900 Euro pro Monat, so die Analysten. Damit bewegten sie sich aber immer noch unter dem aktuellen GKV-Höchstbeitragssatz von monatlich 1.175 Euro.
So funktioniert die Rating-Methodik
Im „M&M Rating PKV-Vollversicherung“ werden ausschließlich die in den Versicherungsbedingungen aufgeführten Leistungen bewertet. Grundlage ist eine Bedingungsanalyse anhand von 60 unterschiedlich gewichteten Leistungsfragen (ein, drei beziehungsweise fünf Punkte). Die Fragen beurteilen Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität eines Produkts anzusehen sind, so M&M. Die Kundenfreundlichkeit stehe hier klar im Fokus, ebenso die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk.
In den 60 Leistungsfragen können maximal 174 Punkte erreicht werden. Ab 135 Zählern wird die Note „ausgezeichnet“ (fünf Sterne) vergeben. In Abständen von 15 erreichten Punkten erhalten die Produkte die Bewertungen „sehr gut“ (vier Sterne), „durchschnittlich“ (drei Sterne) und „schwach“ (zwei Sterne). Offerten mit weniger als 90 Punkten bekommen die Benotung „sehr schwach“ (ein Stern).
Die Merkmale werden entweder als „voll erfüllt“ (100 Prozent der Punkte), „eingeschränkt erfüllt“ (50 Prozent) oder „nicht erfüllt“ (null Prozent) bewertet. Den Angaben zufolge gilt eine Antwort grundsätzlich „als ‚eingeschränkt erfüllt‘, wenn weder ‚voll erfüllt‘ noch ‚nicht erfüllt‘ erreicht ist. Es wird im Erfüllungsgrad nicht noch weiter unterschieden“. Weitere Informationen gibt es in der Ratingdokumentation.
Welche Rolle Mindestkriterien spielen
Ab drei Sternen müssen zudem verschiedene Mindestkriterien erfüllt sein, um die Stufe zu erreichen. Von diesen gibt es insgesamt zwölf. Diese stellen laut M&M sicher, dass die top bewerteten Tarife im ambulanten und stationären Bereich über die Regelhöchstsätze und Höchstsätze der Gebührenordnung hinaus leisten. „Zudem erstatten sie bei stationärer Behandlung im Krankenhaus die Chefarztbehandlung sowie eine bessere Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer. Die Erstattung von Prothesen, Brücken, Kronen sowie Implantaten und Inlays ist ebenfalls inbegriffen“, heißt es von den Autoren weiter.
Hallo, Herr Kaiser!
In der aktuellen Ergebnisdarstellung des M&M-Ratings wird auf zwei Berufsgruppen eingegangen. Zum einen auf die Tarife, die allen PKV-Berechtigten sowie speziellen Berufsgruppen, wie beispielsweise Ärzten oder Selbständigen zugänglich sind. Und zum anderen auf die individuellen Tarifangebote für Beamte.
Rund 60 Prozent der Tarife mindestens „sehr gut“
Insgesamt zeigen die Ratingergebnisse laut der Studienmacher der vergangen Jahre ein durchgängig gutes Niveau der PKV-Tariflandschaft sowie ein quantitativ gleichbleibendes Angebot. Ein Manko: Durch die neue Darstellungsweise aller Tarifkombinationen über die M&M-eigene Vergleichssoftware hinaus ist ein direkter Vergleich zu den Vorjahresergebnissen nicht möglich.
Von insgesamt 3.406 Tarifkombinationen, die allen PKV-Berechtigten sowie speziellen Berufsgruppen, wie beispielsweise Ärzten oder Selbständigen zugänglich sind, erhalten 16,65 Prozent die Bestnote von fünf Sternen, während der größte Anteil der Offerten mit 43,72 Prozent in der zweiten Wertungsklasse liegt. Sehr schwach bewertete Tarife gibt es lediglich in einer Größenordnung von 1,97 Prozent.
Die 567 Fünf-Sterne-Angebote verteilen sich auf 15 private Krankenversicherungsunternehmen. Zu diesen gehören Allianz, Axa, Barmenia, Die Bayerische Beamtenkrankenkasse, Gothaer, Hallesche, Inter, Landeskrankenhilfe, Ottonova, R+V, Süddeutsche Krankenversicherung, Signal Iduna, Union Krankenversicherung, Universa Krankenversicherung und die Württembergische.
So fällt das Rating für Beamte aus
Für die Berufsgruppe Beamte zeigt das Ratingergebnis laut der Analysten eine deutliche Qualitätsverteilung: Von insgesamt 619 Tarifkombinationen erhalten 70 die Höchstbewertung von fünf Sternen, das sind lediglich 11,31 Prozent. Der größte Anteil des Produktangebots verteilt sich auf die Vier- und Drei-Sterne-Bewertungen. Auffällig: Nicht ein einziger Tarif wurde als „sehr schwach“ eingestuft.
Die 70 Fünf-Sterne-Angebote verteilen sich auf sieben Unternehmen: Allianz, Barmenia, DBV Deutsche Beamtenversicherung, Hallesche, Ottonova, R+V und Universa.