Von einer Krisenstimmung der besonderen Art zeugt die Vermögensentwicklung der Deutschen im Jahr 2024: Während die Börsen von einem Rekord zum nächsten eilten, horteten viele Bürger ihr Geld aus Zukunftsangst auf dem Konto. Diese ungewöhnliche Kombination aus Aktieneuphorie und Konsumzurückhaltung ließ das Geldvermögen der privaten Haushalte kräftig um sechs Prozent auf den Rekordwert von 9,3 Billionen Euro anwachsen.
Doppelter Vermögensbooster
Nach den vorläufigen Berechnungen der DZ Bank waren es vor allem zwei Faktoren, die diese Entwicklung antrieben – die fulminante Börsenrally und eine für Friedenszeiten ungewöhnlich hohe Sparquote. Dabei lag die private Sparquote im Jahr 2024 bei rund 11,5 Prozent des verfügbaren Einkommens – ein Niveau, das zuletzt lediglich in der Ausnahmesituation der Corona-Krise 2020 und 2021 übertroffen wurde.
Der deutsche Leitindex Dax legte von Jahres-Börsenschluss 2023 bis Ende 2024 um 19 Prozent auf rund 19.900 Punkte zu. Davon profitierten auch die privaten Haushalte, die inzwischen rund 9,5 Prozent ihres Geldvermögens direkt in Aktien angelegt haben. Allein dieser Effekt bescherte ihnen den Berechnungen zufolge einen Wertzuwachs ihres Geldvermögens von knapp 200 Milliarden Euro.
Sparen aus Verunsicherung
Die Gründe für die hohe Sparneigung sind laut DZ Bank vielschichtig: Das inflationsbedingt höhere Niveau der Verbraucherpreise, die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Energiewende, die Probleme der Autoindustrie und geopolitische Krisen spielen eine Rolle.
Hinzu kommt, dass durch den frühzeitigen Zusammenbruch der Ampel-Koalition bis nach den Neuwahlen eine handlungsfähige Regierung fehlt. Das bremse die dringend notwendige konjunkturelle Erholung.
Erfreulich sei dagegen, dass es nach der langanhaltenden Phase extrem niedriger und teils negativer Zinssätze endlich wieder Zinseinnahmen in nennenswertem Umfang gibt. Die DZ Bank schätzt die Zinseinnahmen der privaten Haushalte aus Bankeinlagen für 2024 auf voraussichtlich rund 30 Milliarden Euro.
Strukturelle Schwächen bleiben
Für 2025 rechnet die DZ Bank mit einer Fortsetzung des Vermögensaufbaus, wenn auch in moderaterem Tempo. Das Geldvermögen könnte um gut vier Prozent auf 9,8 Billionen Euro wachsen. Die Kursniveaus an den Aktienmärkten dürften zwar schwächer zulegen als 2024, aber unter Schwankungen tendenziell weiter steigen.
Im internationalen Vergleich macht der Anteil von Aktien bei deutschen Privathaushalten immer noch einen eher niedrigen Teil des gesamten Geldvermögens aus. Traditionell haben Bankeinlagen und Lebensversicherungen großes Gewicht. Das sorgt zwar für eine hohe Stabilität der Geldanlage, dafür profitieren die privaten Haushalte hierzulande weniger von Kurszuwächsen an den Aktienmärkten.
Die weitere Entwicklung des Geldvermögens wird maßgeblich davon abhängen, wie sich die politische und wirtschaftliche Lage stabilisiert. Auch die private Sparquote dürfte bei einer allmählich nachlassenden Verunsicherung der Privathaushalte 2025 wieder etwas zurückgehen, die absolute Ersparnis bleibt bei weiter steigenden Einkommen aber hoch.

