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Pro & Contra US-Aktien: Trumpf-Investment oder amerikanischer Albtraum?

Carsten Gerlinger (li.), Mitglied des Management-Teams des Moventum Plus Aktiv, argumentiert gegen Johannes Hirsch, Manager des Antea-Fonds
Carsten Gerlinger (li.), Mitglied des Management-Teams des Moventum Plus Aktiv, argumentiert gegen Johannes Hirsch, Manager des Antea-Fonds

Nur wenige Tage nach Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump war es soweit: Am 25. Januar durchbrach der Wall-Street-Leitindex Dow Jones erstmals in seiner rund 120-jährigen Geschichte die Marke von 20.000 Punkten. Während es zunächst danach aussah, als könne sich der Index nicht oberhalb dieser Schallmauer behaupten, zeigte sich im Laufe des Februars, dass Anleger offenbar doch Kurse jenseits der 20.000 Punkte sehen wollen.

Nicht verwunderlich, dass Donald Trump den Rekord auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit einem für Machertypen charakteristischen „Great“ kommentierte. Schließlich ist er der Auslöser für die jüngsten Höhenflüge bei US-Aktien. Seit seiner Wahl zum US-Präsidenten legten amerikanische Standardwerte um gut 15 Prozent zu. An der US-Technologiebörse Nasdaq stiegen die Kurse im gleichen Zeitraum um 13 Prozent.

Zu den bislang größten Gewinnern im Dow zählt die Aktie von Goldman Sachs. Ihr Wert hat sich seit Anfang November um rund ein Viertel erhöht. Die Investmentbank könnte von einer Deregulierung unter der Trump-Regierung besonders profitieren, nachdem der einst lukrative Eigenhandel durch das Finanzmarktreformgesetz von 2010 eingeschränkt wurde. Zudem winken bei einem Wirtschaftsaufschwung in den USA ein höheres Kreditvolumen und steigende Zinserträge.

Ohnehin wird die Trump-Rally in erster Linie von den Erwartungen der Anleger befeuert, dass der neue Chef im Weißen Haus seine Versprechen aus dem Wahlkampf in die Tat umsetzt. Amerika an die erste Stelle setzen, neue Arbeitsplätze schaffen, Strafzölle einführen, massiv in Infrastruktur investieren, Unternehmenssteuern senken, Regulierungen abbauen – das sind die wesentlichsten Maßnahmen, die der US-Wirtschaft neue Impulse verleihen sollen. Und auf den ersten Blick plausible Gründe für weiter steigende Kurse.

Dass Trump seine Vorhaben bislang unbeirrt durchzieht, belegt auch das Beispiel General Motors (GM). Bereits zu Jahresbeginn kritisierte er den größten US-Autobauer scharf dafür, Fahrzeuge in Mexiko zu produzieren. Nun könnte Trump weiteren Druck aufgebaut haben, um GM zum Verkauf der nunmehr 25 Jahre lang rote Zahlen schreibenden deutschen Tochter Opel zu bewegen. Europa als Produktionsstandort und Verlustbringer würden die Detroiter damit endgültig hinter sich lassen.

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Der renommierte US-Ökonom Robert Shiller hat Anleger kürzlich davor gewarnt, Opfer einer Illusion zu werden und sich zu sehr von unternehmensfreundlichen Rahmenbedingungen in den USA blenden zu lassen. Er zieht Parallelen zu Calvin Coolidge, der im Jahr 1923 US-Präsident wurde. Sein Schmusekurs mit der Wirtschaft mündete 1929 im Platzen einer riesigen Aktienmarktblase.

Nach Ansicht von Carsten Gerlinger, Mitglied des Management-Teams des Moventum Plus Aktiv, können Anleger wohl noch einer Weile auf der Welle reiten, die von Donald Trump angeschubst wurde. Besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen rechnet er mit weiter steigenden Kursen. Zudem seien es nicht nur Trump-Faktoren, die derzeit für US-Aktien sprächen. So würden die USA zum Beispiel durch weltweit führende Forschung und Innovationen auch künftig punkten können.

Johannes Hirsch, Manager des Antea-Fonds, betrachtet den derzeitigen Aufschwung an der Wall Street hingegen aus einem etwas skeptischeren Blickwinkel. Auch wenn er damit rechnet, dass die Euphorie der Anleger US-Aktien noch eine Weile stützen könnte, ist die Fortsetzung der Hausse für ihn aber keine ausgemachte Sache. Er empfiehlt deshalb, auch abseits des US-Aktienmarkts nach aussichtsreichen Investments zu suchen.

Quelle: Bloomberg, Stichtag: 1. März 2017

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