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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 7 Minuten

Pro-Aurum-Chef Robert Hartmann zum Goldpreis-Rutsch

Robert Hartmann, Pro Aurum
Robert Hartmann, Pro Aurum
Um eine Frage gleich zu beantworten: Nein, wir (die Gesellschafter der pro aurum OHG) haben die extreme Abwärtsbewegung seit dem vergangenen Freitag in keiner Weise antizipiert und auch unsere privat gehaltenen Bestände im Vorfeld oder während des Preisrückgangs nicht verkauft. Im Gegensatz dazu sind die Firmenbestände von pro aurum stets kursgesichert – ganz gleich, welche Richtung die Notierungen an den Edelmetallbörsen einschlagen.

„Operation Goldpreis“ läuft schon seit einigen Wochen

Schon seit einigen Wochen ereignen sich Dinge am Goldmarkt, die gelinde gesprochen außergewöhnlich sind. Die aktuell laufende Abwärtsbewegung beschleunigte sich dann am vergangenen Freitag in New York dramatisch und setzt sich auch heute Früh in Asien in ähnlicher Geschwindigkeit fort. Seit Freitagmittag hat das gelbe Metall in der Spitze 180 USD pro Feinunze oder knapp 12 Prozent an Wert verloren. Bei Silber ging es sogar noch rasanter abwärts. Hier beträgt das Minus seit Freitag rund 17 Prozent.

Die ersten ungewöhnlichen Beobachtungen konnten wir bereits Anfang Februar dieses Jahres machen. Hier kam es zunächst bei den Gold-Putoptionen zu einer deutlich erhöhten Aktivität. So wurden Millionen Unzen an Putoptionen (die Käufer profitieren von fallenden Goldpreisen) gehandelt. Schon kurz nach diesem ersten Akt folgten in unregelmäßigen Abständen sehr hohe Verkäufe just zur Eröffnung der Edelmetallbörse in New York. Teils wurden 1 Mio. Unzen Gold (ca. 31 Tonnen) und mehr unlimitiert zum Verkauf angeboten. Verkaufsorders in dieser Größenordnung unlimitiert in den Markt zu stellen, ist eher ungewöhnlich, da hier ein erhöhter Preisdruck ausgeübt wird, der sicherlich zu ungünstigeren Erlösen für den Verkäufer führt. Dennoch konnte sich die Feinunze Gold im Anschluss immer wieder leicht erholen. Dabei schaffte es das Gold seit Mitte Februar nicht mehr, die Marke von 1.620 USD zu überwinden. Damit rückten zwangsläufig die Unterstützungslinien von 1.540 USD und 1.525 USD pro Feinunze in den Fokus. Hier stoppten seit 2010 sämtliche Korrekturen beim Goldpreis. Nahezu alle Analysten und Chart-Experten hatten dieses Niveau in der Folge zur ultimativen Bastion für die Goldnotierung erklärt. Fällt der Kurs unter diese Marken – so waren sich alle Experten einig –, ist dies gleichbedeutend mit einem Ende des zwölf Jahre andauernden Goldpreisanstieges. Angesichts des fundamentalen Umfeldes waren wir bei pro aurum stets zuversichtlich, dass diese Unterstützungslinien halten werden – bis wir am Freitag eines Besseren belehrt wurden. Was war geschehen?

Zypernkrise, japanische Währungsexperimente und Drohgebärden aus Nordkorea

Nachdem schon die Ankündigung von QE3 in den USA nicht für einen nachhaltigen Preisaufschwung bei den Edelmetallen gesorgt hatte, rieben sich viele Investoren in den vergangenen Wochen verwundert die Augen. Der „Bail-in“ in Zypern zeigte das erste Mal, wie eine Bankenrettung in Zukunft stattfinden könnte. Nach den Staatsanleihen waren nach der Zypern-Lösung auf einmal auch Spareinlagen nicht mehr sicher. Hinzu kamen noch neue japanische Anleihekäufe in einem Ausmaß, das durchaus mit den Programmen in den USA mithalten kann. Zeitgleich begann der Diktator Kim Jong-un in Nordkorea mit dem Säbelrasseln gegenüber der westlichen Welt bis hin zur atomaren Bedrohung. In diesem Umfeld hätten sich die Edelmetalle als sicherer Hafen eigentlich positiv entwickeln müssen. Das Gegenteil war der Fall. Während sich die Aktienbörsen zu neuen Höchstständen aufmachten, gerieten die Edelmetalle unter Druck. Weitere Anomalien gefällig? Hier ein kleiner Auszug:

  • Seit der vergangenen Woche können bei der Rand Refinery, dem Produzenten der weltweit meistgehandelten Goldmünze Krügerrand, keine neuen Kauforders platziert werden.
  • Lapidare Erklärung: „Unsere Produktion ist bis Ende April ausverkauft“. Seitdem stiegen die Aufgelder für den Krügerrand um ca. 1,5 Prozent an. Auf Rückfrage bestätigten uns andere wichtige Produzenten zwar eine höhere Nachfrage seit der Zypernkrise, jedoch noch keine wirkliche Verknappung des Angebots.
  • Die niederländische Bank ABN Amro hat ihren Kunden mit einem Schreiben mitgeteilt, dass es ab sofort nicht mehr möglich sei, sich seinen Edelmetallbestand physisch ausliefern zu lassen. Stattdessen wird nur noch ein cash-settlement (Verkauf des Edelmetalls gegen Barausgleich) angeboten.
  • Nach den Ereignissen in Zypern kam es zu einer regelrechten Verkaufswelle bei den physisch hinterlegten Gold ETFs. Laut uns vorliegenden Informationen haben vor allem asiatische Adressen Anteile an ETFs verkauft und dagegen physische Ware erworben. Laut Aussagen von Schweizer Barrenproduzenten gehen rund zwei Drittel der aktuellen Barrenproduktion nach Asien.
  • Die Goldbestände an der New Yorker Futuresbörse Comex sind in den vergangenen Tagen und Wochen spürbar zurückgegangen.
  • Schon seit Wochen sehen wir am Goldmarkt, dass die Spotpreise für die sofortige Auslieferung höher notieren als die Kurse zur Auslieferung in der Zukunft (Backwardation). Dieser eher ungewöhnliche Zustand deutet darauf hin, dass das zur sofortigen Auslieferung zur Verfügung stehende Material eher knapp ist.
  • Die Goldminenaktien haben seit mehr als 2 Jahren gegenüber dem Goldpreis überdurchschnittlich an Wert verloren. Wichtige Indizes notieren bei Kursen, wie dies zuletzt bei Goldnotierungen von 800 USD pro Feinunze im Jahr 2008 der Fall war. Aktuell notiert das Gold bei 1.390 USD.
Das Wort „Manipulation“ macht die Runde

Am Wochenende meldeten sich bekannte Goldexperten zu Wort und der Tenor ihrer Aussagen war klar. Die westlichen Notenbanken – und allen voran die Fed – haben den Goldpreis in einer konzertierten Aktion erfolgreich unter wichtige charttechnische Unterstützungslinien gedrückt und wollen so Kleinanleger aus dieser Anlageklasse herausdrängen bzw. verhindern, dass sich neue private Investoren in Zeiten der Banken- und Staatsverschuldungskrisen überhaupt an Gold und Silber wagen. Gold als Gradmesser von Vertrauen in politische Führung darf in Zeiten rotierender Notenpressen und globaler Rettungsaktionen nicht steigen. Das wäre eine Kapitulationserklärung an das derzeitige Finanzsystem und die Papierwährungen, vor allem an den US-Dollar als Weltreservewährung.