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Pro & Contra Aktien aus Afrika: Oase für Schnäppchenjäger oder nichts als heiße Luft?

Claus Born aus dem Managementteam des Templeton Frontier Markets Fund (links), argumentiert gegen Stefan Böttcher, Manager des Magna New Frontiers
Claus Born aus dem Managementteam des Templeton Frontier Markets Fund (links), argumentiert gegen Stefan Böttcher, Manager des Magna New Frontiers
Wüsten und mediterrane Vegetation im Norden, tropischer Regenwald in der Mitte, blühende Savannen im Süden: Der afrikanische Kontinent steht für eine landschaftliche Vielfältigkeit, die ihresgleichen sucht. Ähnlich vielfältig zeigen sich die Volkswirtschaften und Finanzmärkte. Während insbesondere die am wenigsten entwickelten Länder über gar keine Wertpapierbörsen verfügen, bringen es einige Staaten auf ansehnliche und im internationalen Kontext ernst zu nehmende Handelsplätze.

Die Aktienmärkte in Südafrika, Ägypten, Nigeria, Namibia und Marokko sind quasi die Big Five der afrikanischen Börsenlandschaft. Darüber hinaus finden sich 20 weitere afrikanische Länder, deren Börsen Mitglied im Börsenbund Asea sind. Sie spielen aber nur eine untergeordnete Rolle – Liquidität und Größe sind im internationalen Kontext zu vernachlässigen. Den Löwenanteil der gesamtafrikanischen Marktkapitalisierung hält Südafrika. Mit 1,2 Billionen Dollar (per Ende 2014) ist die Börse in Johannesburg größer als alle anderen des Schwarzen Kontinents zusammen.

Auch bei den Kursen scheint am Kap noch alles in Ordnung zu sein: Ausländische Investoren steckten 2015 trotz schwacher Konjunktur über 3 Milliarden Dollar in südafrikanische Unternehmen. Im Schluss-Quartal sorgten dann aber politische Probleme und Abwertungen einiger Ratingagenturen dafür, dass mehr als die Hälfte der Investments wieder abgezogen wurden. Doch die kamen schnell wieder zurück: Seit Jahresanfang hat der FTSE-JSE All Share Index die im vergangenen Herbst erlittenen Verluste wieder aufgeholt.

Auch langfristig läuft es für Südafrika-Investoren prächtig: Wer in den vergangenen fünf Jahren im südafrikanischen Markt investiert war, konnte sich über einen Zuwachs von 63 Prozent freuen. Für Stabilität sorgt nicht zuletzt der hohe Anteil des Dienstleistungssektors. Er liegt traditionell bei über 60 Prozent und trägt damit dazu bei, den Verfall des Platinpreises zu kompensieren, der seit 2011 um mehr als ein Drittel gefallen ist. Platin zählt zu den wichtigsten Rohstoffen Südafrikas.

Wenngleich die Orientierung auf Dienstleistungen auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt beständig zunimmt, sind viele Länder nach wie vor von Rohstoffexporten und damit auch von der Preisentwicklung für Rohstoffe auf dem Weltmarkt abhängig. Und die befinden sich derzeit überwiegend auf Talfahrt. Allen voran der Ölpreis, der seit Mitte 2014 um mehr als die Hälfte nachgegeben und damit Erdöl-Förderer wie Nigeria und Angola in schwere Bedrängnis gebracht hat.

Da wundert es nicht, dass der nigerianische Aktienindex NSE All Share in der gleichen Zeit ebenfalls um fast die Hälfte eingebrochen ist. Abgeschmiert ist auch der Kupferpreis – in den vergangenen fünf Jahren um fast 60 Prozent. Zum Leidwesen von Sambia, das mit seinen immensen Vorkommen zu den weltweit größten Kupferproduzenten zählt. Aktionäre konnten sich seit dem Ende der Finanzkrise bis Mitte 2014 trotzdem über satte Gewinne freuen. Sambias Aktienindex LSE All Share legte in dieser Zeit um das Dreifache zu. Erst mit dem sinkenden Ölpreis gaben auch dort die Kurse nach.

Brauchen Anleger bei Afrika-Investments also nur eine gesunde Portion Optimismus und gute Nerven? Es kommt ein bisschen darauf an. Vor allen Dingen, wo man investiert. Wer ein gutes Knowhow für die einzelnen doch sehr unterschiedlichen Märkte und ihre Unternehmen mitbringt, kann durchaus interessante Investmentgelegenheiten identifizieren. Claus Born aus dem Managementteam des Templeton Frontier Markets Fund kann sich zum Beispiel für Kenia und Nigeria begeistern – gerade unter langfristigen Aspekten.

Mut machen seiner Ansicht nach die dynamische Konsumentennachfrage und Verbesserungen bei der Infrastruktur, die zu einem gesunden Wachstum dieser Volkswirtschaften beitragen. Nicht so optimistisch ist Stefan Böttcher. Insbesondere die wirtschaftliche und politische Situation in Nigeria beurteilt der Manager des Magna New Frontiers kritisch. Die extrem große Abhängigkeit von Ölexporten und die gleichbedeutenden direkten Verluste in Bezug auf Deviseneinnahmen sowie bislang leere Versprechungen amtierender Staatspräsidenten halten ihn derzeit von Investitionen ab.



Quelle: Bloomberg

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