LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in GarantiefondsLesedauer: 10 Minuten

Pro & Contra Aktien aus Afrika: Oase für Schnäppchenjäger oder nichts als heiße Luft?

Seite 2 / 3




Claus Born, Templeton Frontier Markets Fund


In 2015 lieferten die meisten afrikanischen Aktienmärkte in Sub-Sahara-Afrika – in US-Dollar gerechnet – negative Renditen. Ausnahmen waren Uganda und die west-afrikanische Regionalbörse BRVM, die den Börsenhandel für Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo abwickelt. Aber auch hier lag das Ergebnis nur im mittleren einstelligen Prozentbereich. Ist das nun ein Zeichen dafür, dass die Zeiten starken Wachstums und hoher Renditen in Afrika vorbei sind?

Wir denken nicht – trotz vieler Herausforderungen. Insgesamt ist das Wirtschaftswachstum in Sub-Sahara-Afrika weiter positiv und weit höher als im Rest der Welt. Fallende Rohstoffpreise üben zwar einen negativen Einfluss aus. Insbesondere Erdöl-Exporteure wie Nigeria sowie der Kupfer-Exporteur Sambia sind hierfür gute Beispiele. Aber viele Länder profitieren auch von geringeren Energiepreisen, unter anderem durch eine Abnahme des Inflationsdrucks.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Kenia. Das Wirtschaftswachstum steht auf einer breiten Basis und ist weiter sehr robust. Für 2016 rechnen Analysten mit einer Wachstumsrate von 5 bis 6 Prozent, ähnlich wie im Vorjahr. Eine dynamische Nachfrage der Konsumenten und eine starke Investitionstätigkeit spielen hierbei eine wichtige Rolle. Der Elektrizitätssektor – generell einer der größten Schwachpunkte in afrikanischen Ländern – ist in den vergangenen Jahren ausgebaut worden.

Vielversprechend ist auch die voranschreitende wirtschaftliche Integration innerhalb der East African Community, die im Jahr 2000 von Kenia, Tansania und Uganda wiedergegründet wurde und mittlerweile auch Burundi, Ruanda und den Südsudan umfasst.

Aber auch Länder in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation sollte man als langfristig orientierter Investor nicht aus den Augen verlieren. Unter den größeren Märkten in Afrika zählt dazu vor allem Nigeria. Das Land sticht durch einen aktiven Aktienmarkt mit einer großen Bandbreite von potenziellen Anlagechancen hervor. Ohne Frage aber steht Nigeria derzeit vor einer Reihe von Herausforderungen, kurzfristig insbesondere durch den Verfall des Ölpreises. Hiervon hängen insbesondere die Staatseinnahmen ab. Der Preiseinbruch bietet aber auch den Anreiz und die Chance, die nigerianische Volkswirtschaft zu reformieren und zu diversifizieren.

Die Infrastruktur ist weiter ein großer Engpass in Nigeria. Beispielsweise gibt es dort so gut wie kein öffentliches Stromnetz. Ein Großteil der Bevölkerung kommt daher entweder ohne Strom aus oder benutzt individuelle Stromaggregate auf Basis von Benzin oder Diesel. Die Fähigkeit der nigerianischen Bevölkerung, mit widrigen Bedingungen zurechtzukommen, ist beeindruckend. Selbst marginale Verbesserungen können hier ein sehr starkes Potenzial entfalten.

Insbesondere ist in diesem Zusammenhang auch die schnelle Adaptation von technischen Innovationen hervorzuheben. Mobiltelefonie und Internet werden in Nigeria – wie auch in den meisten anderen Ländern Afrikas – intensiv genutzt und das Smartphone ist weit verbreitet. Es hat ein Sprung stattgefunden, vom Nichtvorhandensein von Telekommunikationsdienstleistungen hin zu einer starken Penetration von Mobilfunk.

Auch mobiles Banking ist in Afrika recht weit entwickelt, da große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu Filialen oder Geldautomaten haben. Hier haben afrikanische Unternehmen in einigen Bereichen sogar die globale Innovationsführerschaft übernommen. Große, multinationale Unternehmen bauen ihre Präsenz in Afrika weiter aus, um sich Zugang zu den dortigen großen, dynamischen und jungen Bevölkerungen zu verschaffen. Sub-Sahara-Afrika hat fast eine Milliarde Einwohner, und die Bevölkerungszahl wird sich voraussichtlich im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte verdoppeln.

Damit ist Afrika zunächst einmal als Konsumentenmarkt interessant, könnte sich aber darüber hinaus auch zu einem wichtigeren Standort für einfache Industrieproduktion entwickeln. Das gilt insbesondere für Länder, in denen Verbesserungen bei der Infrastruktur und den Wirtschaftsbedingungen zu beobachten sind. Afrika bietet nach unserer Ansicht die spannendsten Zukunftsaussichten unter den Schwellenländern.

Tipps der Redaktion