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Pro & Contra Börse Argentinien: Weiter feuriger Tango oder zurück in den Slowfox?

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Xavier Hovasse, Manager des Carmignac Emergent


Argentinien war die positive Überraschung des Jahres 2015. Die unerwartete Wahl des Oppositionskandidaten Mauricio Macri zum Staatspräsidenten ist ein Segen für das Land und scheint das dunkle Kapitel der Isolation seit der Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2001 zu beenden. Macris Team wird Argentinien in den nächsten Jahren wohl wieder auf den richtigen Weg hin zu einem vielversprechenden Schwellenland bringen.

Der neue Präsident hat ein hochkarätig besetztes Kabinett berufen, was angesichts der Herausforderungen ein gutes Zeichen ist. Größte Hemmschuhe sind die schlechte Zahlungsbilanz und das rekordhohe Haushaltsdefizit. Argentinien hat jahrelang unter einer massiven Dollarknappheit gelitten. Um noch Schlimmeres zu verhindern, war das Land schließlich gezwungen, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen.

Die Regierung von Mauricio Macri hat rasch mit der Einlösung ihrer Versprechen begonnen, und die Entwicklung geht in eine Richtung, die wir für die richtige halten. Um die wirtschaftlichen Aktivitäten wiederzubeleben, die Devisen ins Land bringen können, hat Macri zur Förderung der Agrar-Exporte bereits die Ausfuhrabgaben gesenkt.

Weitere positive Maßnahmen sind die Aufhebung der im Jahr 2011 verhängten Beschränkungen in Bezug auf Devisen-Transaktionen und die Freigabe des Wechselkurses – der Argentinische Peso hat gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn bereits um 15 Prozent nachgegeben. Auch die jüngst erzielten Erfolge beim Abschluss externer Finanzierungsvereinbarungen geben Rückenwind.

Die genannten Schritte sind entscheidend, und sie erfolgen rascher, als es von uns und den Märkten erwartet worden war. Sie dürften dem Ungleichgewicht in der Zahlungsbilanz des Landes entgegenwirken und sich auf kurze Sicht wachstumsfördernd auswirken. Andere Maßnahmen wie die kommenden Mehrwertsteuersenkungen und die Ausweitung von Sozialprogrammen werden jedoch weiter Druck auf den anfälligen Haushalt ausüben.

Aktuell macht das Haushaltsdefizit 5,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Für 2016 strebt die Regierung eine Senkung auf 4,8 Prozent an. Zu den wichtigsten weiteren Schritten zählt es, die inflationssteigernde Wirkung der Währungsabwertung einzudämmen – insbesondere im Kontext der laufenden Tarifverhandlungen. Die Inflation lag im Januar einem von der Stadt Buenos Aires erstellten Index zufolge im Vergleich zum Vorjahr bei fast 30 Prozent.

Wir verfolgen diese Entwicklung aufmerksam: Schließlich könnte eine Inflationsspirale dazu führen, dass das Land die Herausforderungen nicht bewältigt. Zwar stehen wir Ländern mit hoher Inflation prinzipiell skeptisch gegenüber, jedoch muss dies unseres Erachtens im Falle Argentiniens kein Negativfaktor sein. Vorausgesetzt, der Regierung gelingt es, den Lohnanstieg unterhalb der Inflationsrate zu halten und die Leistungsbilanz weiter zu verbessern.

Wir sind der Auffassung, dass eine sofortige und alles umfassende Lösung für Argentiniens Ungleichgewichte schwer zu verwirklichen ist und ohnehin nicht der richtige Weg wäre. Das vollständige Zurückfahren der enormen Subventionen sowie das Stoppen einer der Staatsfinanzierung dienenden Notenpresse hätten erhebliche negative Folgen und würden wahrscheinlich auf heftigen Widerstand der Kommunen und des Kongresses treffen.

Die Regierung muss das richtige Gleichgewicht zwischen kontrollierter Inflation und einer Senkung des Haushaltsdefizits finden und dabei einen Konjunkturabschwung vermeiden. Zudem werden die dringend notwendigen Reformen selbst bei rascher Umsetzung allein nicht ausreichen, um die argentinische Wirtschaft wiederzubeleben. Die Exporte, die Eindämmung der Inflation, eine Erholung der Rohstoffpreise sowie das Wachstum der regionalen Handelspartner sind ebenfalls entscheidende Faktoren.

Dennoch hebt sich Argentinien deutlich von der Masse der Schwellenländer ab: Es wurden bereits große Fortschritte erzielt, und das Land vollzieht angesichts verbesserter Fundamentaldaten und eines sich erholenden Investitionsklimas allmählich eine Trendwende. Daher rangiert Argentinien an der Spitze unserer bevorzugten Länder in Lateinamerika.

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