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Pro & Contra Bundesanleihen: Fels in der Brandung oder bröckelnde Sandburg?

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Uwe Pyde, Manager des Bantleon Yield

Deutsche Bundesanleihen waren in der Vergangenheit ein hervorragendes Absicherungsinstrument für Investitionen in Risikoanlagen – auch und gerade nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Seitdem hat die Flutung des Finanzsektors mit Liquidität das allgemeine Marktzinsniveau im Euroraum nach unten gedrückt. Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben durch ihre Funktion als sicherer Hafen überproportional hiervon profitiert.

Das Renditeniveau für lang laufende deutsche Staatstitel fiel in diesem Zeitraum von etwa 4,5 Prozent per annum auf nahe Null im April dieses Jahres. In den beiden darauffolgenden Monaten kam es zwar zu einem scharfen Renditeanstieg – das Niveau liegt aber weiter deutlich bei unter einem Prozent. Damit besitzen Bundesanleihen aktuell ein geringes Ertragspotential und deutlich verminderte risikoreduzierende Eigenschaften.

Weil Deutschland das wirtschaftlich stärkste Mitglied des Euroraums ist und Bundesanleihen sehr liquide sind, erfüllen sie ihre Aufgabe als Risiko-Hedge grundsätzlich auch weiterhin. Eine vollständige Absicherung bieten Bundesanleihen auf diesem Niveau jedoch nicht mehr. Hinzu kommt, dass die tief im negativen Bereich rentierenden Realrenditen deutsche Bundesanleihen allein aus Ertragsüberlegungen unattraktiv erscheinen lassen.

Auch die anhaltende konjunkturelle Erholung im Euroraum sollte deutsche Staatspapiere belasten. Der Euroraum-Composite-Einkaufsmanagerindex hat im August mit 54,3 Punkten seinen höchsten Stand seit vier Jahren erreicht. Für Deutschland lag der Wert mit 55 Punkten sogar noch höher. Sowohl der Output der Industrie als auch die Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor haben sich damit deutlich verbessert. Befürchtungen, dass vor allem die deutsche Wirtschaft von den Turbulenzen in China in Mitleidenschaft gezogen wird, haben sich bisher nicht bestätigt.

Noch stärker präsentiert sich die Wachstumsdynamik vor allem in den südlichen Euroländern, etwa in Spanien. Dank Arbeitsmarktreform und Lohnzurückhaltung sank die Erwerbslosigkeit seit Anfang 2013 um über 4 Prozentpunkte auf 22 Prozent. den privaten Konsum hat das maßgeblich gestützt. Auch der Immobilien- und Bausektor hat die Talsohle durchschritten – die Nachfrage nach Wohnimmobilien zieht an und Investitionen in der Bauwirtschaft wachsen seit Mitte 2014 wieder.

Die positiven Ergebnisse der umgesetzten Reformen führten in Spanien dazu, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,1 Prozent gewachsen ist. Damit avanciert Spanien zum Wachstumsmotor der Eurozone. Aber auch Italien kann Fortschritte bei der Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit vorweisen. Dort wurde der Arbeitsmarkt ebenfalls reformiert und durch die Schwächung des Kündigungsschutzes der Anreiz für Neueinstellungen erhöht.

Und die in diesem Jahr beschlossene Wahlrechtsreform wird zukünftig zu einer größeren politischen Stabilität in Italien führen. Zudem hat Ministerpräsident Matteo Renzi den restriktiven Kurs in der Fiskalpolitik gelockert, ohne jedoch die EU-Konvergenzkriterien für das Haushaltsdefizit zu verletzen. Mit positiven Wachstumsraten in diesem Jahr und einem seit Monaten hohen Verbrauchervertrauen sind die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen.

Das anhaltend moderate Wachstum im Euroraum wird in erster Linie deutsche Staatsanleihen belasten. Vor allem die greifenden Strukturreformen in den Peripherie-Staaten werden den Renditeaufwärtstrend dämpfen und zu einer Outperformance von Peripherie-Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen führen. Und die bevorstehende Leitzinswende in den USA erhöht zusätzlich den Druck. Auch wenn der US-Arbeitsmarktbericht im August beim Beschäftigungszuwachs leicht enttäuscht hat, lassen die Aufwärtsrevision der Vormonate, das Lohnwachstum und die auf 5,1 Prozent gefallene Arbeitslosenquote eine baldige Zinserhöhung gerechtfertigt erscheinen. In den Peripherie-Staaten dagegen werden Strukturreformen und überdurchschnittliches Wachstum den Renditeaufwärtstrend dämpfen und zu einer Outperformance gegenüber Bundesanleihen führen. Trotz alldem dürfen deutsche Staatspapiere als Absicherung im Portfolio nicht fehlen, sollten jedoch gegenüber Peripherie-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen untergewichtet werden.

Aktuelle Hintergrundartikel zum Thema:

Expansive Zentralbanken verzerren Bunds, Linker, Hypotheken (Welt Online vom 14. September 2015)

China verkauft Bundesanleihen – die EZB kauft (FAZ Online vom 4. September 2015)

Anleihen auf der Achterbahn: Mit Kursschwankungen umgehen (Focus Money Online vom 26. August 2015)

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