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Pro & Contra Der Euro: Hort der Stabilität oder potenzielle Weichwährung?

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Peter De Coensel, Manager des Petercam Bonds Universalis

Vor dem Hintergrund einer gegensätzlichen Geldpolitik hat der Euro gegenüber dem Dollar in den vergangenen zwölf Monaten erheblich nachgegeben. Seit Anfang März hat sich diese Veränderung – bei einem Wechselkurs von knapp unter 1,10 Dollar – mehr oder weniger stabilisiert, weil die gedämpfte Wirtschaftslage in den USA eine baldige Zinsanhebung durch die Notenbank Fed wenig wahrscheinlich erscheinen lässt. Mit höheren US-Zinsen ist jetzt für Ende des Sommers zu rechnen. Eine Anhebung wird einen weiteren Schritt in Richtung Euro-Dollar-Parität bedeuten.

Das Auseinanderdriften der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks hat sich als ein wichtiger Faktor für den Euro-Dollar-Kurs erwiesen. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern. In diesem Zusammenhang bleibt die Fed trotz des aktuellen Zögerns noch bei ihrer Absicht, eine erste Zinserhöhung im späteren Verlauf dieses Jahres vorzunehmen, während die Europäische Zentralbank offenbar ihr Programm zur quantitativen Lockerung auch in den kommenden Quartalen fortsetzen wird.

Der Druck auf die EZB, dieses Lockerungs-Programm vorzeitig zu beenden, könnte in den kommenden Monaten zunehmen. Allerdings dürften die Frankfurter Zentralbanker wohl kaum darauf eingehen. In diesem Sinne wird die straffere Geldpolitik der US-Notenbank bei gleichzeitiger Fortsetzung der monetären Lockerung durch die EZB zu einer weiteren Schwächung des Euros führen.

Gemessen an grundlegenden Bewertungskennzahlen erscheint der Euro bereits unterbewertet. Bestätigt wird diese Annahme durch den massiven Zahlungsbilanzüberschuss der Eurozone, der normalerweise – bei unveränderten sonstigen Bedingungen – den Wert des Euro nach oben treibt. Kurzfristig wird dieser Effekt jedoch durch die Auswirkungen der Geldpolitik überlagert. Darüber hinaus tendieren Währungskurse nachweislich dazu, über fundamental nachvollziehbare Bewertungen hinauszuschießen und solche Übertreibungen einige Zeit zu halten.

Da sich die US-Wirtschaft vermutlich von der hauptsächlich wetterbedingten Schwäche erholen wird, dürften sich die Märkte wieder der bevorstehenden Zinsanhebung zuwenden – mit dem Ergebnis einer weiteren Stärkung des Dollar. Dies wird der Zeitpunkt sein, an dem der Euro-Dollar-Kurs in eine Übertreibungsphase eintritt. Insofern besteht weiteres Aufwärtspotenzial für den Dollar im Verhältnis zum Euro.

Unterstützend wirkt auch die bessere Situation im Staatshaushalt und im Außenhandelsdefizit. Die USA verzeichnen durch die gute Konjunktur deutlich steigende Steuereinnahmen und damit ein geringeres Budgetdefizit. Das lässt die Menge der im Umlauf befindlichen Dollar weniger stark steigen, da weniger Anleihen emittiert werden und die fundamentale Situation des Staates attraktiver erscheint. Dies gilt durch den gefallenen Ölpreis auch für die Menge an Petro-Dollars. Die Erdöl exportierenden Staaten haben geringere Einnahmen in Dollar, und die USA sind durch den Fracking-Boom deutlich weniger abhängig von Ölimporten geworden.

Ein weiterer unterstützender Trend für die Euro-Schwäche ist die zunehmende Attraktivität des Euro-Bond-Marktes für Emissionen internationaler Konzerne. Durch die große Nachfrage von Investoren nach Euro-Unternehmensanleihen auch auf niedrigem Rendite-Niveau begeben immer mehr Unternehmen Anleihen und tauschen die Euro-Beträge in Dollar oder andere Währungen.

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Aktuelle Hintergrundartikel zum Thema:

US-Finanzprophet Armstrong sagt Ende des Euro voraus (Welt Online vom 3. Mai 2015)

Euro/Dollar: DAX-Katalysator könnte zum Bumerang werden (Börse Online vom 28. April 2015)

Der schwache Euro schadet Deutschland (Tagesspiegel.de vom 19. April 2015)

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