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Pro & Contra Hochzinsanleihen: Zins-Feuerwerk oder tickende Zeitbombe?

Renditebringer oder viel zu gefährlich? Gerhard Rosenbauer (l.) und Johannes Hirsch sind in punkto Hochzinsanleihen unterschiedlicher Meinung.
Renditebringer oder viel zu gefährlich? Gerhard Rosenbauer (l.) und Johannes Hirsch sind in punkto Hochzinsanleihen unterschiedlicher Meinung.
1,8 Billionen Dollar. Diese Summe steckt derzeit weltweit in Hochzinsanleihen. Viel Geld, aber im Vergleich zum globalen Anleihevolumen in Höhe von circa 100 Billionen Dollar dennoch ein überschaubarer Betrag. Gleichwohl haben die Hochprozenter, deren Nominalverzinsung bei Emittenten mit besonders geringer Bonität auch gerne mal bis zu 8 oder 9 Prozent reicht, einen rasanten Nachfrage-Boom hinter sich. Ende 2010 war nicht einmal die Hälfte der heutigen Summe in High Yields angelegt.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr – lässt sich doch mit Hochzinsanleihen gutes Geld verdienen: Während europäische Staatsanleihen per Ende 2014 über fünf Jahre inklusive Kursgewinnen eine durchschnittliche Rendite von 4,8 Prozent abwarfen, haben europäische Hochzinsanleihen im selben Zeitraum knapp 8,3 Prozent erwirtschaftet. Dabei stehen den höheren Erträgen bei auf Euro lautenden High Yields – also alle Papiere mit einem Rating unterhalb von BBB- – auch höhere Risiken gegenüber. Abzulesen ist dies an der Standardabweichung, die im Fünf-Jahres-Bereich mit 11,2 Prozent deutlich höher ist als die von Euro-Staatsanleihen (4,2 Prozent).

Der Spread genannte Renditeabstand zu Anleihen bonitätsstarker Emittenten mit einem Rating von BBB- oder besser hat sich in den vergangenen Jahren spürbar verringert. Bei BB-Anleihen etwa beträgt er derzeit gerade einmal 250 Basispunkte. Lediglich bei Anleihen mit dem eher wackligen Rating CCC sind die Spreads in den vergangenen Monaten von knapp 600 auf über 1.200 Basispunkte deutlich gestiegen. Dort werden Investoren also für das mit Hochzinsanleihen in Kauf genommene Risiko wieder besser entlohnt – auch wenn es in der Vergangenheit bereits deutlich höhere Werte gab.


Quelle: Bloomberg

So mancher fragt sich, welche Auswirkungen ein Zinsanstieg auf High-Yield-Bonds haben kann. Der Risikoaufschlag sollte zumindest wie ein Puffer wirken. Wenn die Zinsen in der Vergangenheit gestiegen sind, was üblicherweise ungünstig für Anleihekurse ist, sind die Spreads in der Regel zurückgegangen, wovon die Kurse wiederum profitiert haben. Für Gerhard Rosenbauer, verantwortlich für den Inprimo Rentenwachstum RMI, ein eindeutiger Pluspunkt von Hochzinsanleihen. Er hält die aktuellen Zins-Spreads als Airbag gegen mögliche US-Zinserhöhungen für ausreichend. Ein „heißes Eisen“ bleiben Hochzinsanleihen dagegen für Johannes Hirsch. Der Initiator und Manager des Antea-Fonds hält Unternehmen mit angeschlagener Bonität für anfällig bei konjunkturellen Turbulenzen und sieht bei Ausfall einzelner Schuldner mögliche Dominoeffekte auf Anleihen anderer Emittenten zukommen.


Gerhard Rosenbauer, verantwortlich für den Inprimo Rentenwachstum AMI

Um gleich zu Beginn ein gängiges Vorurteil auszuräumen: Hochzinsanleihen sind keine Ramsch-Anleihen, sogenannte Junk Bonds. Sie werden zwar von Unternehmen herausgegeben, deren Rating schlechter ist als „BBB-“, also unterhalb des sogenannten Investment-Grade-Status. Aber dazu gehören so renommierte Unternehmen wie Arcelor Mittal, Rottapharm, Thyssen Krupp oder gar Lufthansa, deren Rating nur aufgrund ihrer relativ hohen Verschuldung unter Investment Grade gerutscht ist. Gegenüber einer Bundesanleihe, die mit dem besten Rating von AAA ausgestattet ist, zahlen sie zwischen 4 und 7 Prozentpunkten mehr an Zinsen. Dort genau hinzusehen lohnt sich also!
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