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Pro & Contra „Was bringen Börsenausblicke für den Anleger?“

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Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. in München sieht das anders:

Nun sind wir wieder mittendrin in der Hochphase der Finanzmarktausblicke für das neue Jahr. Die Bankhäuser prognostizieren, wie hoch Dax & Co. Ende 2015 stehen werden. Doch die meisten Vorhersagen sind nichtssagend und nutzlos.

Die Prognose, dass „die Notenbanken den Aktienmärkten die Richtung“ vorgeben und die „globalen Notenbanker zumindest auf kürzere Sicht die wahren Herren der Aktienmärkte“ sind, mag zwar immerhin richtig, aber nicht neu sein. Schon immer wurden die Börsen maßgeblich von der Zinspolitik getrieben, nicht erst seitdem die Notenbanken versuchen, mit billigem Geld das Finanzsystem zu stabilisieren. Schon unter Alan Greenspan (1987 bis 2006) und seinem Vorgänger Paul Volcker hingen die Börsen an den Lippen der Notenbankchefs. Ein paar genuschelte Greenspan-Silben reichten aus, und die Aktienmärkte schossen binnen Sekunden um mehrere hundert Punkte nach oben – oder sie brachen ein. Und das weltweit. Originell wäre dagegen die Vorhersage: 2015 werden die Kurse nicht von der Geldpolitik getrieben.

Auch die Empfehlung, „die Entwicklung in den USA genauestens im Auge zu halten“, ist eine schon seit mehr als einem Jahrhundert lang gültige Wahrheit – und somit überflüssig. Erstens, weil es generell gut ist, die Entwicklung in anderen Ländern im Auge zu behalten, erst recht, wenn es große Staaten sind. Zweitens, weil in den Vereinigten Staaten schon immer das meiste Börsengeld bewegt wurde. Dort sind milliardenschwere Pensions- und Vermögensfonds beheimatet. Die Aktien unserer Dax-Konzerne werden nicht in erster Linie von deutschen, sondern von amerikanischen und britischen Anlegern gehandelt. Deshalb war unsere Börse schon immer fremdgesteuert von New York.

Wenig originell ist auch die Feststellung „dass der Wind an den Märkten rauer wird“, „Börsen über Zeiträume von zwölf Monaten nicht als Einbahnstraße verstanden werden dürfen“ und „der langfristige Blick entscheidend“ ist. Noch nie ging es an den Börsen ein Jahr lang ohne Unterbrechung nur nach oben. Und auch noch nie hat allein der kurzfristige Blick an den Aktienmärkten ausgereicht.

Fazit: Viele Einflüsse wie Stimmungen, Erwartungen, Herdentrieb und Psychologie der Anleger sind nicht wirklich prognostizierbar. Wer sich dennoch als Guru versteht, begeht Kaffeesatzleserei.

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