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Pro und Contra Welche Chancen bieten noch Mittelstandsanleihen?

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Anbieter stellen ihre Rentenfonds-Strategien neu auf

Dieser Abwägungsprozess zwischen den Argumenten für und gegen das junge Segment führte bei der Kölner Monega Kapitalanlagegesellschaft zu der Entscheidung, ihren WGZ Mittelstand-Rentenfonds Mitte vorigen Jahres in WGZ Corporate M (ISIN: DE000A1JSWX5) umzubenennen. Der Namenswechsel verweist auf die Umstellung auf eine „Crossover-Strategie“: Renten mittelständischer Emittenten werden dem nunmehr breit anlegenden Unternehmensanleihenfonds lediglich beigemischt.

Ähnlich kritisch-selektiv geht Ralf Meinerzag mit dem Segment Mittelstandsanleihen um. Der von ihm gemangte Steubing German Mittelstand Fund, der seit Jahresbeginn rund 3,9 Prozent an Wert verloren hat, investierte zum Stichtag 31. Januar nur noch ein Drittel des Fondsvolumens in Deutschland. Die Zeitung Die Welt zitiert ihn mit der Ankündigung, ebenfalls den Fondsnamen ändern zu wollen. Den Schwerpunkt bilden demnach künftig europäische Hochzinsanleihen. Denn die Pleite bei German Pellets habe „Niedergang eines ganzen Segments“ eingeläutet.

„Schlechter hätte der Start ins Jahr 2016 für den Markt für Mittelstandsanleihen nicht laufen können“, schreibt Meinerzags Team in ihrem aktuellen Marktkommentar. „Innerhalb ein paar Tagen brach das Firmenkonstrukt German Pellets in sich zusammen.“ Und der deutsche Recycling-Dienstleister Scholz habe seinen Firmensitz nach London verlagert, „um Anleihen dort nach dem für das Unternehmen moderateren Regeln abwickeln zu können.“ Bei beiden Emittenten hätten sich insgesamt „wohl mehr als 400 Millionen Euro Gläubigergelder in Luft aufgelöst“.

„Alle Mittelstandsanleihen in Sippenhaft genommen“


Die vielfach betroffenen Kleinanleger „müssen von Unternehmen wie German Pellets, bei denen die Presse teilweise eine betrügerische Absicht vermutet, extrem enttäuscht sein“, so Meinerzags Team weiter. „Deswegen sehen wir auch keine Möglichkeit mehr mittelfristig Privatanleger zu begeistern, auch über das Vehikel unseres Mittelstandsfonds, in dieses Marktsegment zu investieren.“ Das sei zwar schade, da es „hier noch die eine oder andere Perle“ gebe. Doch als sich in den vergangenen Wochen Unsicherheit breit machte, seien „faktisch alle Mittelstandsanleihen in Sippenhaft genommen worden“.

Mit dem gleichen Bild beschreibt auch Hans-Jürgen Friedrich seinen Eindruck vom aktuellen Marktgeschehen, das er als Grund für die zuletzt stark gefallen Marktindizes ansieht. „Das verdeckt dann die zahlreichen positiven betriebswirtschaftlichen Entwicklungen bei solide geführten Unternehmen wie zum Beispiel Bastei Lübbe, KTG Energie oder Metalcorp“, kommentiert der Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand, deren Deutscher Mittelstandsanleihen Fonds, der mit einem Wertverlust von rund 2,2 Prozent seit Jahresbeginn, vergleichsweise unbeschadet die jüngste Krise durchstand.

Das gute Abschneiden führt Friedrich auf das firmeninterne Auswahl- und Überwachungsverfahren zurück: „Das KFM-Scoring erzeugte frühzeitig Verkaufssignale.“ Das habe den Fonds vor den großen Kursstürzen bei Einzeltiteln wie MS Deutschland oder Mifa in der Vergangenheit oder German Pellets und Scholz Recycling in diesem Jahr bewahrt. „Beim KFM-Scoring werden sowohl die Bonität des Unternehmens als auch die Qualität der Anleihen intensiv geprüft.“ Beim Abfall der Qualität fliegen die Titel rigoros aus dem Portfolio.


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