In Maklerumfragen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung des Volkswohl Bund regelmäßig auf den ersten Plätzen zu finden. Das liegt aber nach meinem Empfinden nicht daran, dass man immer die besten Bedingungen und technische Ausgestaltung besitzt, sondern am persönlichen Service für den Vermittler. Als einer der wenigen Versicherer ist man sehr in der Breite bei seinen Vermittlern unterwegs, bietet Roadshows sowie einen sehr persönlichen Service an.
Langes Warten auf Produktverbesserungen
Produktseitig zeigt man sich eher konservativ, vor allem auch in der Berufsunfähigkeitsversicherung. So ist man nicht wirklich bei jedem neuen Trend dabei, sondern beobachtet den Markt von der Seitenlinie aus. Das letzte Update gab es Mitte des Jahres 2022, eine halbe Ewigkeit in der schnelllebigen Welt der BU-Versicherung. So hatte ich immer wieder Kritik, die ich auch den Dortmunder Versicherer herangetragen habe. Nun gab es endlich wieder ein Update.
Bei der Nachversicherung wurde endlich angepasst
Hauptkritikpunkt waren die Erhöhungsmöglichkeiten, die bisher bei 2.500 Euro auf dem normalen Weg endeten. Dies war ein seit über einem Jahrzehnt zementierter Wert, trotz Inflation, steigenden Gehältern und dem damit verbundenen Kaufkraftverlust. Versicherer wie Axa, Continentale oder Stuttgarter haben diesen Wert auf 3.000 Euro angepasst. Dem folgt aktuell auch der Volkswohl Bund, indem die Nachversicherung bis zu dieser Höhe genutzt werden kann.
Schade, dass man sich aber nicht mehr traut, denn die Bayerische oder die Hannoversche machten es Mitte 2024 vor – hier kann jetzt bis 4.000 Euro erhöht werden.
Karrieregarantie, die aber nicht so genannt wird
Die Karrieregarantie erfährt mittlerweile große Beliebtheit im Kreise der hochwertigen BU-Anbieter. Was viele nicht wissen – erfunden hat sie eigentlich der Volkswohl Bund vor weit mehr als fünf Jahren, hat sie aber nie so bezeichnet, eher hielt sich der Begriff Versorgungsgarantie. Diese konnte bisher für bis zu 4.000 Euro an Erhöhung genutzt werden, bei steigendem Gehalt. Anders als bei der marktüblichen Karrieregarantie muss eine Gehaltserhöhung aber mindestens zehn statt fünf Prozent betragen. Das konnte durchaus ein Nachteil sein.
Im Zuge der Weiterentwicklung des Produkts kann die Erhöhung jetzt bis 6.000 Euro erfolgen, aber maximal 1.500 Euro während der gesamten Leistungszeit. Da die Beitragsdynamiken angerechnet werden auf die maximale Erhöhung, kann man damit wahrscheinlich noch gut leben. Vorteilhaft können diese Erhöhungsmöglichkeiten für Selbstständige sowie für Angestellte in Befristung sein, hier sind die Regeln kundenfreundlicher als bei den meisten anderen Versicherer. Keine phänomenale, aber eine wichtige Marktanpassung.
Erforderliche Anpassung bei den ärztlichen Untersuchungsgrenzen
Bisher konnten beim Anbieter mit den normalen Gesundheitsfragen maximal 2.500 Euro abgesichert werden. Auch dieser Wert blieb für etliche Jahre unverändert, trotz der bekannten Begleitumstände. Jetzt aber hat der Volkswohl Bund endlich diese Grenze auf die marktüblichen 3.000 Euro angehoben. So gibt es für den Antragsteller etwas mehr Sicherheit, da bei einer ärztlichen Untersuchung unliebsame Ergebnisse herauskommen könnten und sich die Fragestellung nochmals erweitert.
Frage nach psychotherapeutischen Behandlungen gekürzt
Ich selber benutzte in der täglichen Beratung zur BU-Versicherung einen hauseigenen Risikovoranfrage-Bogen und nicht den eines Pools oder dergleichen. Dieser ist praxisorientiert aufgebaut, enthielt aber entgegen dem Markttrend eine Frage nach psychischen Erkrankungen über zehn Jahre. Üblich sind am Markt fünf Jahre.
Grund war hierbei der Volkswohl Bund, da dieser als einziger Biometrieversicherer bisher psychotherapeutische Erkrankungen für zehn Jahre nachfragte. Ein Zeitraum, der für den Laien schwierig zu überschauen ist. Dieser wurde nun endlich auf fünf Jahre gekürzt.
Teilweise werden sogar nur noch drei Jahre nach Erkrankungen der Psyche nachgefragt, wie bei man der Canada Life oder Gothaer sieht. Grundsätzlich ist dies aber sicherlich auch ein Drahtseilakt für den Versicherer, denn der häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit sind schlichtweg psychische Erkrankungen. Es war sicherlich nicht einfach, mit dem Aktuar diese Verbesserung durchzubekommen. Anzumerken ist dabei, dass der Volkswohl Bund für mich eine der fairsten Fragestellungen am Markt besitzt, es gibt keine offene Frage nach Beschwerden.
Einführung einer Einmalleistung von einer Jahresrente
Komplett neu beim Volkswohl Bund ist die sofortige Auszahlung einer Jahresrente im Leistungsfall. Das finde ich gar nicht so schlecht, insbesondere zu Beginn einer Berufsunfähigkeit könnten größere finanzielle Belastungen auf einen zukommen. Seien es Umbaumaßnahmen, eine besondere Therapie oder einfach eine Entspannung der finanziellen Situation bei einer aktuellen Immobilienfinanzierung oder kleinen Kindern.
Der Versicherer geht also etwas den Weg der Baloise mit dem Baustein „Cash+1 / 3“ (eine beziehungsweise drei Jahresrenten) oder auch der Alten Leipziger (eine Jahresrente).
Nach einer Anerkennung der Berufsunfähigkeit zahlt der Versicherer eine Jahresrente aus. Sind 2.000 Euro monatliche BU-Rente abgesichert, erfolgt somit eine Auszahlung von 24.000 Euro. Insbesondere könnte die Einmalleistung für Kunden interessant sein, die an ihre finanzielle Angemessenheit im Antrag gekommen sind, also den Fall, dass der Versicherer keine höhere BU-Rente zulässt. Weitere Eckdaten des Bausteins:
- Die Auszahlung erfolgt nur einmal während der Vertragslaufzeit
- Maximal beträgt die Einmalleistung 72.000 Euro
- Der Baustein kann separat später gekündigt werden, eine Leistung darf logischerweise noch nicht erfolgt sein
- Wählt man die Einmalleistung zu Beginn nicht aus, kann diese auch nicht mehr separat gebucht werden
- Der Baustein ist kostenpflichtig, der Mehrbeitrag beträgt nach ersten Berechnungen circa 13 Prozent
An der Preisschraube wurde mächtig gedreht
Einen nicht kleinen Teil der Präsentation über das BU-Update machte die Positionierung des Preises aus. Der Volkswohl Bund gibt an, bei vielen Berufsgruppen wieder auf den ersten Plätzen zu finden zu sein. Die BU-Versicherung wird auf der einen Seite immer besser und kundenfreundlicher, aber auch für die akademischen Berufe immer günstiger.
Einen Teil der Preissenkungen macht dabei eine weitere Differenzierung bei der Berechnung aus. Jetzt wird bei Akademikern zwischen einem Bachelor- und Masterabschluss unterschieden, letzterer ist nochmals circa fünf Prozent günstiger. Dahinter steckt ein Scoring-Verfahren, das ich schon bei der LV 1871 und der Alten Leipziger beobachte. Zudem gibt es eine Frage nach der Mitarbeiterverantwortung mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten sowie eine größere Unterscheidung der Bürotätigkeit.
Preisentwicklung könnte langfristig kritisch werden
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wo dies noch hinführt. Schon jetzt dürften die Prämien nicht mehr wirklich viel Marge erzeugen. Aber da Leistungsfälle teilweise erst in einigen Jahrzehnten eintreten, verlagert sich diese Frage in die ferne Zukunft. Es ist legitim, dass der Volkswohl Bund in der Gegenwart Marktanteile gewinnen möchte, für die Sparte finde ich die Entwicklung aber langsam bedenklich.
Kleiner Kritikpunkt: Für Schüler sinken auch die Beiträge erheblich, aber die BU für Schüler halte ich beim Volkswohl Bund für nicht die erste Wahl. Bei jedem Ziehen der Nachversicherung muss nämlich die neue berufliche Tätigkeit angegeben werden.
Viele kleine Verbesserungen
Bisher mussten ab 1.500 Euro Gehaltsnachweise bei der Antragsstellung mitgeliefert werden, nun wurde diese Grenze für Neuanträge erhöht auf über 2.500 Euro. Ab der siebten Woche kann seit diesem Jahr ein Leistungsantrag im Rahmen der Arbeitsunfähigkeitsklausel gestellt werden, sofern die Prognose dies zulässt. Der Volkswohl Bund bietet insgesamt 36 Monate Leistung in dieser guten Form.
Die Umorganisationshilfe wird künftig für bis zu sechs Monate ohne Obergrenze gewährt, während zuvor eine Grenze von 6.000 Euro für die gesamte Dauer bestand. Außerdem gibt es jetzt eine Klarstellung zur Umorganisation für Freiberufler wie Ärzte, Apotheker, Anwälte oder Notare. Zeitgemäß ist sicherlich der neue Grund für eine Nachversicherung mit „Erstmaliges Ende der Elternzeit pro Kind“.
Das Fazit
Es war ein bitter notwendiger Relaunch der Berufsunfähigkeitsversicherung seitens des Volkswohl Bund. In vielen Punkten erfolgte eine Anpassung am oberen Marktniveau, ohne jedoch unbedingt absolute Highlights zu setzen.
Entscheidet man sich für die Dortmunder als BU-Versicherer, zählen aber weiterhin sicherlich nicht nur die Bedingungen sowie Ausgestaltungsmöglichkeiten, sondern auch das Vertrauen in die Gesellschaft und den Service – gute Erreichbarkeit, lösungsorientiertes Arbeiten und langfristig positive Erfahrungen im Schadensfall. Ich kann aber nur hoffen, dass man sich nicht wieder knapp drei Jahre Zeit lässt für die nächsten Produktnachbesserungen.
Über den Autor:
Tobias Bierl wurde 1984 geboren. Als ausgebildeter Versicherungsfachmann und Finanzanlagenfachmann gründete er mit seinem Bruder 2008 Stefan die Finanzberatung Bierl in Walderbach in der Oberpfalz. Als einer der Geschäftsführer liegt sein Schwerpunkt im Bereich Biometrie / Berufsunfähigkeitsversicherung. Bierl gewann 2019 den OMGV Makler-Award für den besten Blog / Content auf der Homepage und 2021 für die besten Kundenbewertungen.
