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Aktualisiert am 09.06.2020 - 16:30 Uhrin Die Spezialisten für globale GeldanlageLesedauer: 8 Minuten
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Produktivitätsparadox Mehr Innovationen, weniger Wachstum

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Das Produktivitätsparadoxon der Informationstechnologie

In der Abbildung erkennt man für die aktuelle IT-Revolution (Computerchips, Software und Telekommunikation) eine ähnliche Produktivitätsentwicklung. Das erste kommerzielle Computermodell kam in den 1950er-Jahren auf den Markt, 1984 gefolgt vom Macintosh, dem Personal Computer von Apple für den Massenmarkt.

Zwei Phasen der US-Arbeitsproduktivität

Transportable Energiequellen (1890-1940) und Informationstechnologien (1970-2017):

Dennoch blieb das Wachstum der Arbeitsproduktivität bis Anfang der 1990er-Jahre schwach. Dieser scheinbare Widerspruch wurde als Produktivitätsparadoxon der Informationstechnologie bezeichnet und von Robert Solow im Jahr 1987 bekannt gemacht: Ihm zufolge war das Computerzeitalter überall erkennbar, außer in den Produktivitätsstatistiken.

Doch warum kehrte das Wachstum der Arbeitsproduktivität dann im Jahr 1995 zurück? Der Harvard-Professor Dale Jorgenson weist auf zwei Faktoren hin: die zunehmende Produktivität der IT-Herstellungsprozesse sowie die darauf folgenden massiven Investitionen durch US-Unternehmen in die preiswertere Hardware und Software. Die Wachstumsphase begann mit der Verdopplung der Integrationsdichte bei Computerchips alle 18 bis 24 Monate, was auch als Mooresches Gesetz bekannt ist. Die Kosten der Unternehmen für die Investition in Hard- und Software gingen in spektakulärem Ausmaß zurück, weil mit einem gleich großen Produktionsfaktor (Arbeit) auf einmal mehr Rechenleistung hergestellt werden konnte. Darauf reagierten US-Unternehmen mit massiven Investitionen in die neuerdings erschwingliche IT-Ausrüstung, was wiederum ergänzende Veränderungen an der geschäftlichen Organisation und am Personal zur Folge hatte. Dies wirkte sich auf die Art und Weise aus, wie die neuen Technologien zum Nutzen des Geschäfts eingesetzt wurden.

Zunahme der Arbeitsproduktivität ist mittelfristig zu erwarten

Nach 2004, als praktisch jede Branche und jeder Wirtschaftssektor auf Computer umgestellt hatte, verlangsamte sich das Wachstum der Arbeitsproduktivität in den USA wieder. Mit Blick in die Zukunft sind wir der Ansicht, dass auch die Automatisierung eines Tages eine weltweite Zunahme der Arbeitsproduktivität auslösen wird, die mit der Ära der transportablen Energiequellen vergleichbar ist. Damals beschleunigte sich das Wachstum der Arbeitsproduktivität in der Vorkriegszeit zwischen 1933 und 1940 erneut.

Unserer Meinung nach wird es für führende globale Unternehmen aufgrund der raschen Entwicklungen beim maschinellen Lernen und in der Robotik einfacher, ihre Produktivität zu steigern. Ein Beispiel ist das weltweit erste vollautomatisierte Lagerhaus des führenden E-Commerce-Anbieters JD.com in Shanghai, das im vergangenen Juni seinen Betrieb aufnahm. Zwanzig industrielle Verpackungsroboter suchen, transportieren und verpacken die Waren für Bestellungen von Online-Kunden. In chinesischen Lagerhäusern der gleichen Größe sind in China in der Regel 400 bis 500 Menschen beschäftigt, während JD.com mit fünf Personen auskommt – hauptsächlich zur Wartung der Maschinen. Technologisch beruht das Konzept auf der von Mujin, einem Robotik-Start-up mit Sitz in Japan, entwickelten Steuerung für Roboter. Die Steuerung bringt den Roboterarmen mithilfe von Kamerasystemen und Bewegungsplanungssoftware bei, wie Aufgaben (etwa das Ergreifen und Bewegen von Paketen) auszuführen sind – ganz ohne manuelle Anweisungen durch Menschen.

Der Mitgründer und technische Leiter von Mujin, Rosen Diankov, ist der Meinung, dass die Automatisierung einen Wendepunkt erreicht hat. Und in der Tat erkennen immer mehr Unternehmen, dass sie mit Robotiksystemen attraktive Renditen erzielen können, weil der Preis für die Systeme fällt.