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Aktualisiert am 09.06.2020 - 16:30 Uhrin Die Spezialisten für globale GeldanlageLesedauer: 8 Minuten
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Produktivitätsparadox Mehr Innovationen, weniger Wachstum

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Adidas ist Automatisierungspionier

Ein weiteres Beispiel für tiefgreifende Veränderungen im Produktionsprozess durch Automatisierung ist Adidas. Ende 2015 eröffnete das Unternehmen in Deutschland die „Speedfactory“, einen stark automatisierten Produktionsbetrieb. Es ist seit über 30 Jahren das erste Mal, dass Adidas eine Fabrik auf deutschem Boden errichtet. Im Jahr 2018 nahm Adidas seine zweite Speedfactory in Betrieb; nahe der US-amerikanischen Stadt Atlanta im Bundesstaat Georgia.

In den Adidas-Werken des Typs Speedfactory werden relativ wenig Mitarbeiter eingesetzt, dafür aber Technologien wie 3D-Druck, Roboterarme und computergestützte Strickmaschinen. Auf diese Weise werden die gleichen Laufschuhe hergestellt wie in China, Indonesien und Vietnam – aber in wesentlich kürzerer Zeit. Adidas hat erkannt, dass viele Kunden eine Lieferung am gleichen Tag sowie eine individuelle Anpassung erwarten. Und da sich die neuen automatisierten Werke des Typs Speedfactory näher bei den Kunden befinden, vermeidet Adidas Produktionsverzögerungen in Fabriken am anderen Ende der Welt.

Allerdings ist die Produktionsmenge der neuen Roboterfabriken von Adidas im Vergleich zu den asiatischen Lieferketten ziemlich klein. Die zwei neuen Werke sollen ab 2020 jedes Jahr eine Million Schuhe herstellen – das entspricht einem Tag der Produktion in Asien, wo Adidas im vergangenen Jahr 403 Millionen Schuhe fertigte. Doch die innovativen Produktionsbetriebe bieten andere Vorteile. So plant Adidas, die Roboter in den Speedfactory-Werken zu testen und genauer anzupassen, um die KI-Prozesse dann in die asiatischen Lieferketten zu integrieren. Auf diese Weise soll der bereits heute enorm umfangreiche Herstellungsprozess schneller, besser und preiswerter werden. Verringert Adidas die Stundenzahl menschlicher Arbeit, steigt die Arbeitsproduktivität.

Mittel zur Produktivitätserhöhung immer noch kostspielig

Wenn globale Unternehmen mithilfe der Automatisierung ihre Produktivität erhöhen, warum ist dann keine stärkere Zunahme des Produktivitätswachstums zu erkennen? Forschungsergebnisse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) deuten darauf hin, dass die langsame Produktivitätssteigerung von „durchschnittlichen“ Unternehmen die Tatsache verschleiert, dass eine kleine Gruppe von „Pionier“-Unternehmen wie Amazon oder Apple bereits solide Zuwächse erzielen. Durch die Investition in 3D-Drucker und Robotik streben Unternehmen wie Adidas niedrigere Arbeitskosten und bessere Margen an, während sie gleichzeitig mit besserem Kundenservice Marktanteile hinzugewinnen.

Obwohl die Pioniere bis an die Grenzen der Automatisierung gehen, sind derartige Investitionen immer noch teuer und für manche Unternehmen nicht einfach umzusetzen. Darin liegt unserer Meinung nach der Grund, warum die Produktivitätsvorteile noch nicht die Masse der Unternehmen erreichen.