Produktivitätsparadox Mehr Innovationen, weniger Wachstum
Mittlere Qualifikationen weniger gesucht
In dem Maße, wie maschinelles Lernen und Robotik preiswerter werden und sich in Unternehmen, die nicht zu den führenden Pionieren gehören, verbreiten, gehen wir davon aus, dass das Wachstum der Arbeitsproduktivität aller Unternehmen zusammen in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf das Niveau aus der Zeit vor der Finanzkrise steigen wird. Wir erwarten, dass das Produktivitätswachstum aufgrund der Automatisierung vor allem durch den Rückgang menschlicher Arbeitsstunden verursacht wird: Mit weniger Arbeitseinsatz wird die gleiche Leistung erzielt. Arbeitskräfte, die durch Rotoberarme oder selbstfahrende Autos ersetzt werden, stehen vor einem Problem: Sie müssen sich ziemlich rasch neue und möglicherweise schwieriger zu erlernende Fähigkeiten aneignen oder aber mit einer niedrigeren Vergütung vorliebnehmen.
Diese Arbeitsverschiebung ist in vielen Industrieländern bereits sichtbar. Seit Mitte der 1990er-Jahre nimmt die Zahl der typischen, eine mittlere Qualifikation erfordernden Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe ab, während mehr Bedarf an Beschäftigten mit niedriger und mit hoher Qualifikation besteht. Dementsprechend lassen sich die Erwerbstätigen, die noch nicht von Maschinen ausführbare Nicht-Routinetätigkeiten übernehmen, immer stärker in zwei Gruppen zuteilen: hochbezahlte, qualifizierte Beschäftigte (etwa Architekten) oder niedrig bezahlte, unqualifizierte Beschäftigte (Reinigungskräfte). Wir sind der Ansicht, dass vor allem Routinearbeitsplätze der nächsten Automatisierungswelle zum Opfer fallen werden.