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Prognose 2014: "Wenn sich alle Experten einig sind, kommt es am Ende anders"

Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon
In der vergangenen Woche veröffentlichten die deutschen Wirtschaftsinstitute ihre Prognose für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr. Das Ergebnis sieht gut aus.

Die Wirtschaft soll nach zwei mageren Jahren (0,7 und 0,4 Prozent) erstmals wieder ordentlich wachsen (1,8 Prozent). Die Beschäftigung sollte steigen. Die Inflation sollte niedrig bleiben. Die Trockenzeit der Krise scheint vorbei. Deutschland steht, wie es in dem Gutachten heißt, "am Beginn des Aufschwungs".

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Boom allerorten

Dies entspricht weitgehend der herrschenden Meinung und den anderen bisher vorliegenden Prognosen. Es gibt auch gute Gründe dafür. Die Stimmung in der Wirtschaft ist gut. Das ifo Geschäftsklima geht nun schon zum fünften Mal hintereinander nach oben. Die Automobilindustrie boomt und kämpft um die Vorherrschaft bei Elektroautos in der Welt.

Der Welthandel expandiert nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds um 4,9 Prozent (nach 2,9 Prozent in diesem Jahr). Die Eurokrise entspannt sich.

Bei den Investitionen gibt es Nachholbedarf. Die deutschen Unternehmen haben seit zwei Jahren nicht mehr richtig investiert. Die privaten Haushalte müssten von der zunehmenden Beschäftigung, den steigenden Löhnen und der niedrigen Preissteigerung profitieren.

Die Ausgangsposition für einen Aufschwung ist daher so gut wie schon lange nicht mehr. Gleichwohl hatte ich bei der Lektüre des Gutachtens Bauschmerzen. Mir war das etwas zu viel Optimismus.

Viel Wind um nichts

Vor einem Jahr hatten die Institute schon einmal davon gesprochen, dass sich die Konjunktur beleben würde. Getan hat sich dann aber nichts. Ich kann auch noch nicht den Elan in den Unternehmen erkennen, der eine so starke Erholung rechtfertigen würde. Es gibt in Deutschland weder in der Politik noch in der Wirtschaft eine Aufbruchsstimmung. Zudem gibt es noch viele Risiken.

Schließlich: Wenn alle Experten einer Meinung sind, muss man vorsichtig sein. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es am Ende anders kommt.

Hier daher ein paar Kontrapunkte zu dem Gutachten: Erstens ist das Wachstum im Euroraum, wo sich die spektakulärsten Verbesserungen ergeben haben, noch sehr gering. Es wird kaum über ein Prozent hinausgehen.

Zudem sind die europäischen Krisenländer der vergangen Jahre inzwischen wettbewerbsfähiger geworden. Das Geschäft auf ihren Märkten ist für die Deutschen daher schwieriger.

Darüber hinaus befinden sich die beiden wichtigsten Handelspartner Deutschlands in Euroland – Frankreich und Italien – immer noch mitten in der Krise. Hier gibt es wenig Konsolidierungs- und Reformfortschritte.

Globaler Boom Fehlanzeige

Zweitens ist das Bild im Rest der Welt sehr gemischt. Die USA leiden noch an der Unsicherheit über den weiteren Fortgang der Haushaltskrise. Die Finanzpolitik könnte restriktiver ausfallen.

In den Schwellen- und Entwicklungsländern ist das Wachstum zwar noch hoch, es hat sich aber spürbar verlangsamt. Die Erwartungen vieler Exporteure haben sich nicht erfüllt. Im vergangenen und in diesem Jahr expandierte die chinesische Volkswirtschaft beispielsweise jeweils real um 7 bis 8 Prozent. Die deutschen Lieferungen in das Land sind per Saldo aber nicht mehr gestiegen, sondern gesunken.

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