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Protektionismus in den USA Mixt Donald Trump seiner US-Wirtschaft einen Giftcocktail?

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„Es gibt aber auch eine weniger schmerzhafte Option: Waren und Dienstleistungen können außerhalb der USA produziert und importiert werden, was das Risiko einer Überhitzung der Binnenwirtschaft reduziert. Diese Situation wird von Ökonomen häufig als ‚doppeltes Defizit’ bezeichnet: Hohe (und steigende) Haushaltsdefizite gehen oft Hand in Hand mit hohen (und steigenden) Handelsdefiziten.“

„Anders formuliert: Die Wirtschaft zu stimulieren, kann zum Teil tatsächlich zu einer höheren Inlandsproduktion führen, zum Teil aber auch bei Handelspartnern ‚versickern’. Die ‚versickerte’ Menge ist natürlich größer, wenn die Binnenwirtschaft bereits auf vollen Touren läuft. Nahezu alle Experten sind sich einig, dass das höhere Staatsdefizit in der jetzigen Situation sehr wahrscheinlich das Leistungsbilanzdefizit in die Höhe treiben wird. Die Frage ist nur, wie weit“, so Daalder. Ob Trump dies wohl im Sinne hatte, als er davon sprach, „Amerika wieder großartig machen“ zu wollen?

Einfuhrzölle könnten Gift für die Wirtschaft sein

Daalder ist zudem überzeugt, dass Trump mit seinen nun beschlossenen Plänen, Aluminium- und Stahlimporte mit Zöllen zu belegen, noch mehr Öl ins Feuer gießt: „Ökonomen werden sagen, dass es unter jeglichen Umständen eine schlechte Idee ist, einen Handelskrieg zu beginnen. Dies aber ausgerechnet dann zu tun, während man eine Wirtschaft stimuliert, die bereits kurz vor der Vollauslastung steht, ist ein makroökonomischer Giftcocktail.“

„Wer den Außenhandelssektor als mögliches Ventil ausschaltet, das einen Teil des in der Binnenwirtschaft entstehenden Drucks abgeben kann, macht eine Überhitzung nur wahrscheinlicher. Weiter steigende Löhne und Gehälter sowie eine stärkere Inflation – teilweise infolge der höheren Einfuhrzölle – werden die US-Notenbank Fed sicherlich dazu bringen, ihre Leitzinsen schneller zu erhöhen, was die Wirkungen der Steuersenkungen konterkariert“, analysiert Daalder. Hinzu kommt: „Höhere Zinssätze und Anleiherenditen könnten zu einer kräftigen Aufwertung des US-Dollars führen, was den USA im internationalen Handel nur schaden würde.“

Es ist nur eine Theorie

Steuert die US-Wirtschaft also auf eine Katastrophe zu? Nicht zwangsläufig, meint Daalder. „Die Wirtschaftstheorie ist – wie der Name schon sagt – eben nur eine Theorie. Eines der größeren Rätsel, die wir gegenwärtig an den Finanzmärkten beobachten, ist zum Beispiel die anhaltende Schwäche des US-Dollar, die dem stetig größer werdenden Zinsabstand zwischen den USA und anderen Ländern eigentlich widerspricht. Das zeigt, dass höhere Zinssätze nicht unbedingt einen stärkeren US-Dollar zur Folge haben.“

„Die wahrscheinlich größte Unsicherheit ist mit der Frage verbunden, ob die US-Wirtschaft bereits Vollauslastung erreicht hat oder kurz davorsteht. Sollte dies zutreffen, ist die derzeitige Mischung aus Finanz- und Geldpolitik zweifellos ein Fehler von historischen Ausmaßen. In diesem Fall wäre es besser gewesen, das Dach zu reparieren“, so Daalder.

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