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Aktualisiert am 28.01.2020 - 09:47 Uhrin FinanzberatungLesedauer: 5 Minuten

QFZ: „Selbsthilfekräfte der Branche nutzen“

Thomas Walter, QFZ
Thomas Walter, QFZ

DAS INVESTMENT.com: Warum haben Sie für QFZ eine Stiftung als Rechtsform gewählt? Thomas Walter: Wir haben die QFZ vor eineinhalb Jahren gestartet, nach umfangreichen rechtlichen Vorarbeiten sind wir seit Februar 2009 eine Stiftung. Wir wollen der Branche fortwährend Impulse für eine Weiterentwicklung aufzeigen, von denen wir glauben, dass sie notwendig sind. Wir brauchen den Dialog mit allen relevanten Gruppen, um etwas zu bewirken. Dass wir dies in Form einer Stiftung tun, zeigt an, dass das, was wir tun, langfristig und auf Dauer angelegt ist. DAS INVESTMENT.com: Welche Gesellschaften unterstützen Sie direkt oder sind mit der Stiftung verbunden? Walter: Die Stiftung ist unabhängig und zielt nicht auf Gewinne ab. Unser Kapital beträgt 600.000 Euro. Die Kosten im vergangenen Jahr lagen bei 700.000 Euro, 2009 werden sie wohl höher liegen. Daher müssen viele Vorhaben über Spenden projektbezogen finanziert werden, wir sind auf Mittel von Banken, Versicherern und Finanzvertrieben angewiesen. Premium Partner der QFZ sind derzeit die Formaxx AG, die das gesamte Projekt mitinitiiert hat, sowie die LV1871, die Sparda Bank Hamburg, Standard Life und Delta Lloyd. Dazu kommt noch die Kommunikationsagentur SHR Finance. Die Partner spenden entweder konkret projektbezogen oder bauen mit einer Spende den Kapitalstock auf, aus dem später die Arbeit der Stiftung finanziert wird. DAS INVESTMENT.com: Sie wollen unter anderem ein allgemeinverbindliches Gütesiegel für Finanzberatungsqualität entwickeln. Wie weit sind Sie damit? Walter: Wir haben zunächst mit Verbraucherschützern aller Couleur gesprochen, wie ein solches Gütesiegel aussehen kann. Da gibt es teils widerstrebende Aussagen. Teilweise vertreten die Verbraucherschützer die Ansicht, dass die Selbstheilungskräfte der Branche höher sind, wenn die Branche sich aus sich selbst heraus reformiert. Dies habe eine höhere Glaubwürdigkeit als zum Beispiel eine Regulierung von außen auf eher akademischem Niveau. Andere Verbraucherschützer hingegen wollen sich mit den Marktteilnehmern gar nicht auseinandersetzen. DAS INVESTMENT.com: Wie soll das Endprodukt Gütesiegel ausehen? Walter: Wir setzen dabei auf einen Business Club für Finanzdienstleister, die „QFZ-Lounge“. Interessierte Finanzberater können sich über diverse Kriterien für eine Mitgliedschaft qualifizieren. Anders als zum Beispiel der Business Club des „Manager Magazins“ selektieren wir dabei nicht allein über das Einkommen, sondern fragen auch nach Kriterien wie etwa Aus- und Weiterbildung, Budgetverantwortung oder Mitarbeiterführung. Das zugrundeliegende Scoring-Modell wurde in Kooperation mit der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Paderborn entwickelt. Wir bilden aus den Berater-Angaben einen Score zwischen 1 und 10. Ab einem Ergebnis von 6 erhält ein Interessent eine Einladung. DAS INVESTMENT.com: Wie ist die Resonanz? Walter: Es haben sich bereits 400 Berater beworben und dem Test unterzogen. Aufgenommen haben wir bislang 28. Wir suchen Berater, die nicht nur gut in ihrem Job sind, sondern uns auch Impulse für die Weiterentwicklung der Branche liefern können. Unser Ziel ist es, 1.000 Personen in diesem Business Club, der eigentlich eine Community für herausragende Finanzberatung darstellt, zu versammeln. Dazu gehören nicht nur Berater, auch engagierte Wissenschaftler und Studenten sind willkommen. Ziel ist es, qualifiziertes Personal aus verschiedenen Bereichen unserer Branche zusammenzubringen und einen ständigen Dialog zu führen. Dank einem Förderprogramm können wir auf zwei Mitarbeiter der FHDW Paderborn zurückgreifen, die qualifizierten Content für die QFZ-Lounge liefern. Anhand von Incentives bringen wir die Teilnehmer auch mal vor Ort zusammen, zum Beispiel auf der Teststrecke von Porsche in Leipzig. DAS INVESTMENT.com: Welches ist Ihr nächstes Projekt? Walter: Gemeinsam mit dem Zeit-Verlag veröffentlichen wir Anfang 2010 ein Buch zum Thema „Finanzberatung 2015“. Es enthält Essays und Artikel von Experten und beschreibt einen visionären Ausblick – gewissermaßen einen Idealzustand der Finanzberatung. Die Autoren sind Marktteilnehmer, Wissenschaftler und Produktpartner. Zu den behandelten Themen gehören beispielsweise Produkte und Produkteigenschaften, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Frage der Konsumentensouveranität, die Normierung des Beratungsprozesses oder die Frage, welche neuen Technologien und Tools die Finanzberatung künftig nutzen wird. DAS INVESTMENT.com: Sie betonen stets die gesellschaftliche Verantwortung der Finanzberater. Was tun Sie in diesem Bereich? Walter: Wir kümmern uns um den Nachwuchs und erklären Kindern die Welt der Finanzen. Gerade haben wir einen animierten 5-Minuten Film zum Thema Zineszins produziert. Dies ist der erste Film der Serie „Max, Manni und die Moneten“, in der Finanzwissen für Kinder einfach erklärt wird. Wir stellen Fragen wie: „Lebt denn der Dax im Wald?“ oder „Gehen Bankangestellte Samstagabends in die Dispo?“ Das Ziel ist, dass die Kinder spielerisch die Grundbegriffe lernen, zum Beispiel wie sie mit Taschengeld umgehen können, dass es mehr Sinn macht etwas zu sparen, anstatt alles für Handy-Klingeltöne auszugeben. Die Serie ist fürs Web-TV geplant, wir denken aber auch an eine Ausstrahlung über den Kinderkanal oder in öffentlich-rechtlichen TV-Sendern. Die einzelnen Folgen sind von unseren Produktpartnern fremdfinanziert. Es gibt aber kein Produktplacement, die Filme sollen auch an Schulen verteilt werden. In einem weiteren Schritt entwickeln wir dazu passende Unterrichts-Materialien für Lehrer. DAS INVESTMENT.com: Neben Ihrer Person sind auf Ihrer Website Jörg Jacob und die beiden Formaxx-Führungskräfte Eugen Bucher und Ralf Steinmeister als Initiatoren der QFZ genannt – allesamt Experten, die zuvor bei anderen Finanzvertrieben unter Vertrag waren. Im vergangenen Jahr wurde berichtet, bestimmte Referenten konnten auf QFZ-Veranstaltungen nicht auftreten, weil es Druck von dritter Seite gab? Spüren Sie aus dieser Richtung noch Sperrfeuer? Walter: Es ist richtig, dass es 2007 solche Vorfälle gab, mittlerweile merken wir auf unserer Veranstaltungen aber keine Gegenmaßnahmen mehr. DAS INVESTMENT.com: Welche Aufgabe hat Jörg Jacob innerhalb der QFZ? Walter: Jörg Jacob ist zweiter Vorsitzender und Vorstand, während ich den Stiftungsvorsitz inne habe. Wir haben uns die Aufgabengebiete bewusst aufgeteilt. Ich kümmere mich um die Akquisition neuer finanzieller Partner, um die Öffentlichkeitswirkung und die Unternehmensentwicklung. Jacob verantwortet den Kontakt zu Verbraucherschützern und den Kontakt zu den Wissenschaftlern – wir kooperieren derzeit mit 14 wissenschaftlichen Lehrstühlen. DAS INVESTMENT.com: Welche Ansicht vertreten Sie im Hinblick auf die zu erwartende Regulierung der Bereiche Investmentfonds und geschlossene Fonds? Walter: Prinzipiell begrüßen wir alles, was dem Verbraucher hilft, sich unbürokratisch und souverän entscheiden zu können. Auf der anderen Seite muss ein Berater auch noch arbeiten können, zu viele organisatorische Fesseln verursachen hohe Kosten und verschlingen Kapazitäten. Wir vertreten die Ansicht, eine KWG-Lizenz sollte das Minimum sein, um Investmentfonds und geschlossene Fonds vermitteln zu können. Die Zulassungskriterien müssen hoch angesetzt werden. Wir fordern beispielsweise auch, dass die nebenberufliche Finanzberatung komplett abgeschafft wird und der Beratungsprozess normiert wird, damit sichergestellt ist, dass die Beratung anhand fester Kriterien nachvollziehbar erfolgt und nicht von der Tagesform des Beraters oder dessen möglichen Präferenzen zu Produkten abhängt. Zur Website der QFZ-Initiative und zur QFZ-Stiftung

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