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Auffallende Schwäche Die ungewöhnliche Entwicklung von Qualitätsaktien im ersten Halbjahr 2022

Bergbauunternehmen sind Zykliker par excellence
Bergbauunternehmen sind Zykliker par excellence: In der aktuellen Konjunkturphase liegen günstige Aktien mit einer niedrigen Gewinnstabilität vorn. | Foto: Imago Images / Joerg Boethling
Chris Zani, MFS IM

Weltpolitische Krisen, Inflationssorgen und eine straffere Geldpolitik haben Aktien dieses Jahr einbrechen lassen. In solchen Zeiten wird oft geraten, auf finanzstarke Qualitätsunternehmen zu setzen. Sie würden Investoren vor Verlusten schützen und das investierte Kapital sichern. Aber dieses Jahr war alles anders. Qualitätsunternehmen boten nicht den erwarteten Schutz. Wir analysieren deshalb, ob das eine Anomalie war, und nennen die Gründe für den Minderertrag von Qualitätsaktien seit Jahresbeginn.

Untersuchen wir zunächst, wie sich Qualitätsaktien bei fallenden Kursen generell entwickeln. Als Proxy nutzen wir den Global Quality Factor von Style Analytics. Für alle Monate der letzten 20 Jahre mit mehr als 5 Prozent 6-Monats-Verlust des MSCI World Index berechnen wir die relative 6-Monats-Performance von Qualitätsaktien gegenüber ihrem Sektor. Wie Grafik 1 zeigt, ist die Performance des Faktors Qualität bei fallenden Kursen (MSCI World Index auf der y-Achse) meist positiv. Auf der x-Achse liegen die Datenpunkte also rechts der Null. Aber es gibt zwei Ausnahmen: die beiden hellblauen Datenpunkte für April und Mai 2022. Dieses Jahr scheint beim Faktor Qualität also etwas Ungewöhnliches passiert zu sein.

Grafik 1: Bei fallenden Kursen liegt der Faktor Qualität meist im Plus – aber das 1. Halbjahr 2022 war anders


Aber warum war der Faktor Qualität zuletzt weltweit so schwach? Lag es an einer einzelnen Region, oder war es ein marktübergreifendes Phänomen? Für unsere Analyse nutzen wir die Qualitätsdefinition des quantitativen MFS-Teams. Der Faktor Qualität kombiniert FactSet-Daten für Rentabilität und Gewinnstabilität und setzt sie ins Verhältnis zum Regionen- und Sektordurchschnitt.

Grafik 2 zeigt, dass sich – mit Ausnahme von US-Small-Caps – Aktien aus dem obersten Qualitätsquintil in allen Regionen unterdurchschnittlich entwickelten und Minderertrag verzeichneten. Im Folgenden analysieren wir, warum dies bei Small Caps anders war.

Grafik 2: Mit Ausnahme von US-Small-Caps lagen Qualitätsaktien seit Jahresbeginn 2022 in allen Regionen hinter dem Markt

Weil es bei den Mindererträgen keine auffälligen länderspezifischen Unterschiede gibt, betrachten wir die relative Performance von Qualität gegenüber anderen Faktoren, um mögliche Muster zu erkennen. Die Grafiken 3 und 4 zeigen die gleitenden 24-Monats-Korrelationen der Faktorerträge in Nordamerika und Europa. Die Performance ist die Wertentwicklung der Modellportfolios aus den 20 Aktien mit der besten Faktorperformance (oberstes Quintil) abzüglich des Ertrags des gleichgewichteten Gesamtuniversums. Auch hier nutzen wir wieder unsere eigenen Faktordefinitionen und Daten von FactSet.

Grafik 3: In Nordamerika ist Qualität seit 2019 positiv mit Momentum korreliert

Grafik 4: In Europa ist Qualität seit 2016 positiv mit Momentum korreliert

 

Die Entwicklungen der Regionen ähneln sich. In den vergangenen Jahren glich die Performance des Faktors Qualität der des Faktors Momentum bei einer negativen Korrelation mit dem Faktor Bewertung (Value). Daher scheint es nur natürlich, dass der Faktor Qualität in diesem Jahr hinter dem Markt zurückblieb. Der Minderertrag des Faktors hat weniger damit zu tun, dass Qualität nicht mehr geschätzt wird, sondern hängt mit der guten Performance des Faktors Bewertung zusammen. Günstig bewertete Titel sind oft keine Qualitätsaktien, während Qualitätsaktien oft teuer sind – die Investoren zahlen viel für sie, da sie Wert auf stabile Gewinne legen. Günstig bewertete Titel haben wegen schlechter Geschäftsaussichten hingegen oft an Wert verloren. Small Caps sind allerdings noch immer sowohl positiv mit dem Faktor Bewertung als auch mit dem Faktor Qualität korreliert, bei einer neutralen Korrelation mit dem Faktor Kursmomentum. Das erklärt, warum der Faktor Qualität bei Small Caps funktioniert.

Die Faktoren Wachstum und Momentum sind heute eng miteinander korreliert, ähnlich wie Qualität mit Wachstum. So war es nicht immer. So war in Nordamerika von 2013 bis 2016 die Korrelation der Faktoren Qualität und Bewertung hoch, und die nach dem Ende der Technologieblase so schwachen Wachstumswerte waren ganz sicher keine Qualitätstitel.

Fassen wir also zusammen: Die schwache Performance des Faktors Qualität in diesem Jahr kam angesichts des Kurseinbruchs überraschend. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass sich der Faktor Qualität zurzeit eher wie die Faktoren Kurs- und Gewinnmomentum verhält und zugleich negativ mit dem Faktor Bewertung korreliert ist, lässt sich die Performance seit Anfang 2022 besser erklären. Korrelationen sind nicht konstant und ändern sich im Zeitablauf. In der aktuellen Konjunkturphase liegen aber eher die günstigeren Aktien mit einer niedrigeren Gewinnstabilität vorn.

Weitere Markteinschätzungen von MFS Investment Management finden Sie hier.

Die hier dargestellten Meinungen sind die der Autoren und können sich jederzeit ändern. Sie dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Empfehlung, Aufforderung oder als Anlageberatung verstanden werden. Prognosen sind keine Garantien.

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