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Quirin-Chefvolkswirt im Interview „ETFs bewegen nicht nur stumpfsinnig große Geldvolumina“

Philipp Dobbert ist Chefökonom bei der Quirin Privatbank.
Philipp Dobbert ist Chefökonom bei der Quirin Privatbank. | Foto: Quirin Privatbank

Eben hat die Deutsche Börse die aktuellen Aufsteiger und Absteiger des Dax bekannt gegeben. Der deutsche Leitindex bildet die Kursentwicklung der 30 größten hiesigen Unternehmen nach Marktkapitalisierung und Streubesitz ab. Aus diesem Anlass möchte Philipp Dobbert, Chefvolkswirt der Quirin Privatbank, mit einer verbreiteten Meinung zu ETFs, börsengehandelten Indexfonds, aufräumen. Die Quirin Privatbank nutzt die Indexfolger beispielsweise als Zielfonds im hauseigenen Robo-Berater Quirion. In einer Mitteilung der Bank heißt es:

Es sei ein Irrglaube, dass bei jeder Änderung des Index auch die auf ihn lautenden ETFs sofort kaufen und verkaufen müssten. Zwischen ETF und Markt gebe es vielmehr Mechanismen, die die direkte Markteinwirkung der Indexfolger abmilderten. Zum einen seien das die Broker: „Viele Market Maker wirken wie ein Puffer“, so Dobbert. Darüber hinaus sorge aber auch der ETF selbst für Ausgleich: „So viele Transaktionen wie möglich (finden) innerhalb des Fonds statt, ohne unmittelbar an den Markt zu gehen.“

DAS INVESTMENT hat auf diese Thesen hin bei der Quirin Bank nachgehakt.


DAS INVESTMENT: Sie sagen, es gebe Mechanismen, die verhinderten, dass Umschichtungen im Index sich via ETF unmittelbar auf den Markt auswirkten. Zum Beispiel sorge der ETF selbst für Ausgleich. Wie meinen Sie das?

Philipp Dobbert: Nehmen Sie zum Beispiel einen Dax-ETF. Zunächst einmal werden bei Index-Umschichtungen die Transaktionen innerhalb des Fonds realisiert.

Aber wenn etwas aus dem Index herausfällt und Neues hinzukommt, lässt sich das doch nicht innerhalb des Fonds bewerkstelligen.

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Dobbert: Es muss schon Wandel stattfinden. Aber es ist mitnichten so, dass genau am Tag der Umstellung im Index alle ETFs auch die Aktien verkaufen, die nicht mehr im Index sind – oder umgekehrt kaufen, was neu hinzugekommen ist. Die Index-Umschichtungen sind im Vorhinein ja schon bekannt. Dadurch können sich die Fondsanbieter auf die Zielinvestments vorbereiten.

Es geht Ihnen also eher um den Termin – dass die Umschichtung nicht exakt dann stattfindet, wenn sich der Index ändert?

Dobbert: Genau. In der Fachöffentlichkeit und in der Presse heißt es oft, dass ETFs viel Instabilität ins Finanzwesen bringen, weil sie das, was sich jeweils im Index ändert, sofort nachvollziehen müssen. Und dass auf diese Weise stumpfsinnig große Volumina an den Märkten bewegt werden.

Inwiefern können aber Transaktionen innerhalb des Fonds geschehen?

Dobbert: Zu- und Abflüsse können zum Teil auch in der Fondssphäre verrechnet werden. Ein Beispiel: Ein bestimmtes Unternehmen gewinnt stark hinzu. Allerdings hat zur gleichen Zeit der Fonds insgesamt Mittelabflüsse zu verzeichnen. Dann ist schon dadurch, dass das Fondsvolumen abgeschmolzen ist, der Wertanstieg dieses einen Unternehmens automatisch im Fonds abgebildet. Der ETF-Anbieter kann dann lediglich unterproportional die Anteile dieses Unternehmens verkaufen – und trotzdem ist der Anteil dieses Titels am gesamten Fonds proportional gestiegen.

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