LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 6 Minuten

Quirlige Vielfalt Anleihen aus Südostasien – was die Region zu bieten hat

Nahverkehrszug in der chinesischen Hauptstadt Beijing
Nahverkehrszug in der chinesischen Hauptstadt Beijing: China ist das Zentrum einer umtriebigen Weltregion mit Aussicht auf Wachstum. | Foto: imago images / agefotostock

Am 1. Februar 2022 läutete China das Jahr des Tigers ein. Ein Jahr lang ist im chinesischen Tierkreiskalender dann je­nes Tier Trumpf, das bildhaft für Kraft und schnelles Wirtschaftswachstum steht – für den Sprung über die Schwelle vom Agrarland zu einem modernen Indus­triestaat.

Das trifft auf eine ganze Reihe südost­asiatischer Volkswirtschaften zu. Etwa die Staaten, die sich zur Asean­-Gemeinschaft zusammengeschlossen haben. Als der Verbund im Jahr 1967 zusammenfand, strebten die fünf Gründerstaaten gemeinsamen Fortschritt an, wirtschaft­lich, politisch und auf sozialer Ebene. Neben Thailand, Indonesien, Malaysia, Philippinen und Singapur sind seither noch weitere fünf Staaten Südostasiens beigetreten.

Die gesamte Region durchlebt eine quirlige Dynamik, die den westlichen Industrieländern in dieser Form fremd ist. Nicht wenige Ökonomen sehen Asien als globales Zentrum von morgen an, mit der Wirtschaftssupermacht China in seiner Mitte. Das bevölkerungsreichste Land der Erde sah im neuen Jahrtausend einen märchenhaften Boom. In den Nullerjah­ren stieg Chinas Bruttoinlandsprodukt von Jahr zu Jahr teils im zweistelligen Prozentbereich an (Grafik unten) – Wer­te, von denen man in Europa oder den USA nur träumen kann.

Auch die umgebenden Länder dürften vom Aufstieg Chinas profitieren, meint Robert Horrocks, Investmentchef der auf Asien spezialisierten Fondsboutique Matthews Asia. Er verweist auf Chinas Demografie: Die chinesische Bevölkerung altere deutlich, daher sei die Großmacht zunehmend auf Arbeitskräfte aus anderen Weltregionen angewiesen. „China wird einen Teil seiner industriellen Basis nach außerhalb seiner Grenzen verlagern“, sieht Horrocks für die Zukunft voraus. Südost­asien hält er für den Hauptnutznießer dieser Entwicklung.

Wo lässt sich China einordnen?

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Während Enthusiasten China fasziniert als rührigen Wettbewerber ansehen, gibt es auch kritische Stimmen. Sie warnen vor strategischer Hinterlist. China könne andere Staaten in ungesunde Abhängig­keiten bringen wollen, etwa durch gigan­tische Infrastrukturprojekte wie die Neue Seidenstraße. Das aggressive Auftreten des Staates in der Sonderverwaltungszone Hongkong und der deutlich vorgebrachte Anspruch auf das abtrünnige Taiwan lie­ßen nichts Gutes erahnen.

Die USA hat das selbstbewusste Auftre­ten Chinas längst auf den Plan gerufen. Die beiden Staaten wetteifern mittlerweile um die globale Wirtschaftsvorherrschaft – auch, indem sie einander Handelsschran­ken auferlegen.

Anlagespezialist Horrocks mag bei China kein zerstörerisches Kalkül nach außen erkennen. Er meint: Das Reich der Mitte sei vor allem an guten Beziehungen zu seinen Nachbarn interessiert. Ebenso strebe China eine stabile Partnerschaft mit den westlichen Staaten an. Das gelte selbst für den Fall einer neuen Weltord­nung mit zwei politisch­-wirtschaftlichen Einflusssphären – einer rund um die Ver­einigten Staaten von Amerika und einer rund um China.

Das Klima des ungebrochenen Wachs­tums in China und Umgebung wird aber auch aus anderen Gründen rauer: In der Corona-­Krise tun sich Lücken in internati­onalen Lieferketten auf. Rohstoffe werden rar, viele Länder kämpfen mit steigenden Inflationsraten. Hinzu kommt seit Ende Februar der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Weil China sich nicht deutlich dagegen positioniert und Sanktionen gegen Russland nicht unterstützen will, haben viele Investoren jüngst Geld aus chinesischen Wertpapieren abgezogen. Nicht zuletzt sorgen Chinas rigide Anti-Corona-­Maßnahmen in dem Land und der Region für Unsicherheit. Es ist mithin viel passiert, seitdem Anfang Februar der Tiger seine Top-­Position im chinesischen Horoskop eingenommen hat.

Tipps der Redaktion