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Aviva-ESG-Manager im Interview „Für unsere ESG-Ziele wollen wir bei Unternehmen auch eskalieren“

Mirza Baig
Mirza Baig: Der ESG-Experte von Aviva Investors erklärt, wie das kommende Engagement-Programm seines Hauses aussehen soll. | Foto: Aviva Investors

Die Fondsgesellschaft Aviva Investors, Vermögensverwaltungstochter des britischen Versicherungskonzerns Aviva, will sich zukünftig stärker ins Management von Unternehmen einmischen – um dort nachhaltiges Handeln zu fördern. Dafür hat die Gesellschaft ein Engagement-Programm gestartet, mit dem sie sich 30 Unternehmensriesen vorknöpfen will. Alle emittieren große Mengen an Kohlendioxid.  Aviva will sie unter anderem dazu bringen, ihren Klimagas-Ausstoß bis zum Jahr 2050 netto auf null herunterzufahren. Sie sollen sich zumindest schon einmal auf den Weg dorthin machen.  

Das Programm ist auf ein bis drei Jahre ausgelegt, abhängig vom Unternehmen. Wer die Aviva-Forderungen ignoriert, fliegt – als letzte Eskalationsstufe – komplett aus den Portfolios der Gesellschaft. Die Maßnahmen sollen für alle Aktien- und Anleiheinvestments der betreffenden Unternehmen gelten. Im Interview mit unserem Portal erläutert Mirza Baig, globaler Leiter für Nachhaltigkeits-Research und Stewardship bei Aviva Investors, wie sein Haus die hochgesteckten Ziele umsetzen will.

DAS INVESTMENT: Herr Baig, wie kam das Engagement-Programm von Aviva Investors zustande?

Mirza Baig: Klimarisiken sind systemisch und allgegenwärtig. Sie werden alle Unternehmen und Sektoren in unterschiedlichem Ausmaß treffen. Die Absicht hinter unserem fokussierten Klima-Eskalationsprogramm: Wir wollen unsere allgemeinen Engagement-Aktivitäten durch intensiveren Dialogs mit einer kleineren Gruppe von Unternehmen aufstocken.

Wieso gerade diese 30 Unternehmen?

Baig: Sie haben einen überproportionalen Einfluss darauf, ob die Länder, in denen sie wirken, die Pariser Klimaziele auch erreichen können. Diese Unternehmen tragen zu mehr als 30 Prozent der jährlichen globalen Emissionen bei, wenn man den gesamten CO2-Lebenszyklus ihrer Aktivitäten berücksichtigt.

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Haben Sie sich mit den Unternehmen im Vorfeld über die Teilnahme an Ihrem Programm beraten?

Baig: Nein, sie wurden auf der Grundlage ihres CO2-Fußabdrucks und ihrer Größe ausgewählt. Jedes Unternehmen wurde über seine Aufnahme in unser gezieltes Engagement-Programm informiert, nachdem die Liste intern genehmigt war.

Wenn gerade diese Unternehmen erheblich zur globalen Kohlenstoffemission beitragen, wäre es nicht besser, dort gar nicht erst zu investieren?

Baig: Die ESG-Philosophie von Aviva Investor fördert die relativen Vorzüge des Engagements gegenüber einem Desinvestment. Für uns ist das der effektivere Mechanismus, wenn man positive Veränderungen bewirken will. Dafür, sich zu engagieren, sprechen zwei Schlüsselfaktoren: Erstens fehlt es an einer kritischen Masse im Markt, damit ein Desinvestment auch ein sinnvoll Veränderungen anstoßen kann. Denn es gibt sehr viele andere Investoren, die bereit wären, unseren Platz einzunehmen, sollten wir uns zurückziehen. Zweitens signalisiert ein Desinvestment dem betroffenen Unternehmen zwar, dass der Investor unzufrieden ist. Es wird dann aber nicht klar kommuniziert, welcher zukünftige Zustand gewünscht ist oder wie ein Fahrplan für Veränderungen aussehen könnte. Deshalb wollen wir lieber investiert bleiben, uns weiter zu engagieren und mit den Unternehmen gemeinsam eine Klimastrategie entwickeln. So können wir auch weiter den Weg und das Tempo des Wandels beinflussen. Wir sind uns aber bewusst, dass unser Engagement nur dann wirken kann, wenn es von einem robusten Eskalationsprozess begleitet wird. Die ultimative Sanktion, dass wir aus dem Investment aussteigen.  

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