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Rally hin oder her Rohstoff-Firmen haben ein Schuldenproblem

Wer angesichts der Rally an den Rohstoffmärkten denkt, die Bergbaufirmen seien aus dem Schneider, sollte bedenken, dass viele von ihnen immer noch mit ausufernder Verschuldung zu kämpfen haben. Ein weiteres Jahr mit Einsparungen konnte den Gewinneinbruch nach dem Preisverfall nicht ausgleichen. Ein Index für die Verschuldung von Bergbau-, Energie- und Agrarfirmen ist im vierten Quartal weiter angestiegen und liegt mehr als doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor.

Zwar haben sich die Rohstoffpreise in den letzten vier Wochen erholt, aber immer noch liegen sie deutlich unter ihrem Stand von noch vor zwei Jahren – beim Kupfer sind es 28 Prozent, beim Rohöl sogar 64 Prozent. Damit das Überangebot, das den Preisverfall ausgelöst hat, verschwindet, müssten die Firmen ihre Produktion stärker drosseln. Aber viele von ihnen stecken so tief in Schulden, dass sie unbedingt Barmittel generieren müssen, um zu überleben.

„Ich nenne das das Rohstoffdilemma", sagt Jessica Fung, Rohstoffanalystin bei BMO Nesbitt Burns in Toronto. „Die Produktion zu drosseln ist die absolut letzte Option für alle Firmen, weil sie damit praktisch ihre Ertragsquelle abdrehen würden. Und was wäre dann?"

Mehr Zahlungsausfälle

Falls die Rohstoffpreise nicht stärker steigen, führt dieses Dilemma für einige Produzenten in diesem Jahr zu ernsten Konsequenzen. Die Schuldenlast vieler Bergbau- und Ölförderfirmen wächst, egal wie viel sie graben und pumpen. Moody’s Investors Service erwartet, dass Ausfälle bei Firmen dieses Jahr ein Sechs-Jahres-Hoch erreichen werden, wobei Rohstofffirmen besonders stark betroffen sind. Im Januar setzte Moody’s 55 Bergbauunternehmen und 120 Öl- und Gasförderfirmen auf Beobachtung für eine mögliche Ratingabstufung.

Mit dem Absturz des Ölpreises von über hundert Dollar je Barrel Mitte 2014 auf bis zu 26 Dollar im Februar verschlechtern sich die Verschuldungsquoten vieler Bohrfirmen. Das gilt auch für diejenigen mit Investment-Grade-Rating wie Anadarko Petroleum, die Produktion und Kosten gesenkt haben.

Die überraschende Rally bei den Metallen seit Jahresbeginn hat den Druck auf einige Goldförderer wie Newmont Mining oder Barrick Gold verringert, und Bergbauaktien hatten im Februar ihren stärksten Monatsgewinn seit 2009. Die Eisenerzpreise, die drei Jahre in Folge nur gefallen waren, sind seit Jahresbeginn um 46 Prozent gestiegen, auch wenn sie immer noch bei der Hälfte ihres Stands von vor zwei Jahren liegen.

Zunehmende Belastung

Doch bei einer entscheidenden Kennzahl, der Verschuldung, haben die meisten Rohstoffförderer Probleme. „Es gibt immer noch einen ordentlichen Cashflow”, sagte Egizio Bianchini von der Bank of Montreal am Dienstag auf der Jahreskonferenz des kanadischen Entwickler- und Prospektorenverbands in Toronto. „Das Problem sind die Schulden." Bianchini schätzt, dass die Bergbaubranche 50 bis 60 Milliarden Dollar Kapital braucht, um sich nach dem Rohstoffcrash zu stabilisieren.

Bei Freeport-McMoRan, dem größten börsennotierten Kupferförderer, hat sich die Verschuldungsquote zum bereinigten Ebitda per 31. Dezember auf 5,6 mehr als verdoppelt, von 2,1 ein Jahr zuvor, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Das Unternehmen teilte am 26. Januar mit, es wolle über eine Reihe von Transaktionen seinen Schuldenstand von 20 Milliarden Dollar um fünf bis zehn Milliarden Dollar verringern. Die Verschuldung des Öl- und Gasförderers Anadarko lag Ende 2015 beim 3,5-fachen bereinigten Ebitda, verglichen mit mit nur 0,9 ein Jahr zuvor.

„Das ist ein großes Problem", sagt Bianchini. „Mir wurde früh beigebracht, dass Schulden tödlich sind. Sie werden diesmal wohl einigen Firmen den Garaus machen."

Laut John Thornton, Non-Executive Chairman von Barrick, gibt es für Förderfirmen nur drei Wege, aus dem Teufelskreis herauszukommen: mehr Geld verdienen, neue Aktien begeben oder Vermögenswerte verkaufen.

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