Null- und Negativzinsen Wie sich heutzutage Cash im Portfolio verwalten lässt
Die gesamte Branche steht vor der Herausforderung, die sich nach wie vor sogar noch weiter ausbreitende Zinswüste zu meistern: „Das Thema trifft den Nerv der Zeit, denn nichts ist momentan schwieriger, als ein attraktiv verzinstes Cash-Management zu betreiben. Die Nullzinspolitik in Europa und den USA macht es uns unmöglich, völlig risikolos in Anleihen mit kurzen Laufzeiten anzulegen und dabei noch eine positive Rendite zu generieren“, stellt Kathrin Eichler fest, geschäftsführende Gesellschafterin der in Düsseldorf ansässigen Eichler & Mehlert Vermögensverwaltung.
Thomas Ritterbusch bestätigt diese Einschätzung. Eine Abkehr von klassischen Bar-Reserven kommt für ihn dennoch keinesfalls in Frage: „Für uns ist Cash eine strategische Komponente in unserer Asset-Allokation und maßgeblich am langfristigen Erfolg beteiligt“, erklärt der Vorstand des Braunschweiger Vermögensverwalters BRW Finanz und betont, das Geld seiner Kunden traditionell ausschließlich im Tagesgeld-Bereich anzulegen.
Dass die Geldhäuser dort so ruppig vorgehen, ist nicht zuletzt dem Druck geschuldet, dem sie selbst ausgesetzt sind. Banken wie die Stadtsparkasse Düsseldorf müssen nun schon seit mehr als sechs Jahren Minuszinsen zahlen, wenn sie ihr überschüssiges Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken (siehe Darstellung). Seitdem sind diese Gebühren ohne Gegenbewegung kontinuierlich nach oben geklettert und haben im September 2019 ihren vorläufigen Höhepunkt bei jährlichen 0,5 Prozent erreicht.
Eichlers Erfahrung zeigt, dass dies zumindest auch den Anlegern inzwischen bewusst ist und deren Erwartungen senkt: „Die Benchmark im Cash-Management hat sich deutlich verschoben. Das Ziel ist es nicht mehr, eine Verzinsung von 1 bis 2 Prozent zu erreichen, sondern Negativzinsen auf dem Anlagekonto zu vermeiden.“ Diese lägen mittlerweile zwischen minus 0,4 und minus 0,6 Prozent. Damit wird schon eine Verzinsung in Höhe der schwarzen Null zu einem Erfolg.
